Eduardo aus Peru

Ein gebranntes Kind fängt Feuer

Eduardo aus Peru durchlebt eine wilde Jugend und sucht nach seiner Identität, bis er in einer Gemeinde Halt und am Schluss sogar seine Berufung findet.
Peruanischer Junge (Symbolbild)

Eduardos Mutter ist mit vier Kindern aller Illusionen beraubt sitzen gelassen worden. Eduardo ist ihr Jüngster und schon ein gebranntes Kind, bevor häusliche Umstände das kleine Geschöpf noch mehr beeinträchtigten.

Er kann noch kaum laufen, als ihm ein Topf kochendes Wasser die Hälfte des Oberkörpers verbrüht; für immer trägt er Narben davon. Mit 1,45 Metern ist er «der Kleine» in der Familie, sein Spitzname lautet: «Chato» (Winzling).

Auf der Suche nach seiner Identität

Seine Sturm- und Drang-Jahre kostet Eduardo voll aus. Auf Orientierungssuche unterwirft er sich allem Attraktiven und taucht ins Nachtleben unserer Stadt Arequipa ab.

Doch eines Tages kommt er in Kontakt mit einer Gemeinde und will ernsthaft Jesus folgen. Es kommt zu Rückschlägen, doch ein Freund gewinnt ihn wieder für den Jugendkreis in seiner früheren Nachbarschaft. «Eigentlich sträubte sich alles in mir», erzählt Eduardo, «ich wollte nicht zurück. Doch der Pastor ermutigte mich, ins Frühstücksprogramm unserer Kinderhilfe Arequipa einzusteigen. Mein Herz schlug höher. Einen Vertrauensvorschuss war ich nicht gewohnt. Mit Kindern umgehen, warum nicht, aber biblische Geschichten erzählen war damals noch nicht mein Ding.»

Eine neue Aufgabe und Perspektive

In dem Frühstücksprogramm erhalten 1'000 Kinder jeden Tag ein gesundes Essen und eine Andacht. Hier lernt auch Eduardo viel über Jesus. Was es heisst, angenommen zu sein und Nächstenliebe umzusetzen. Es sind die ersten Schritte auf dem Weg zu seiner Berufung.

Zwei Jahre durchlebt er Scheitern und Rückschläge. Er kämpft mit Spielsucht und Alkohol. «Einmal habe ich bis vier Uhr morgens gespielt, obwohl ich schon um fünf die Milchbreisuppe fürs Frühstücksprogramm der Kirche vorbereiten sollte», erzählt er. «Übermüdet, angeheitert und wackelig auf den Beinen fand ich nach Hause. Ich schämte mich und hörte Jesus reden: 'Und du gehst doch in die Kirche – deine Kinder warten!' Also duschte ich kalt und putzte mir die Zähne gründlicher als sonst. Ausser Jesus bemerkte niemand meinen Zustand. Wollte der Herr mich wirklich so gebrauchen?»

Mit Gott durch die Achterbahn des Lebens

Dank guter Betreuung bekommt Eduardo sein Leben unter die Füsse und lernt, ungesunden Einflüssen mit Christus die Stirn zu bieten. Er weiss sich mit den Kindern im Frühstücksprogramm und nachmittags bei der Hausaufgabenhilfe am richtigen Platz.

Als er zum Glauben findet, hat er eine Freundin. Doch dann spannt ihm ein Musikus der Jugendgruppe das Mädchen aus. «Ich war geschockt, am Boden und begann, an mir selbst zu zweifeln.» Der andere junge Mann hat so viel Talent. Er geniesst als Sympathieträger allen Rückhalt der Gemeinde. Eduardo sieht sich degradiert und ausserstande, als Winzling dagegenzuhalten. Mit Gesten legen Gemeindeglieder noch eins drauf. «Seither weiss ich, dass wir für Christus selbst dann noch zu gebrauchen sind, wenn wir uns klein vorkommen», sagt Eduardo. «Jesus war auf meiner Seite!»

«Herr, ich schmeisse nicht das Handtuch, gib mir Durchhaltevermögen», betet er. Eduardo konzentriert sich auf die Vorbereitungen der morgendlichen Kinderstunden. Er findet ein Ja zu sich und seinen Talenten und lernt, freimütig Problemen zu begegnen. Der Kontakt mit Mitarbeitern anderer Gemeinden, Fortbildungen und Einkehrtage geben ihm Rückhalt. Es war ihm wahrhaftig nicht in die Wiege gelegt, Pastor und Evangelist zu werden. Doch seit 2016 studiert Eduardo Theologie in Lima.

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Datum: 03.10.2016
Quelle: DMG-informiert 05/2016

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