Algerischer Christ steht vor hoher Gefängnis- und Geldstrafe
Ahmed Beghal, ein Christ, der vom Islam konvertiert
ist, wurde im Dezember von einem Berufungsgericht zu einer sechsmonatigen
Gefängnisstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 100'000 algerischen
Dinar (660 Euro) verurteilt.
Ahmed Beghal (Name aus Sicherheitsgründen geändert)
war im Juli auf der Grundlage eines Gesetzes gegen die Annahme unerlaubter
Spenden zur Verbreitung des Christentums zu sechs Monaten Gefängnis und einer
hohen Geldstrafe verurteilt worden.
Er sagte, er werde auch gegen das Urteil des Gerichts
in Ain-Defla, etwa 150 Kilometer westlich der Hauptstadt Algiers, Berufung
einlegen; die Geldstrafe wird in Algerien als exorbitant hoch angesehen.
Beghal sagte, der Vorwurf der Annahme unerlaubter
Spenden sei aufgetaucht, nachdem ihm ein Freund aus Deutschland 200 Euro
geschickt hatte, die er brauchte, um eine Unterkunft in Tunesien zu mieten, wo
er im Sommer 2020 wegen des Lockdowns aufgrund der Corona-Situation gestrandet
war.
Er sagte, die algerische Gendarmerie habe ihn der
Missionierung beschuldigt, aber da sie keine konkreten Beweise fand,
beschuldigte sie ihn dann, Unterstützung für die Evangelisierung aus dem
Ausland zu erhalten, was er bestritt.
Plötzlich von Behörden gejagt
Nach Beghals Rückkehr nach Algerien wurde er auf der
Strasse angehalten, als er mit einem Freund in der 22'000-Seelen-Stadt
Ain-Seltane unterwegs war. Die Ordnungshüter hatten zudem Zugriff auf sein
Bankkonto. Ein Beamter fragte: «Bekommst du Geld für deinen religiösen Glauben?»
Beghal antwortete: «Nie.»
Der Polizist befragte ihn zu seinem Bankkonto, Beghal
hielt fest, dass er die 200 Euro erhalten hatte, um ein Haus zu mieten, während
er in Tunesien festsass.
Dann frage der Beamte: «Hast du eine Lizenz oder eine Mitteilung,
dass Sie zum Islam konvertiert sind?» Beghal verneinte, worauf der Beamte
erklärte, dass das Gesetz dies bestrafe.
Beghal wurde im Juli bei einer Gerichtsverhandlung in
Khemis Meliana in der Provinz Ain-Defla verurteilt. Er bestreitet die Anklage
und sagt, dass die damit zusammenhängenden Anschuldigungen – Verteilung von
Bibeln, Druck und Verteilung von christlicher Literatur und damit «Erschütterung
des Glaubens eines Muslims» – ebenfalls alle falsch sind.
Wirre Vorwürfe
Die Menschenrechtler von «Middle East Concern» (MEC) halten
fest, dass in dem Urteil vom Juli auch von «verdächtigen evangelistischen
Aktivitäten», «Vergiftung des Geistes der Jugend» und «Verführung zum Übertritt
zum Christentum» die Rede sei. Beghal streitet alle Vorwürfe ab.
Die Polizei hatte Beghal bereits am 17. April ohne
Angabe von Gründen festgenommen und sie teilte ihm lediglich mit, dass «viele
Gerüchte und Anschuldigungen über Sie kursieren – Sie sind anscheinend sehr
aktiv». Nachdem die Beamten ihn befragt hatten, brachten sie
ihn zu seiner Wohnung, um diese zu durchsuchen.
Die Anklage stützte sich auf das algerische Gesetz
03/06 zur Regelung der nicht-muslimischen Religionsausübung aus dem Jahr 2006,
das alle Aktivitäten unter Strafe stellt, «die darauf abzielen, den Glauben
eines Muslims zu untergraben». Die Strafe kann zwischen zwei und fünf Jahren
Gefängnis und Geldstrafen von 500'000 bis 1 Million algerischer Dinar (3450 bis
6900 Euro) betragen.
Ausgestossen
Beghals muslimische Frau und seine Kinder verliessen
ihn im Jahr 2017 wegen seines Übertritts zum Christentum, und er sagt, er sei
von anderen verfolgt worden. Die Gendarmerie in Oued Seli in der algerischen
Provinz Chlef beschuldigte ihn fälschlicherweise, seine Ex-Frau und seine
Töchter bedroht zu haben, was zu einem 15-stündigen Verhör und einer
Durchsuchung seiner Wohnung führte. Die Polizei habe ihn auch in einem Café in
Khemis-Miliana in der Provinz Ain-Defla ohne Grund verhaftet und drei Stunden
lang verhört, sagte er.
Unabhängig davon hatte ein Gericht zuvor eine
einjährige Haftstrafe wegen Nichtzahlung von Unterhaltszahlungen bestätigt, so «Middle
East Concern». Seine Bekehrung habe zur Zerstörung seines Unternehmens geführt,
da er geächtet worden sei, beobachtete MEC.
Aussergewöhnliche Gerichtspraxis
«Er war zu Besuch in einem Nachbarland und konnte
aufgrund der Grenzschliessungen wegen Covid-19 nicht rechtzeitig zurückkehren,
um die Unterhaltszahlung zu leisten», hält MEC in einer Erklärung fest. «Er zahlte den Betrag nach seiner Rückkehr, aber der
Richter weigerte sich, den Grund für die Verzögerung zu berücksichtigen. Er hat
gegen dieses Urteil Berufung eingelegt.»
Die Massnahmen gegen Beghal sind Teil eines
anhaltenden Vorgehens gegen Christen in Algerien in den letzten Jahren. Eingangs Dezember 2021 verhafteten die Behörden in
Tizi-Ouzou zwölf Christen, die sich in einem Haus versammelt hatten, wie
Anwohner berichteten. Weitere Einzelheiten waren noch nicht bekannt.
Lage in Algerien verschlechtert sich
Der Islam ist die Staatsreligion in dem zu 99 Prozent
muslimischen Land. Seit dem Jahr 2000 haben sich Tausende von algerischen
Muslimen zum Glauben an Christus bekannt. Offizielle algerische Stellen
schätzen die Zahl der Christen auf 50'000, andere meinen jedoch, es könnten
doppelt so viele sein.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2021 der christlichen
Hilfsorganisation «Open Doors» für die Länder, in denen es am schwierigsten
ist, Christ zu sein, rangiert Algerien auf Platz 24, gegenüber Platz 42 im Jahr
2018.