Gewaltloser Widerstand in Baton Rouge

Mutige Demonstrantin erklärt: «Ich bin Gottes Gefäss»

Die New Yorker Krankenschwester Ieshia Evans, die sich an einer Baton-Rouge-Demonstration friedlich den Polizisten entgegensetzte und festgenommen wurde, erklärte nach der Nacht im Gefängnis: «Dieser Moment war ein Werk Gottes. Ich bin sein Gefäss. Dem Höchsten gehört alle Ehre».
Krankenschwester Ieshia Evans bei der Baton-Rouge-Demonstration.

Das ausdrucksstarke Bild ging um die Welt: Eine junge Frau im schwingenden Sommerkleid, die sich mit verschränkten Armen schwerbewaffneten Polizisten entgegenstellt, die die friedliche Demonstration gegen die Tötung eines Schwarzen durch einen Polizisten auflösen wollten.

Sie fand, dass es ungerechtfertigt war, die Demonstranten zurückzudrängen und blieb deshalb wortlos stehen und blickte den schwerbewaffneten Polizisten unbeirrt in die Augen, während zwei von ihnen ihr Handschellen anlegten. Sie erklärte, sie sei nur für ihren fünfjährigen Sohn von New York nach Baton Rouge gereist, «um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen».

«Das war Gottes Werk»

Nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen worden war, erklärte Evans auf Facebook, sie sei ein Gefäss Gottes während dieser spannungsgeladenen Aktion gewesen. «Ich will euch nur wissen lassen: Ich schätze all eure guten Wünsche und Grüsse, aber das war ein Werk von Gott. Ich bin nur ein Gefäss. Alle Ehre sei dem Höchsten. Ich bin froh, dass ich noch lebe und in Sicherheit bin. Und dass es keine Opfer gab, von denen ich Augenzeuge wäre.»

Eine Freundin erzählt, dass Evans es nicht mehr ausgehalten habe, die Demonstrationen am Fernsehen zu verfolgen und deshalb entschied, selber aktiv zu werden. So habe sie ihren Sohn bei seinem Vater gelassen und sei nach Baton Rouge gereist.

Kein Wort und kein Widerstand bei Festnahme

Der Fotograf, der das Bild geschossen hat, erzählte, ihn habe ihre ruhige Ausstrahlung angesichts der aufgereihten Polizisten beeindruckt. Das habe seine Aufmerksamkeit geweckt. «Ich wusste, dass sie sich nicht bewegen würde. Und es schien mir, dass sie sagen würde: 'Ihr müsst schon kommen und mich holen.' Und ich fand, das war ein guter Ort, um sich zu positionieren und ein Bild zu machen, weil sie im Kleid da stand und die Polizisten in voller Montur.»

Er erzählt aber auch, es sei keine Gewalt im Spiel gewesen. Sie habe kein Wort gesagt. Sie habe sich auch nicht widersetzt, und die Polizisten mussten sie nicht mit Gewalt wegziehen. «Es ist repräsentativ für die friedlichen Demonstrationen, die hier vor sich gingen.»

Gut organisierte und friedliche Demonstration

Evans war eine von 100 Personen, die an diesem Samstag bei dieser Demo festgenommen wurden. Bei der Aktion waren 2000 Menschen beteiligt. Sie sei «sehr gut organisiert und friedlich» gewesen. 

Ein anderer Polizist behauptete aber, dass zwei Polizisten verletzt worden seien – einer davon habe mehrere Zähne verloren, als er von einem Geschoss getroffen worden sei. 30-40 Personen hätten ausserdem versucht, die Strasse zu blockieren.

Zum Thema:
Zeichen des Dankes: Zivilisten umarmen spontan US-Polizisten
Polizei intern: Wo der Freund und Helfer Hilfe findet 
«Respekt vor Gott steigern»: Polizisten in Honduras beten für ein Ende der Gewalt

Datum: 13.07.2016
Autor: Anja Janki
Quelle: Livenet

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service