Vietnam: „Gefangene Christin gefoltert“

Le Thi Hong Lien wurde gefoltert.

Die bis zum 15. November im Gefängnis Chi Hoa inhaftierte mennonitische Christin Le Thi Hong Lien ist vermutlich infolge von Misshandlungen und Folter schwer erkrankt, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).

Inzwischen wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Eltern der 21-jährigen Lehrerin fürchten inzwischen um das Leben ihrer Tochter. Die IGFM fordert die vietnamesische Regierung auf, den Vorfall unverzüglich untersuchen zu lassen und Le Thi Hong Lien zwecks Behandlung und aus humanitären Gründen freizulassen.

Die junge Frau Le Thi Hong Lien war am 12. November 2004 - zusammen mit fünf weiteren Personen im sogenannten „Mennoniten-Prozess“ um den Pastor und Bürgerrechtler Nguyen Hong Quang - vom „Volksgericht Ho-Chi-Minh-Stadt“ angeklagt worden (wir berichteten darüber). Die sechs Mennoniten sind zu insgesamt achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Ihr Vater erkannte sie nicht mehr

Lien wurde wegen „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ mit 12 Monaten Gefängnis bestraft. Augenzeugen berichteten, dass sie bereits bei der Verhandlung nicht mehr gehen und stehen konnte. Auch während der Urteilsverkündung blieb sie sitzen. Ihren Vater, der während der Verhandlung im Gerichtssaal anwesend war, erkannte sie nicht. Der Bitte von Pastor Quang, das Gericht möge sie wegen Erschöpfung und Nervenzusammenbruch in Behandlung schicken, wurde nicht stattgegeben.

Nach dem Prozess wollten die Eltern von Frau Lien am 15. November ihre inhaftierte Tochter besuchen. Doch sie durften die Gefangene nicht sehen. Als Begründung wurde ihnen mitgeteilt, Lien werde in der Krankenstation behandelt. Am nächsten Tag teilte die Gefängnisleitung den Eltern nach langem Warten mit, dass ihre Tochter wegen „psychischer Erkrankung“ in ein Krankenhaus überwiesen worden sei. Die Gefängnisleitung war erst nach lang währenden Verhandlungen bereit, den Namen des Krankenhauses mitzuteilen.

Anzeichen für Folterung

Nach dem dann am 16. November der Krankenbesuch doch noch erfolgen konnte, berichtete der Vater über den schrecklichen Zustand seiner Tochter. Sie konnte die Eltern weder erkennen noch mit ihnen sprechen. Die Schatten eines Polizisten versetzten sie in Angst und Schrecken. Ihr Arm war voll von roten Flecken, die Augen geschwollen und mit Blutergüssen bedeckt. Aus einem Zeh, dessen Fussnagel abgerissen ist, floss Blut. Die Eltern schlossen aus diesen Anzeichen, dass sie gefoltert worden war. Schon während der Untersuchungshaft hatte einer ihrer Mitgefangenen von Misshandlung berichtet. Lien hatte sich geweigert, ein von ihr verlangtes „Geständnis“ abzulegen.

Lehrerin für mittellose Kinder

Lien unterrichtete in Ho-Chi-Minh-Stadt Schulklassen der Mennoniten für mittellose Kinder und Strassenkinder. Der von ihr organisierte Unterricht mit dem Namen „Klassen der Liebe“ wurde ihr mehrmals zum Verhängnis. Sie wurde immer wieder verhaftet und krankenhausreif misshandelt.

Nach Informationen der IGFM verstärkt die vietnamesische Regierung den Druck auf die Mennoniten um Pastor Quang. Das Haus des Pastors, das auch als Büro der Mennoniten dient, wurde in den letzten Tagen mehrmals nachts durchsucht. Seine Frau wurde angewiesen das Hausschild mit der Aufschrift der „Mennoniten Kirche“ zu entfernen. Schüler, Studenten und Christen, die bei ihr zu Besuch waren, wurden mit Geldstrafen belegt und ihnen wurde verboten, sich in dem Haus aufzuhalten.

Quelle: IGFM

Datum: 26.11.2004

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