Katastrophen und ungenügende Erklärungsmuster

9/11
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George Bush

Zum 4. Mal jährt sich der 11. September 2001, als die Welt von den monumentalen Terroranschlägen der El Kaida auf das New Yorker World Trade Center und das Pentagon erschüttert wurde. Weitere Terroranschläge, Kriege und Naturkatastrophen wie der Tsunami 2004 und nun die Zerstörung der amerikanischen Südostküste sind diesem Ereignis in erstaunlich kurzer Frist gefolgt. Was ist los?

Noch vor wenigen Jahren hätten viele Christen dazu ein einfaches Erklärungsmuster gehabt. Sie verwiesen auf die Reden von Jesus Christus über die endzeitlichen Kriege und Katastrophen und schöpften Hoffnung, dass damit das zweite Kommen des Gottesssohnes auf die Erde kurz bevorstehe. Parallel dazu erwarteten sie die Entstehung eines gottesfeindlichen Reiches durch den Zusammenschluss von 10 europäische Staaten. Auch der kommunistische Block sowie die Entstehung und Ausbreitung von Israel passten in dieses Schema. Die Prophezeitungen des Alten Testaments, besonders bei den Propheten Daniel und Hesekiel, sowie die Reden von Jesus und die Vorhersagen in der Offenbarung des Johannes schienen sich sichtbar zu bestätigen.

Doch dann wuchs die EU über die Grösse von 10 Staaten hinaus, der kommunistische Block zerfiel und Israel geriet von einer Intifada zu andern, was schliesslich zum Verzicht auf weitere Expansion und nun sogar zum Rückzug aus einem bereits besiedelten Gebiet geführt hat. Das durch viele Bücher und Referenten geknüpfte scheinbar biblische Konstrukt zerfiel.

Rationale Erklärungen genügen nicht

Viele rational denkende Zeitgenossen haben einleuchtende Erklärungen für die Naturkatastrophen und verweisen auf die durch den masslosen Energieverbrauch ausgelösten Treibhauseffekt. Sie scheinen die Orkane und die Überschwemmungen zu erklären, nicht jedoch den gewaltigen Tsunami vom Dezember 2004. Auch Ereignisse wie der Irakkrieg und der islamistische Terror lassen sich durch die Konfrontation des westlichen mit dem östlich-islamischen Weltbild erklären. Die rationalen und gängigen religiösen Erklärungsmuster genügen nicht. Und sie bringen uns vor allem nicht weiter.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hat deshalb in seinem jüngsten Buch an Amerika appelliert, seine Führungsrolle richtig wahrzunehmen: erstens durch grosszügige Entwicklungshilfe, zweitens durch die Unterzeichnung des Kyoto-Abkommens und dessen entschiedene Umsetzung einer zukunftsgerichteten Energie- und Klimapolitik, drittens durch Abrüstung, vor allem auch der Nuklearwaffen, und viertens durch eine verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik. Doch Amerika ist auf all diesen Gebieten kein Vorbild, trotz einem Präsidenten, der permanent auf sein christliches Weltbild beruft.

Die Hoffnung zur Rettung der Welt vor Katastrophen, Terror und Krieg kommt also weder von Amerika noch von andern Staaten oder Regionen. Sie kann eigentlich nur von Menschen kommen, die aus ihrem Glauben an einen Gott, der die Welt erlöst, auch Konsequenzen ziehen. Menschen, die ihre Überzeugung und ihre Ethik im privaten Umfeld und in Beruf und Gesellschaft konkret umsetzen und damit ihre Umgebung entsprechend beeinflussen.

Reich Gottes leben

Christen sind in diesem Sinne berufen, Zeugen für das Reich Gottes zu werden. Dies bedeutet auch ein Abschied von der Vorstellung, aus der biblischen Prophetie eine ganz konkrete Erklärung für die grossen Katastrophen und Probleme zu haben. Sie sind auch nicht darauf angewiesen, auf alles eine schlüssige Erklärung zu haben. Zwar wissen sie, dass die Bibel ein zweites Kommen von Jesus Christus angekündigt hat und dass diesem eine Häufung von Katastrophen aller Art vorangehen wird. Weshalb sie gerade diese Menschen treffen und andere nicht und weshalb Gott gerade dies zulässt und auf unerklärliche Weise auch bewahrt, können und sollen wir nicht wissen. Er ist in seinem Handeln souverän.

Wer in dieser Haltung lebt, kann darauf verzichten, Endzeitfahrpläne zu erstellen („denn ihr wisst nicht Zeit noch Stunde …), sondern unterstellen sich dem biblischen Aufruf: seid wachsam! Sie leben privat und im Beruf sowie in andern Tätigkeiten in christlicher Gemeinde und Gesellschaft bewusst in der Verantwortung vor Gott. Sie entwickeln und leben Modelle praktischen Christseins, die ansteckend wirken. Sie vermitteln Hoffnung, dass nicht nur die kleinen Dinge, sondern auch die grossen, veränderbar sind. Doch ohne Erfolgsdruck.

Hoffen, helfen, glauben

Sie wissen, dass das Schicksal dieser Welt letztlich von Gott und seinem Wirken abhängt. Sie lassen sich aber nicht mehr so leicht von schwierigen Ereignissen irritieren, sondern überlegen sich, wie sie ganz praktisch helfen können, wo dies möglich ist. So wie es zum Beispiel die Heilsarmee in der Katstrophenstadt New Orleans getan hat. Sie werden damit zum Segen für andere Menschen und stecken mit ihrer Hoffnung und ihrem Glauben an.

Mehr zum Thema: www.jesus.ch/index.php/D/article/556-Weltgeschehe

Datum: 12.09.2005
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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