Regime unterdrückt evangelische Bewegung

Viele vietnamesische Christen bei Massenprotesten erschlagen – Tausende verletzt

Die brutale Unterdrückung des Freiheitsstrebens der Bergstämme in Vietnam hat über Ostern einen neuen Höhepunkt erreicht. Über 150'000 Personen gingen am Karsamstag und Ostersonntag für gewaltlose Demonstrationen auf die Strasse. In mehreren Städten und zahlreichen Dörfern im Hügelland, das an Kambodscha grenzt, wurden Tausende von wehrlosen Berglern brutal zusammengeschlagen und viele getötet.
Verhaftung eines Christen (in Handschellen) in einem Bergdorf, März 2001. Bei der Aktion wurden 1-5 Personen getötet
Ksor Kroih (39) wurde 2001 in einem eintägigen Verfahren wegen angeblicher Handlungen gegen die Einheit des Staates zu elf Jahren Haft verurteilt.
Protest gegen die Verfolgung der vietnamesischen Bergvölker in Italien
Vietnamesisches Bergdorf
Highlands

Am Karsamstagmorgen, 10. April, waren viele 10'000 Degar (Sammelbegriff für die Bergstämme) aus den Dörfern unterwegs nach Buon Ma Thuot, dem Hauptort der Provinz Dak Lak, 270 km nordöstlich von Saigon. Sie fuhren teils Traktoren, teils zogen sie Karren mit Matten, Decken und Nahrungsmittel, um ihren Protest in der Stadt über mehrere Tage fortsetzen zu können.

Ihre Exil-Organisation hatte am Vortag vor Gewalt gewarnt; dies erwies sich als berechtigt: Auf den Zufahrtsstrassen und bei Brücken waren Soldaten, Polizisten sowie Studenten und weitere Vietnamesen ohne Uniform postiert. Sie blockierten den Durchgang und begannen auf die wehrlosen Degar einzudreschen. Dazu benutzten sie Metallstangen, Schaufeln, Knüppel mit Nägeln, Macheten und Ketten.

Mit Schaufeln, Stangen und Ketten gegen Wehrlose

Laut Berichten, die die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erreichten, wurden die Demonstrierenden brutal zusammengeschlagen. Die Christen hatten keine Waffen; offenbar wehrten sich einige, indem sie Steine warfen.

Auf jene, die zu fliehen versuchten, machten die Schläger Jagd, auch auf Frauen und Kinder. Viele wurden getötet und vermutlich Tausende verletzt, manche von ihnen schwer. Hunderte von Traktoren und Karren wurden verbrannt oder konfisziert.

Blinde Frau totgeschlagen

Eine 26-jährige Frau aus dem Ede-Volk berichtete: „Tausend Leute versuchten wegzukommen vom Ort des Schlachtens durch Polizei und Zivilisten. Sie schlugen uns mit Metallstangen und Stöcken. Leute bluteten am Hals, aus der Nase, aus dem Mund und den Augen. Die Dorfbewohner schrien. Wir rannten Hals über Kopf davon. Jene, die sich in der Kaffeeplantage zu verstecken suchten, wurden gefangen, geschlagen und gleich getötet. Polizisten, Studenten und Vietnamesen warfen Steine auf uns.“

Die Schläger verschonten auch eine blinde Frau nicht, die auf einem Traktor sass: „Ein Dutzend Leute, darunter Polizisten, umringten sie und forderten sie auf abzusteigen. Sie konnte nicht – sie war blind. Da schlugen sie auf sie ein, bis sie vom Traktor fiel und starb.“

Proteste in fünf Provinzen

Ähnliches ereignete sich am Karsamstag und Ostersonntag auch in den vier Nachbarprovinzen Gia Lai, Dak Nong, Phuoc Long und Lam Dong. In der erstgenannten Provinz kam es laut HRW an mindestens 17 Orten zu Zusammenstössen; die Protestierenden wurden daran gehindert, in die Provinzhauptstadt Pleiku zu ziehen. Das Provinzspital in der Stadt zählte 52 Verletzte, viele mit schweren Kopfwunden.

Aus Angst vor Verhaftung und Folter dürfte sich die Mehrzahl der Verletzten nicht in Spitalpflege begeben haben. Viele Protestierende sind verschwunden. Sie wurden verhaftet und an unbekannten Orten in Haft gesetzt; ihre Angehörige befürchten Folterungen.

Internationale Untersuchung gefordert

Die Montagnard Foundation, die aus dem US-Exil die Degar vertritt, schätzt die Zahl der Demonstranten auf gegen 200’000, die Zahl der Toten auf mehrere hundert. Eine Quelle in Vietnam schätzte 400 Todesopfer.

Die Forderung der Montagnard Foundation nach einer unabhängigen Untersuchung der Grausamkeiten durch ausländische Experten wird von Human Rights Watch mit Nachdruck unterstützt. Die vietnamesischen Behörden haben Blutspuren und Trümmer auf den Strassen rasch entfernen lassen.

Im Untergrund

Wegen der staatlichen Repression sind Hunderte von Berglern aus ihren Dörfern geflohen. Manche haben sich seit Monaten oder Jahren im Hügelland oder in Verstecken unter den Häusern verborgen.

Die Degar fordern Religionsfreiheit, die Rückgabe von konfisziertem Land und ein Ende der brutalen Repression und Überwachung durch die Behörden, die seit Massenprotesten im Jahr 2001 zugenommen hat und in den letzten Monaten unerträglich wurde.

2003: Dörfer abgeriegelt, Einwohner gefoltert

Im letzten Jahr ging das Regime das Regime dazu über, mit grossen Aufgeboten von Polizei und Soldaten Dörfer abzuriegeln und dann die Häuser systematisch zu durchsuchen. Einwohner wurden unter Folter (oft Elektroschocks) gezwungen, den Aufenthaltsort von Bekannten im Untergrund bekanntzugeben. Mit Hunden durchkämmten die Beamten die Umgebung.

Die Regierung in Hanoi hat Ausländern den Zutritt zu den Bergprovinzen untersagt. Viele Bergler haben ins benachbarte Kambodscha zu fliehen versucht. Unter dem Druck aus Hanoi hat die Regierung in Phnom Penh seit 2002 die aufgegriffenen Flüchtlinge zurückgeschafft (mindestens 270 im Jahr 2003). In ihrer Heimat werden viele misshandelt, in Haft gesetzt und gefoltert. Nun wurde die Grenze durch Kambodscha gesperrt.

Starke evangelische Bewegung

In den letzten Jahrzehnten kamen viele Menschen in den Bergstämmen zum Glauben an Jesus Christus; zahlreiche evangelische Hausgemeinden entstanden. Dies hat das Selbstbewusstsein der vernachlässigten und von den kommunistischen Herrschern unterdrückten Bergler gestärkt. Der mangelnde Kontakt zur Aussenwelt und die staatliche Repression fördern allerdings Irrlehren und sektiererische Tendenzen.

Die Degar-Stämme stellen die Nachfahren der eigentlichen Ureinwohner Vietnams dar; sie sollen vor über 1000 Jahren aus den fruchtbaren Küstengebieten vertrieben worden sein. Die französischen Kolonialherren gewährten den Berggebieten faktisch Autonomie. Nachdem einige Degar im Vietnamkrieg den US-Truppen zu Diensten gewesen waren, wurden die Stämme vom Regime in Hanoi erst recht unterdrückt.

Schwere Christenverfolgung seit Jahrzehnten

Infolge der Kriege leben zwei Millionen Vietnamesen im Ausland. Die Behörden suchen die Kontakte der Degar zu ihren Angehörigen im Westen (auch im Bergland haben Mobiltelefone Einzug gehalten) mit aller Härte zu unterbinden. Frauen, die ihre geflüchteten Männer anriefen, wurden geschlagen und bedroht, ihr Handy beschlagnahmt.

Das kommunistische Vietnam gehört zu den Ländern, die am brutalsten gegen Christen vorgehen. Am härtesten betroffen sind die Gläubigen in den kleinen Völkern und Stämmen, wo sich das Streben nach religiöser Freiheit mit der Forderung nach kultureller Eigenständigkeit verbindet.

Livenet ruft zum Gebet für die unterdrückten Christen in Vietnam auf.
Protestieren Sie mit einem Brief, per Fax oder Mail bei den vietnamesischen Botschaften in Bern, Berlin oder Wien gegen die Unterdrückung der Christen:

Botschaft der Sozialistischen Republik Vietnam in der Schweiz:
Botschafter Nguyen Ba Than
Schlösslistraße 26, CH-3008 Bern – Fax: (031) 388 78 79 – Mail: vietsuisse@bluewin.ch

Botschaft der Sozialistischen Republik Vietnam in Deutschland:
Botschafter Nguyen Ba Son
Elsenstraße 3, D-12435 Berlin – Fax: (030) 53 63 02 00 – Mail: sqvnberlin@t-online.de

Botschaft der Sozialistischen Republik Vietnam in Österreich:
Botschafter Nguyen Truong Giang
Felix-Mottl-Straße 20, A-1190 Wien –Fax: (01) 368 07 54 – Mail: embassy.vietnam@aon.at

Sie können Ihre Unterstützung für die Degar und die Forderung nach Religionsfreiheit in Vietnam auch den Botschaften der drei Länder in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi kundtun:

Botschaft der Schweizerischen Eidgenossenschaft:

Botschafter Thomas Feller – vertretung@han.rep.admin.ch

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland:
Botschafter Dr. Wolfgang Massing – germanemb.hanoi@fpt.vn

Botschaft der Republik Österreich:
Botschafter Josef Müllner – hanoi-ob@bmaa.gv.at

Weitere Infos:
Bericht von Human Rights Watch:
http://hrw.org/english/docs/2004/04/22/vietna8478.htm

Montagnard Foundation:
www.montagnard-foundation.org

Datum: 29.04.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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