Jeden Tag fast 40’000 Hindus mehr!

Stosszeit in New Delhi
Viele Nordinder werden künftig keine Frau mehr finden.
16-jährige Hindu-Mädchen aus Rajasthan lernen in einem Slum lesen und schreiben – ein christliches Bildungs- und Sozialprojekt.

Nach der Volkszählung 2001 haben die indischen Statistiker die Zahlen zum ersten Mal nach Religionsgemeinschaften aufgeschlüsselt – mit teils frappanten Ergebnissen.

Die indische Bevölkerung ist von 1991 bis 2001 von 846 auf 1028 Millionen gewachsen – jeden Tag um fast 50'000 Menschen! Die Hindus stellen nach wie vor 80,5 Prozent der Bevölkerung (eingeschlossen die kastenlosen Dalits und alle Stammesangehörige, die keine andere Religionszugehörigkeit angaben).

Darum kann man davon ausgehen, dass allein durch das Bevölkerungswachstum die Zahl der Hindus pro Tag um fast 40'000 Menschen zugenommen hat!

138 Millionen Muslime

Die zweitgrösste Religionsgemeinschaft in Indien stellen die Muslime mit 138 Millionen Menschen (13,4%). Es folgen die kleinen Gemeinschaften: 24 Millionen Christen (2,3%), 19 Millionen Sikhs, 8 Millionen Buddhisten und 4 Millionen Jainas. 6,6 Millionen Menschen erklärten ihre Zugehörigkeit zu „anderen Religionen und Überzeugungen“ – ein deutliches Signal für das zunehmende Selbstbewusstsein der untersten Schichten, der Dalits und Stammesangehörigen.

Grösseres Wachstum der Christen

Im Vergleich zur vorangegangenen Periode 1981-91 ging das Wachstum aller Religionsgemeinschaften – ausser der Christen – zurück: bei den Hindus von fast 23 auf 20 Prozent, bei den Muslimen von fast 33 (!) auf 29 Prozent. Die christlichen Kirchen wuchsen in den 80-er Jahren um 17 Prozent, in den 90ern um bemerkenswerte 22 Prozent.

Doch diese Fakten im „Report on Religion Data“, der zum erstenmal überhaupt erstellt wurde, provozierten in der indischen Öffentlichkeit weniger heftige Reaktionen als andere Kontraste. Seit längerem weiss man, dass zuwenig Mädchen geboren werden.

Massenhaft Abtreibungen von Mädchen

Im Zeitalter des Ultraschall-Tests, der das Geschlecht im ersten Schwangerschaftsdrittel erkennen lässt, führt die Minderbewertung von Mädchen vor allem bei Sikhs und bei Hindus zu massenhaften Abtreibungen, was auf die Bevölkerungsstatistik durchschlägt: Während bei den Christen auf 1000 Männer 1009 Frauen kommen, sind es bei den Buddhisten 953, bei den Muslimen 936, bei den Hindus 931 und bei den Sikhs bloss 893 (Durchschnitt 933).

Noch dramatischer zeigt sich die Entwicklung im Absturz des Anteils der neugeborenen Mädchen: Die Sikhs weisen auf 1000 Knaben im Alter von 0-6 Jahren nur noch 786 Mädchen auf! Bei den Christen sind es 964 Mädchen, bei den Muslimen 950, bei den Buddhisten 942 und bei den Hindus 925. Das heisst, dass jeder 13. Hindu im nächsten Jahrzehnt in seinem angestammten Milieu keine Frau finden wird!

Das harte Los der muslimischen Frauen

In der Religionsstatistik zeigt sich auch, dass bei den Muslimen die kleinen Kinder den höchsten Anteil der Menschen ausmachen (was sowohl auf hohe Fruchtbarkeit als auch auf niedrige Lebenserwartung wegen Armut zurückzuführen ist). Nicht weniger als 18,7 Prozent der Muslime Indiens waren zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht 6 Jahre alt.

Die Zahlen zeigen auch, dass in jenen Gemeinschaften, die auf die Bildung der Mädchen hohes Gewicht legen, weniger Kinder geboren werden. Noch immer können weniger als zwei Drittel der über 7-jährigen Inder lesen und schreiben (64,8 Prozent)! Bei den Christen sind es (trotz dem hohen Anteil an Dalits und Angehörigen tiefer Kasten in Nordindien) 80 Prozent, bei den Buddhisten 72 Prozent. Die Muslime liegen mit 59 Prozent deutlich unter dem nationalen Mittel, die Hindus mit 65 Prozent knapp darüber.

Der Süden ist weiter

In den südlichen Staaten, wo der Einfluss der brahmanischen Hindu-Kultur seit Generationen geringer war als im Norden, können deutlich mehr Menschen, vor allem auch Frauen, lesen und schreiben. Die Hindus weisen die grösste Diskrepanz zwischen den Geschlechtern auf: Der Unterschied im Prozentsatz der Analphabeten beträgt bei ihnen 23 Prozent, bei den Buddhisten 21 und den Muslimen 17 Prozent. Bei den Christen liegen die Frauen gegenüber den Männern 8 Prozent zurück.

Der Bericht zeigt auf, welche Gliedstaaten und welche Gemeinschaften am weitesten zurückliegen. Bei den Stammesangehörigen im nördlichen Armenhaus Bihar, die sich keiner der grossen Religionen zugehörig fühlten, kommen fast drei Analphabeten auf eine Person, die mit Buchstaben etwas anfangen kann…

Quelle: Livenet/Census of India

Datum: 18.01.2005

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