Leiter unter Druck

Täglich mehr Christen im Iran

Während Iran dem Ausland die Kontrolle über sein Nuklearprogramm verwehrt, scheint das Regime zunehmend die Kontrolle über seine junge Bevölkerung zu verlieren. Täglich distanzieren sich frustrierte Iranerinnen und Iraner vom Islam, der Religion der Herrscher; manche werden Christen. Die Behörden reagieren mit der Verfolgung von evangelischen Gemeindeleitern.
Hamid Pourmand
Junge Iraner

Am 9. September schlug die iranische Geheimpolizei zu: Sie sprengte ein Pastorentreffen und nahm 86 evangelische Leiter in Haft. Wochenlang war nichts über den Verbleib von Hamid Pourmand (47) bekannt, der als Laienpastor in einer Pfingstgemeinde in der Stadt Bandar-i Bushehr am Golf wirkte.

Pourmand diente in der iranischen Armee im Rang eines Obersten. Vorletzte Woche rief er seine Frau ganz kurz an und sagte ihr, es gehe ihm gut; wo er festgehalten wurde, konnte er nicht mitteilen. Laut dem Informationsdienst Compass Direct wächst unter iranischen evangelischen Christen die Besorgnis.

Pourmands Haus durchsucht

Die Behörden hatten am 9. September 76 der 86 abgeführten Pastoren nach Verhören bei Einbruch der Nacht freigelassen; weitere neun kamen nach drei Tagen frei, wobei die Geheimpolizei weitere Verhöre androhte.

Pourmands Frau, eine assyrische Christin, und seine zwei kleinen Kinder besuchten zur Zeit der Festnahme Verwandte in der Hauptstadt Teheran. Bei ihrer Rückkehr nach Bandar-i Bushehr entdeckten sie, dass das Haus durchsucht worden war; die Papiere der Familie und Fotografien hatte die Geheimpolizei mitgenommen.

Pourmand hatte vor bald 25 Jahren zum Glauben an Christus gefunden. Er diente weiter in der iranischen Armee, obwohl die neuen Gesetze von Khomeinys islamischer Republik Nicht-Muslimen Offiziersränge verboten. Ein Freund Hamids sagte Compass Direct, er habe seinen Religionswechsel nicht verheimlicht. Seiner Ehrlichkeit wegen habe er weiterhin Respekt genossen.

„Fremde Religionen“ als Gefahr

Die Pastoren mussten mit Verfolgung rechnen: Wenige Tage vor dem Schlag warnte ein Chef-Beamter des Sicherheitsministeriums am staatlichen Fernsehen die Bevölkerung vor „fremden Religionen“, die im Land aktiv seien. Der „geliebte schiitische Islam“ der Perser müsse vor allen fremden Einflüssen geschützt werden (er ist durch das eisern durchgesetzte Machtmonopol der Mullahs bei vielen in Misskredit geraten).

Offenbar nahm derselbe Beamte am ausführlichen Verhör der zehn Pastoren am 9. September teil. Laut dem Bericht von Compass Direct äusserte er, christliche Aktivitäten im Iran seien „ausser Kontrolle“ geraten, und forderte die Pastoren auf, sich gegen die Flut von christlicher Literatur, TV- und Radioprogrammen zu wenden.

Mädchen und Jungen: 50 Bekehrungen pro Tag

Im Verlauf des letzten Jahres haben prominente Regime-Vertreter öffentlich das Christentum, die Sufis (islamische Mystiker) und die Zoroaster-Religion als Bedrohungen für Irans nationale Sicherheit bezeichnet. Das Regime hat in den 90-er Jahren mehrere Ex-Muslime, die Christen wurden, unter Spionage-Anklagen zum Tod verurteilt und hinrichten lassen. Abfall vom Islam gilt als todeswürdiges Verbrechen.

Im Frühjahr sagte der schiitische Gelehrte Hasan Mohammadi vom Erziehungsministerium vor Oberstufenschülern in der Hauptstadt Teheran, leider wendeten sich „an einem Tag im Durchschnitt 50 iranische Mädchen und Jungen im Geheimen christlichen Kirchen“ im Iran zu.

Viele feiern im Geheimen

Ein Christ im Iran äusserte Compass Direct gegenüber den Eindruck, dass weder das Regime noch die Kirchen den geistlichen Aufbruch quer durch das Land im Griff haben. „Wir hören Schätzungen, wonach bereits 60 Prozent der Menschen im Iran die Botschaft von Christus gehört haben – sogar in den Dörfern.“

Viele der neuen Christen treffen sich in privaten Wohnungen; manchmal sind ganze Familien zum Glauben an Jesus Christus gekommen. „Die Regierung kann wirklich nichts tun, um das Wachsen des Christentums im Iran zu stoppen.“

Quelle: Livenet/Compass Direct

Datum: 12.10.2004
Autor: Peter Schmid

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