Wieder Hoffnung für Libanons Christen

Libanon

Die dreifache Forderung des UNO-Sicherheitsrates nach dem Abzug der syrischen Truppen aus dem Libanon, nach einem neuen Präsidenten sowie vor allem Entwaffnung der schiitischen Hisbollah-Miliz gibt den libanesischen Christen endlich wieder Hoffnung.

Seit Libanons Bürgerkrieg der siebziger und achtziger Jahre sind die syrischen Besatzer dort zu Unterdrückern der Christen und Schutzherren aller politislamischen Interessen geworden.

Obwohl das syrische Assad-Regime - wie früher im Irak Saddam Hussein - im eigenen Land auch mit christlichen Politikern zusammenarbeitet, begünstigt es in Libanon jene radikalen Muslime, Sunniten wie Schiiten, die in Damaskus selbst von ihm verfolgt werden. Auch Libanons heutiger Präsident, Antoine Lahoud, ist trotz seines katholisch-maronitischen Taufscheins eine syrische Marionette: Er unterschreibt Gesetze gegen die eigene Kirche.

Taube Ohren der Syrer

Maroniten-Patriarch Nasrallah Sfeir hat schon seit langem und immer lauter seine Stimme erhoben und ein Ende des syrischen Besatzungsregimes gefordert. Darin wurde er von der Bischofskonferenz der armenischen, chaldäischen, melkitischen, römischen und syrischen Katholiken in Libanon unterstützt. Ihr Ruf stiess aber bisher in Damaskus auf taube Ohren.

Die Syrer waren 1976 zunächst als Helfer der Drusen und Palästinenser ins Land gekommen, später unterstützten sie die Schiiten. Das Abkommen in der saudiarabischen Sommerresidenz Taif beendete 1989 den libanesischen Bürgerkrieg nach dem Grundsatz hälftiger Vertretung von Christen und Muslimen in Regierung, Armee und Verwaltung: Von der Unabhängigkeit 1943 bis 1975 hatten gerade die katholischen Maroniten über politische Vorrechte verfügt.

Taif segnete ausserdem den Fortbestand der syrischen Besatzung als „arabische Friedenstruppe” ab. Die letzten 15 Jahre haben gezeigt, dass diese Okkupation den neuen Grundsatz islamisch-christlicher Gleichberechtigung immer mehr zugunsten der Muslime verzerrt und radikale Gruppierungen wie die schiitische Hisbollah-Miliz und den sunnitischen Tauwchid begünstigt.

Lebensgefährliche Missionierung

Die Forderung von Libanons Katholiken nach Abzug der Syrer wird auch ökumenisch vom einflussreichen Mittelöstlichen Kirchenrat mitgetragen. Zwar nimmt die orthodoxe Kirche, deren Patriarch in Damaskus seinen Sitz hat, zu Syrien eine positivere Haltung ein. Die hauptsächlich von den USA her aus den Reihen der anderen Christen, aber auch der Muslime gewonnenen evangelischen Christen Libanons sind jedoch die eifrigsten Befürworter eines syrischen Rückzugs. Für jene von ihnen, die weiter unter Muslimen verkünden, ist Libanon in den letzten Jahren wieder lebensgefährlich geworden. Zuletzt wurde ein aus Jordanien stammender Prediger im nordlibanesischen Tripolis ermordet.

Doch dürfte beim US-amerikanischen Feldzug gegen den Terror und nahöstliche Gewaltherrscher jetzt die Stunde Syriens schlagen. Seit bald 40 Jahren regiert in Damaskus mit harter Hand dieselbe arabisch-sozialistische Baath-Partei, die im Irak einen Saddam Hussein hervorgebracht hatte. Auf den langjährigen Diktator Hafes al-Assad ist dessen Sohn Baschar gefolgt, ohne etwas an der brutalen Alleinherrschaft ihres Clans zu ändern. Waren mit Saddam die mittelirakischen Takritis an der Macht, so sind es mit den Assads die nordsyrischen Alauwiten. Nahostkenner stellten sich daher schon länger die Frage: Kommt nach dem Irak nun Syrien an die Reihe?

Tatsächlich nimmt Bush jetzt kurz vor den amerikanischen Präsidentenwahlen Damaskus ins Visier. Dazu verlangen die USA über die UNO die Entwaffnung und Auflösung der schiitischen Terroristen vom Hisbollah, der Partei Allahs in Südlibanon.

Konzessionen möglich

Im Unterschied zu Saddam dürfte der junge Assad nachgeben. Schon sein Vater liess 1998 die kurdische PKK auf amerikanisch-türkischen Druck fallen und verwies Öcalan des Landes. Eine Entmachtung des Hisbollah würde dann sicher von Israel mit Konzessionen belohnt. Wegen der ständigen Angriffe der Schiitenmiliz auf Galiläa ist Israels Grenze zu Libanon bis heute unsicher geblieben. Der in Palästina so verfahrene nahöstliche Friedensprozess könnte in Libanon und am Golan neu in Gang kommen, was nicht nur den nahöstlichen Christen Hoffnung gibt.

Datum: 10.09.2004
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Kipa

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