Von der Guerilla zum Pastor

«Gegen Gott zu kämpfen ist schwer, weil er immer gewinnt»

Von klein auf lernt Jasar* bei der kolumbianischen Guerilla, Christen zu hassen und zu töten. Erst als ein Pastor ihn trotz Todesbedrohung herausfordert, fragt sich Jasar, ob es Gott vielleicht doch gibt. Heute arbeitet er dort, wo er Christen am meisten Schaden zugefügt hat.
Guerilla

Jasar wächst in Kolumbien auf. Seine Kindheit ist nicht einfach: Mit nur fünf Jahren wird er von der Guerilla rekrutiert und lernt, andere zu töten und alle zu hassen, die den Befehlen der Guerilla nicht folgen – insbesondere Christen. «Ich wurde zu einem materialistischen Menschen und liess mich von der Philosophie beeinflussen, so dass ich dachte, ich sei Atheist. Wie alle anderen Guerillas hasste ich Christen. Ich glaubte, dass sie Spione seien und zu nichts nütze, weil sie uns keine Informationen gaben, uns nicht erlaubten, ihre Kinder zu rekrutieren, und allein ihrem Gott dienten…» Laut der Guerilla ist die wirksamste Strategie gegen das Christentum, Predigten zu verhindern, damit sich niemand bekehren kann – und so verfolgt und tötet auch Jasar Christen, insbesondere Pastoren.

Der junge Mann macht in der Guerilla Karriere. Nach 17 Jahren führt er 3'000 andere Kämpfer an, 300 stehen unter seiner direkten Führung. «Wir waren alle gleich. Wir glaubten, dass der Mensch geboren wird, aufwächst und stirbt – da gibt es keinen Raum für Geistliches. Wenn wir auf die Strasse gingen, war das einzig, um Menschen zu verfolgen und zu töten.»

«Gott hat einen grossen Plan für dich…»

Bei einem dieser «Ausflüge» begegnet Jasar einem Christen, der mutiger ist als alle anderen. Als der Guerilla-Kämpfer ihm bereits die Waffe an den Kopf hält, sagt ihm der Pastor ins Gesicht: «Du kannst mich töten, aber Jesus Christus bleibt trotzdem am Leben!» Eine Diskussion bricht zwischen den beiden aus – ein Streit zwischen einem materialistischen und einem geistlichen Mann, wie Jasar es heute ausdrückt. Der Guerilla-Kämpfer ist aufgebracht: «Sei doch kein Lügner, es gibt keinen Gott!» Doch sein Gegenüber lässt nicht locker. «Wenn du mich tötest, musst du an meiner Stelle weiterpredigen. Gott hat einen grossen Plan für dein Leben, dem du nicht entkommen kannst!»

Obwohl Jasar sonst keine Probleme hat, Menschen umzubringen, schafft er es nicht, abzudrücken. «Ich sagte den anderen später, dass ich ihn einfach nicht töten wollte, aber das stimmte nicht. Ich spürte in dem Moment die Herrlichkeit Gottes – das war meine erste Erfahrung mit Gott!»

Die Stimme dieses Pastors lässt den Guerrilla-Kämpfer nicht mehr los – und Jasar ist nicht mehr derselbe. Es kommt soweit, dass er vom Militär geschnappt, verhaftet, gefoltert und bedroht wird. Es dauert lange, bis Jasar nach und nach erkennt, was die wahren Ziele der Guerrilla sind und sich von ihnen distanziert. «Mein Leben ging weiter, die Dinge veränderten sich, aber ich verspürte immer noch denselben Hass gegenüber den Christen.»

Pakt mit Gott oder dem Teufel?

Viele Guerilla-Kämpfer schliessen einen Pakt mit dem Teufel, um sich auf diese Weise vor dem Tod zu schützen. So auch der 22-jährige Jasar. «Eines Abends beschloss ich, auch so einen Pakt einzugehen – mit Gott oder mit dem Teufel. Ich kniete mich vor meinem Bett hin und rief den Teufel, aber er kam nicht. Also rief ich den Gott der Christen: 'Wenn du wirklich existierst, dann komm, zeige dich und dann schliessen wir einen Pakt!'» – Doch auch der Gott der Christen zeigte sich ihm nicht. In der folgenden Nacht träumte er von Jesus. Er sah ihn in einer Wolke mit Augen, die aussahen wie Flammen, und einem wunderschönen Gesicht. «In dem Moment entschied ich mich, Jesus nachzufolgen. Es ist schwer, gegen Gott zu kämpfen, weil er immer gewinnt!»

Ein freier Mensch durch Gottes Gnade

Heute ist Jasar 46 Jahre alt, hat eine Pastorenausbildung absolviert und arbeitet in Kolumbien für die Organisation «Open Doors». «Wie Paulus war ich ein schlechter Mann, aber Gott hat mich verändert. […] Durch Gottes Gnade bin ich heute ein freier Mensch. Gott hat mich dort eingesetzt, wo ich unter Christen am meisten Schäden verursacht habe und er hat mich beschützt. Ich preise Gott dafür, dass er mir die Gelegenheit schenkt, das Evangelium weiterzugeben, denn das ist meine Mission – und eine grosse Ehre für mich!»

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

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Datum: 25.02.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Open Doors Brasilien

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