Söhne Israels in Afghanistan

Michael Freund besucht Einwanderer aus den indischen Staaten Mizoram und Manipur in Israel
Ihre Zukunft liegt in Israel.

Fortsetzung unseres Exklusivinterview mit Michael Freund, dem Direktor der jüdischen Rückkehrer Organisation «Amishav». Auf die verlorenen Stämme Dan und Manasse werden weitere Rückkehrer-Stämme folgen.

Es werden Wunder war, so sangen Mariah Carey und Ofra Haza im Duett. Das war im Soundtrack zu Steven Spielbergs Film «Prinz von Ägypten». In besungener Szene zogen die Hebräer als freie Menschen aus Ägypten aus. Davor waren sie 400 Jahre Sklaven der mächtigen Pharaonen. Bei der jüngsten Rückkehr von Juden aus ihrem Exil erleben wir das Wunder von neuem. Aus den indischen Staaten Mizoram und Manipur ziehen die Bnej Menashe ein und aus Äthiopien die Kinder vom Stamm Dan.

Daniel Gerber: In der Bibel gibt es zwölf Stämme, wovon zehn als verschollen gelten, zwei wurden entdeckt, wo sind die acht fehlenden?
Michel Freund:
Die Assyrer verschleppten die zehn nördlichen Stämme. Seit diesem Zeitpunkt verschwanden sie im Nebel der Geschichte. Die jüdische Gemeinschaft schaut seither nach ihnen aus. Der Prophet Jeremia sagt, dass diese einst gefunden und zurückgebracht werden. Rabbis und Gelehrte forschten in den verschiedenen Zeitaltern nach diesen zehn Stämmen.

Ich glaube, dass die Bnej Menashe von Manasse abstammen und somit einer dieser verlorenen Stämme sind und durch die Gnade Gottes gefunden wurden und nun im Prozess der Wiederherstellung hier sind. Von Dan haben wir auch gesprochen.

Wir wissen auch von anderen ethnischen Gruppen. Zum Beispiel die Paschtunen in Afghanistan. Es gibt viele Beweise, die darauf hindeuten, dass sie von einem verlorenen Stamm herstammen. Sie haben viele Bräuche die ähnlich sind, wie die jüdischen Praktiken. Auch Clan-Namen die gleich sind haben sie. Auch wir brauchen diese. Der frühere israelische Präsident Yitzhak Ben Zvi schrieb auch über die Paschtunen. Und er schloss, dass diese historisch mit Israel verbunden sind. Dass sie unser Fleisch und Blut sind, Brüder und Schwestern.

Letztlich sind diese Angelegenheiten bei Gott. Es liegt an ihm, zu entscheiden, wann die Zeit reif ist. Wir tun das Menschenmögliche. Wenn es Gottes Wille ist, dass diese restlichen Stämme aufgedeckt und zu uns gebracht werden, wird es geschehen. Etwas wird wohl dem Messias überlassen, wenn er kommt. Was wir lokalisieren können, tun wir. Wir stellen wieder her, was wir können. Aber letztlich haben wir Vertrauen in Gott, dass die Prophezeiungen erfüllt werden und dass alle verlorenen Stämme heimkommen werden.

Auch das Volk der Taliban könnten einen jüdischen Hintergrund haben. Dabei meinen wir nicht diese extremistischen Muslimpriester, sondern das Volk.

Inwieweit arbeiten Sie von Amishav an der Aufdeckung dieser Fakten?
Wir pflegen keine offizielle Verbindung zum Volk der Taliban. Sie sind unterdrückt durch muslimische Terroristen. Aber es ist wahr. Manche Taliban haben ethnisch gesehen einen paschtunischen Hintergrund. Die Taliban als Afghanistans Herrscher wurden extern durch Saudis gegründet. Für viele Paschtunen sind sie etwas fremdes. Es ist möglich, dass wir eines Tages hingehen und uns mit Stammesführern treffen, um mehr über ihren Hintergrund zu erfahren. Wir bemühen uns um Kontakt mit Paschtunen, die ausserhalb Afghanistans, im Westen, leben. Wir haben solche gefunden, die um ihre Wurzeln wissen. Sie wissen, dass ihre Grosseltern ihnen sagten. «Kinder Israels», wurden sie genannt. Und sie beschrieben ihre Praktiken, die mit den jüdischen fast übereinstimmen. Aber jetzt, mit den politischen und sicherheitstechnischen Gegebenheiten dort, können wir zur Zeit keine Recherche durchführen. Wenn die Zeit reif ist, wird es passieren, dann gehen wir mit dieser Recherche weiter voran.

In Jesaja 45,14 werden Sudanesen erwähnt, es gibt dort Gemeinden, die eines Tages in Israel einwandern wollen, weil sie das als Prophezeiung für sich sehen.
Das weiss ich nicht. Mir ist aber bekannt, dass äthiopische Juden in den 80er Jahren, als Israel in einer dramatischen Operation Tausende von ihnen hierher brachte, dass damals viele von ihnen in den Norden gingen, in den Sudan. Und sie wurden von den Sudanesen gerettet und von dort her nach Israel gebracht.

Herr Freund, warum engagieren Sie sich so?
Exzellente Frage, ich gebe ein Beispiel. Es tönt vielleicht etwas dumm aber ich hoffe, dass es diesen Punkt klärt. Vor ein paar Jahren kündigte ich mein Abonnement bei einer Zeitung. Danach erhielt ich immer wieder Telefonanrufe von denen. Sie versuchten mich als Abonnenten zu gewinnen: «Wir geben ihnen einen Rabatt, sie erhalten die Zeitung einen Monat gratis, kommen Sie zurück ... » Ich habe abgelehnt. Aber es zeigte mir, dass diese Zeitung so viel Wert auf jeden Einzelnen ihrer Leser legt, dass sie Geld einsetzt und sich sehr bemüht, verlorene Leser zurückzugewinnen. Wenn eine Zeitung das macht, warum sollten wir das als Volk nicht auch tun? Wir, die jüdischen Leute, haben über die Jahrhunderte hart gelitten. Als die zehn Stämme verloren gignen – die meisten realisieren das gar nicht richtig – war dies eine nationale Katastrophe. Zehn von zwölf Stämmen verschwanden auf einmal. Ich glaube also, dass wir die Verantwortung historisch, moralisch und religiös haben, die, die ihre Wurzeln behalten haben, zu kontaktieren und zu versuchen, sie zurückzubringen.

Ich fühle mich sehr glücklich, dass Gott mich in eine Position gebracht hat, bei der ich im Stande bin, eine Rolle in diesem Prozess zu spielen. Denn wir wissen von der Bibel, dass dies etwas ist, das passieren wird, nämlich dass am Ende der Tage Israel und Juda vereint werden. Die von uns, die aus den Stämmen Judas verloren gingen, werden vereint sein, mit unseren verlorenen Brüdern Israels. Demografisch gesprochen ist die jüdische Gesellschaft sehr klein. Vor 60 Jahren wurde ein Drittel der Juden dieser Welt im Holocaust ermordet. Wir verloren viele Juden. Wenn heute Gruppen wie die Bnej Menashe – die ihren jüdischen Lebensstil leben – zu uns kommen wollen, sehe ich keinen Grund, ihnen nicht zu helfen und sie wieder hier einzufügen. Denn letztlich sind sie ein Segen für uns, für das Land, für die Leute.

Lesen Sie morgen den letzten Teil der Serie: «Bevor die Steine schreien»

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2700 Jahre im Exil – jetzt dürfen die Söhne Manasse heim

Datum: 20.10.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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