Am meisten für die Zukunft tun - Eltern!

Junge Familie
Kinder sind ein Teil der Zukunft

Warum sollten Leute, denen es gut geht, eigentlich weniger Babies haben? Sie haben die Mittel, mehr Kindern den Weg ins Leben zu ebnen. Und doch sind die Geburtenraten infolge Wohlstand und Pille seit 1960 abgestürzt – in der Schweiz und den meisten entwickelten Ländern.

In den USA ist jedoch auch eine Gegenbewegung auszumachen. Vermutlich hat sie die Wahl ins Weisse Haus entschieden. Der Kolumnist David Brooks verweist in der New York Times auf Wahlanalysen, die nicht deutlicher ausfallen könnten: Bush gewann praktisch alle Bundesstaaten mit hohen Geburtenraten, Kerry die 19 Staaten, welche die tiefsten aufweisen.

Keine gute Aussicht für die Demokraten: sie gewinnen dort haushoch (Manhattan, Seattle, San Francisco), wo kaum mehr Kinder aufwachsen!

Nicht das Armutsrisiko, sondern den Reichtum sehen

Weil in westlichen Gesellschaften später geheiratet wird und Kinder – von Meinungsmachern als Armutsrisiko bezeichnet – sorgfältig geplant oder eben vermieden werden, sinkt die Bevölkerung.

In den USA ist dies allerdings in gewissen Gebieten gerade nicht der Fall: vor allem im Mittleren Westen und Südwesten des Landes, aber auch in Satellitenstädten, wo Eltern imstande sind, für ihre Kids gute Bedingungen zum Aufwachsen zu schaffen.

Ganz Eltern sein

Brooks spricht von ‚natalism’, was auch als Wortspiel auf ‚fatalism’ gelesen werden kann: Diese Eltern kapitulieren nicht vor der Tatsache, dass es 200'000 Dollar kosten mag, ein Kind aufzuziehen.

Freizeitvergnügen, grosse Reisen und erst recht Karriere treten zurück, da etwas Grösseres möglich ist: „Sie haben drei, vier oder mehr Kinder. Ihre persönliche Identität ist vom Elternsein bestimmt. Sie geben sich geistig, emotional und physisch mehr in ihr Familienleben hinein als in irgendeinen anderen Lebensbereich, nach der Devise, dass nichts so bereichernd und faszinierend (elevating) ist wie Elternschaft.“

Werte wichtiger als Wohlstandserwägungen

Diese Leute, schreibt Brooks, ziehen in weit entfernte Vorstädte, weil sich da günstiger leben lässt, vor allem aber weil sie ihr Geld wirksamer zum Schutz ihrer Kinder vor schlechten Einflüssen einsetzen können. Der Mann weiss offenbar, wovon er spricht: Er begann seine Journalistenlaufbahn als Polizeireporter in Chicago.

Nach der Kolumne handelt es sich bei den Natalisten um ein „spiritual movement, not a political one“: „Die Leute, die grosse Familien haben, lehnen materialistische Anreize und überzogenen Individualismus explizit ab… Sie sagen, dass Geld und Ehrgeiz nicht ihre Götter sein werden… Sie besuchen öfter Gottesdienste und neigen zu traditionellen Geschlechterrollen.“

Echte Sorge um die Kinder

Amerikas Wahlkarte war rot und blau: blau an den Rändern, den Küstengebieten, rot zwischendrin. Rot gewann, unter anderem weil Familien-Aktivisten in Ohio vor Jahren schon eine Kampagne starteten.

Brooks warnt unter dem Titel “Die neuen Rot-Windel-Babies“ davor, die Natalisten als extreme Kulturkämpfer zu verteufeln. Sie müssten nämlich wie alle Amerikaner ihre Kinder vor der Supermarkt-Kasse an Zeitschriften mit nackter Haut vorbeilotsen, meint Brooks – aber sie täten dies nicht ohne Sorge.

Und „es beschäftigt sie mehr als die andern, dass wir unsere sozialen Probleme solange nicht lösen und bessere Schulen solange nicht sehen werden, als viele Kinder in kaum funktionierenden Familien aufwachsen.“

Dämme gegen überbordenden Pluralismus

Auch Paare mit vielen Kindern (oft haben sie früh geheiratet) lassen sich scheiden. Aber aus der Eltern-Perspektive stellt sich laut Brooks die Frage besonders dringlich, „wie wir eine Vielfalt von Lebensformen tolerieren und dabei die bedrohten Institutionen der Familie bewahren können.“

(Der europäische Leser fragt sich, ob irgendwo auf dem alten Kontinent eine ähnliche Bewegung auszumachen ist. Europa und die USA scheinen auch auf dieser Ebene auseinanderzudriften…)

Die Kolumne über die Natalisten schliesst mit den bemerkenswerten Sätzen: „Was sie hochhalten wie die meisten Amerikaner, ist die elterliche Liebe, die sich selbst aufopfert. Leute, die mit ihren Kindern ein Basketball-Team stellen können, sind zu beschäftigt, um in einen Kulturkrieg zu ziehen.“

Die Kolumne in der New York Times:
www.nytimes.com/2004/12/07/opinion/07brooks.html?th

Datum: 10.12.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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