- Magazin
- News
- Information
- Jesus
- Gott
- Glaube
- Gebet
- Christentum und andere Religionen
- Bibel
- Kirche
- Feiertage
- Wissen & Forschung
- ERlebt
- Ratgeber
- Community
- Service
Wie es mit der ehelichen Treue im rasant urbanisierten, strikt islamischen Land bestellt ist, deutet eine andere Zahl an: 38 Prozent der geschiedenen Frauen nennen unerlaubte (aussereheliche) Beziehungen der Ehemänner als Grund für die Scheidung. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die wenigsten Paare sich vor der Heirat kennen lernen können. Wenn sich zeigt, dass die Gatten nicht zusammen passen oder sich nicht verstehen, trennen sie sich oft, sagte Al Fawzan der Zeitung.
In den letzten Jahren ist die Zahl der Scheidungen im sittenstrengen Wüstenkönigreich, das dem Islam der wahhabitischen Lesart verpflichtet ist, explodiert. Laut der Zeitung hat Saudi-Arabien weltweit die zweithöchste Scheidungsrate! Der leitende Richter des Ehegerichs von Dschidda, Sheich Saleh Ahmad Habad, forderte dringend Massnahmen, die diesen Trend brechen. Das Gericht vollzieht täglich 40 Eheschliessungen und 20 Scheidungen.
Kinder zahlten für die Scheidung der Eltern einen hohen Preis, sagte Scheich Saleh und nannte auffälliges Verhalten, Depressionen, Sucht und Leistungsabfall in der Schule. Nach einer Studie der König-Abdul-Aziz-Universität in Riad verlassen die meisten Frauen ihre Männer in den ersten drei Ehejahren, nachdem sie misshandelt und geschlagen worden sind.
Landesweit zählte das Planungsministerium im letzten Jahr 13'000 Scheidungen auf 70'000 neue Ehen. In der Hauptstadt Riad kamen letzten Jahr auf 8'500 Eheschliessungen 3'000 Scheidungen. Eine Studie rechnet vor, dass bei ungebrochenem Trend im Jahr 2010 acht Millionen ledige Frauen in Saudi-Arabien leben werden!
Die Bevölkerung hat die 22-Millionen-Marke überschritten und wächst jährlich um über drei Prozent. Das mit den Petrodollars modernisierte Land verbietet seinen Frauen immer noch, sich frei in der Öffentlichkeit zu bewegen. Ein Auto lenken dürfen sie nicht.
Die saudische Shura, eine beratende Versammlung, lud Mitte Oktober Journalisten und Autorinnen zu einer Debatte über die hohen Brautpreise ein. Einerseits verlangen viele Brauteltern einen hohen Brautpreis (in der Konsumgesellschaft steigen die Ansprüche). Anderseits wird vom künftigen Ehemann erwartet, dass er für eine angenehme Wohnung – eine günstige ist nicht leicht zu finden – und die gestiegenen Lebenshaltungskosten aufkommt. Die Saudis, früher Beduinen, leben heute zu 85 Prozent in Städten.
Offenbar wollen aus diesen (und weiteren?) Gründen mehr und mehr junge Saudis nicht heiraten, was einen Bruch mit der islamischen Tradition bedeutet. Infolge der Bevölkerungsexplosion sind zwei von drei Saudis noch nicht 18 Jahre alt. Der Geldsegen der Petrodollars muss für immer mehr Einwohner reichen; die sozialen Spannungen steigen mit dem Ärger über Luxus und Verschwendung im Königshaus.
Am Sonntag oder Montag (je nach Aufgang des Mondes) beginnt der Ramadan, der Fastenmonat. Das Innenministerium erliess an die Adresse der ausländischen Firmen und Arbeitnehmer eine Warnung: Sie dürften während dieses Monats tagsüber in der Öffentlichkeit weder essen noch trinken noch rauchen. Wer dagegen verstosse, müsse mit der Auflösung seines Arbeitsvertrags und der Deportation rechnen.
Das wahhabitische Königreich, vom etwa 30’000-köpfigen Saud-Clan bisher mittelalterlich regiert, ist im Umbruch. Vor kurzem wurde den Untertanen in Aussicht gestellt, sie könnten nächstes Jahr die Hälfte der Mitglieder der Lokalexekutiven wählen.
Jene Saudis aber, die in ihrem Staat mehr – und rascher – Freiheit wollen, geraten ins Räderwerk der Scharia-Justiz: 271 Demonstranten, die sich am 14. Oktober im Geschäftsviertel der Hauptstadt Riad auf die Strasse wagten, wurden verhaftet. 83 von ihnen sollen von islamischen Gerichten verurteilt werden; die anderen wurden freigelassen.
Die hauptsächlich jungen Demonstranten forderten, wie die NZZ berichtet, „rasche politische Reformen, die Freilassung von Häftlingen aus ihrer Verwandtschaft sowie eine Lösung für ihre Probleme der Arbeitslosigkeit“ (Saudi-Arabien hat ein hohes Bevölkerungswachstum und Millionen von Fremdarbeitern).
Gegen die Unterdrückung der Demo protestierte die konservative Islah-Bewegung in London; sie warf den saudischen Behörden Brutalität, Repression und mangelnden Respekt für den Islam vor: Die Polizei habe Demonstrantinnen den Schleier heruntergerissen und den Koran, welchen viele in der Hand getragen hätten, besudelt.
Weitere Demonstrationen – der Islah hatte dazu aufgerufen – fanden nicht statt; am angegebenen Platz in Riad fanden Journalisten am Donnerstag bloss Sicherheitskräfte. Die Islah-Bewegung will nicht ein freiheitliches, zum Westen hin offenes Saudi-Arabien, sondern durchaus konservative Reformen und ein Ende der Korruption, welche mit der unumschränkten öligen Herrschaft der Saud einher geht.
Das Königshaus hat sich nach den verheerenden Anschlägen vom 12. Mai, als 35 Personen umkamen, endlich zur aktiven Terroristenbekämpfung aufgerafft. Ein US-Beamter sagte am Wochenende in Washington, kein Land habe in den letzten fünf Monaten mehr al-Qaeda-Mitglieder getötet und gefangengenommen. Auch habe kein Land mehr Beamte verloren im Antiterrorkampf. Seit Mai arbeiten amerikanische und saudische Spezialisten eng miteinander zusammen, „in denselben Räumen, an denselben Computern“, wie es hiess.