Bei der Präsidentenwahl vor zwei Jahren hatten noch 78 Prozent der konservativen Evangelikalen für die Republikaner gestimmt. Weisse Evangelikale stellen etwa ein Viertel der US-Bevölkerung. Schwarze Evangelikale wählen dagegen mehrheitlich demokratisch wie die grosse Mehrheit aller schwarzen US-Bürger. Wegen mehrerer Korruptionsskandale und der Inhaftierung eines republikanischen Abgeordneten hat die Partei deutlich an Glaubwürdigkeit verloren. Der «harte Kern» der Republikaner ist enttäuscht vom angeblich unzureichenden Einsatz der Parteiführung für «christliche Werte». Sie fordern mehr Engagement, um durch einen Verfassungszusatz gleichgeschlechtliche Ehen zu verhindern. Ausserdem wird in manchen christlichen Verbänden die Auffassung vertreten, dass das republikanische Programm im sozialen Bereich, beim Umweltschutz und in der Aussenpolitik zu wünschen übrig lässt. Die 1988 vom konservativen Fernsehprediger Pat Robertson gegründete «Christliche Koalition», die lange Zeit das Zugpferd für viele vom christlichen Glauben motivierte Konservative war, verliert rasch Mitglieder. In den Bundesstaaten Alabama, Iowa, Georgia und Ohio haben viele Ortsverbände bereits ihre Büros geschlossen. Der neue Präsident der Koalition, Pastor Joel Hunter aus Orlando (US-Bundesstaat Florida), erklärte kürzlich in Florida, «traditionelle rechte Anliegen» reichten nicht, um das Evangelium zum Ausdruck zu bringen. Christen müssten sich im Kampf gegen Armut engagieren und die Gefahr der Klimaerwärmung ernst nehmen. Bei den Kongresswahlen werden die 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses und 33 der 100 Senatoren gewählt. Gegenwärtig stellen die Republikaner 230 Abgeordnete und 55 Senatoren. Nach Umfragen haben die Demokraten aber eine realistische Chance zumindest auf eine Mehrheit im Repräsentantenhaus. Denkbar ungelegen kommen den Republikanern nun die bekannt gewordenen Sex-Chats des republikanischen Abgeordneten Mark Foley mit minderjährigen Kongresspraktikanten. Foley, ausgerechnet Vorsitzender eines Gremiums gegen sexuellen Missbrauch von Kindern, ist inzwischen zurückgetreten. Es mehren sich aber Hinweise, dass führende Republikaner schon lange von der Affäre wussten und nichts unternahmen. Tony Perkins, Sprecher des konservativen «Familienforschungsrates» in Washington, verglich den drohenden Schaden durch die Foley-Affäre bereits mit den negativen Konsequenzen des Kindermissbrauchs durch Priester für die römisch-katholische Kirche.Unzufrieden
«Christliche Koalition» verliert Mitglieder
Demokraten haben Chance
Skandal um Sex-Chats kommt ungelegen
Datum: 12.10.2006
Quelle: Epd