Fällt Nepal in die Gewalt des Terrors zurück?

Menschen in Nepal
Patan

Die geplagte Bevölkerung Nepals muss ein neues Aufflammen des Bürgerkriegs gewärtigen. Die maoistischen Rebellen haben die Friedensverhandlungen für gescheitert erklärt; der Waffenstillstand ist am Ende. Der Rebellenführer Prachanda liess verlauten, weitere Friedensgespräche seien bedeutungslos, da das Königshaus dem Begehren nach einer verfassunggebenden Versammlung nicht stattgegeben habe.

Abschaffung der Hindu-Monarchie tabu

Die Verhandlungen mit dem Königshaus und der vom König autoritär eingesetzten Regierung waren in den letzten Wochen in die (absehbare) Sackgasse geraten. Die Rebellen verlangen bei der Schaffung einer neuen Verfassung nichts weniger als die Abschaffung der Monarchie - oder wenigstens die öffentliche Debatte darüber.

Doch diese ist tabu. Denn König Gyanendra gilt wie seine Vorgänger den Hindus als Verkörperung einer Gottheit. Diese religiöse Dimension der Königsherrschaft behindert den politischen Prozess massiv: Die Regierung weigerte sich, den Weg zu einer neuen Verfassung zu beschreiten, und liess den von den ‚Maobadi' für eine Antwort gesetzten Termin am Mittwoch verstreichen.

Bitterarme Bergbevölkerung

Vor sieben Jahren hatten die Rebellen, die mit maoistischen Formeln argumentieren, zu den Waffen gegriffen, um eine Umgestaltung des Landes zu erzwingen. In Nepal heimsen einige Familien den Reichtum ein; die allermeisten Bewohner sind bitterarm.

Die Maobadi terrorisierten alle Teile Nepals und übernahmen in den entlegenen westlichen Provinzen die Kontrolle. Sie erpressten Schutzgelder und veranlassten junge Männer mit der Drohung der Zwangsrekrutierung zur Flucht. Viele Familien haben deswegen nicht mehr ansäen oder ernten können, was die Armut verschlimmerte. Bei Kämpfen - die Armee verdächtigte manche Bauern der Kollaboration mit den Aufständischen - wurden schätzungsweise 7'000 Personen getötet.

Christliche Sozialarbeit stark behindert

Die Rebellen haben nun weitere Gespräche nicht ausgeschlossen. Die Regierung in Katmandu bedauerte den Rückzug der Gegenseite. In den letzten Wochen kam es da und dort im Bergland zu Scharmützeln. Ein früherer Premierminister entging am Montag einem Mordanschlag. Seit Dienstag wurden laut der BBC 14 Personen bei Kämpfen getötet.

Die christliche Sozialarbeit und Entwicklungshilfe ist durch die Kämpfe der letzten Jahre schwer beeinträchtigt worden. Mehrere verheissungsvolle Projekte mussten aufgegeben werden. Für Nepali-Christen, die unter dem Druck ihrer Umgebung stehen, sind die Lebensbedingungen besonders prekär.

Datum: 29.08.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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