Indische Christen da und dort bedrängt - Missionarsmörder bleibt in Haft

Graham Staines und seine beiden Söhne wurden im Auto verbrannt
Dara Singh
Gladys Staines

Es dauerte viereinhalb Jahre, bis die indische Justiz ein gültiges Urteil gegen Dara Singh fällte. Nun aber scheint die Justiz dem politischen Druck im Bundesstaat Orissa, in dem radikale Hindus viel Einfluss haben, vorerst standzuhalten.

Der zum Tode verurteilte Mörder des australischen Missionars Graham Staines wird nicht auf Bewährung freigelassen. Bereits zum zweiten Mal lehnte das Gericht in Bhubaneshwar, der Hauptstadt von Orissa, ein entsprechendes "humanitäres" Gesuch Dara Singhs ab. Singh werde "nicht einen einzigen Tag auf freien Fuss kommen", verlautete aus dem Gericht.

Als Haupttäter des Mordes war Singh vor zwei Monaten zum Tode verurteilt worden; zwölf Mittäter erhielten lebenslange Haftstrafen. Die Männer hatten im Januar 1999 den 58-jährigen Missionar und seine beiden Kinder beim Campen im Auto angezündet. Die Witwe Gladys Staines wirkt weiterhin in der Betreuung von Aussätzigen in Orissa; ihre Versöhnlichkeit mitten im Hass hat in Indien tiefen Eindruck gemacht.

Ein Todesurteil wird von der indischen Justiz nur sehr selten verhängt, wie die Nachrichtenagentur KIPA schreibt. Vor der Vollstreckung muss es vom Obersten Gericht eines Bundesstaates bestätigt werden; dies steht bislang noch aus. Eine Berufung vor dem Obersten Bundesgericht in Neu Delhi ist möglich.

Kirche geplündert, Pastor geprügelt

Unterdessen plünderten nach Polizeiangaben am Freitag fanatische Hindus eine Kirche und verbrannten Bibeln und christliche Bücher. Mit der Aktion in Tileibani, einem kleinen Dorf im Bundesstaat Orissa, protestierten sie laut Polizei gegen den Übertritt dreier junger Hindus zum Christentum. Die Konversion hatte jedoch bereits im vergangenen Jahr stattgefunden.

Der Pastor einer Brüdergemeinde im südindischen Gliedstaat Karnataka ist von einem Schlägertrupp von Hindus am 28. Oktober schwer misshandelt worden. T.J. Matthew von der Brüdergemeinde in Siddapur im Distrikt Madikere wurde am Kopf und anderen Körperteilen verletzt, als er von einem Gebetstreffen heimkehrte. Die Ärzte, die er aufsuchte, weigerten sich wegen Drohungen der Hindu-Fanatiker, ihn zu behandeln. Mitarbeiter des Allindischen Christenrats AICC brachten ihn daraufhin in den Nachbardistrikt.

Einschüchterung und Schläge in Karnataka – und die Polizei schaut zu

Laut dem AICC ist Matthew damit bereits zum zweiten Mal Opfer des Hindu Jagran Manch, einer Frontorganisation der extremen hinduistischen RSS (Nationales Freiwilligen-Corps), geworden. Die Fanatiker fabrizierten unter Mitwirkung lokaler Polizeibeamter eine falsche Anklage gegen den Pastor; das Gericht in der Region wies sie ab.

Der Distrikt Madikere gehört zu den Gebieten Südindiens, in denen extreme Hindus die Christen in die Ecke zu drängen versuchen. Es kam zu mehreren Übergriffen auf Pastoren und aktive Mitarbeiter; die Polizei schützte die Täter.

Nach einem Hearing vor Gericht im Juni versprach die Regierung von Karnataka, die Gewalt gegen Christen zu unterbinden. Weil den Worten keine Taten folgten, will der AICC nun bei der vom Staat eingesetzten nationalen Menschenrechtskommission Klage gegen den Staat Karnataka einreichen.

Datum: 25.11.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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