Schutz der Religionsfreiheit nur noch Lippenbekenntnis?
Lagos (Bild: unsplash.com)
Der Schutz der Religionsfreiheit wird immer
drastischer geschwächt. Darauf weist das Hilfswerk für verfolgte Christen Open
Doors hin. So wird es unter der neuen Bundesregierung Deutschlands keinen Beauftragten für
weltweite Religionsfreiheit geben.
Bislang hatte der CDU-Abgeordnete Markus Grübel das
Amt inne. Auch die EU hat keinen Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit mehr.
Zuletzt hatte Christos Stylianides das Amt bekleidet, nach nur vier Monaten
jedoch bereits wieder niedergelegt (Livenet berichtete). Vor Stylianides war die Stelle eineinhalb
Jahre unbesetzt.
Im November hat das US-Aussenministerium Nigeria von
der Liste der zehn «besonders besorgniserregenden» Länder gestrichen, in denen
systematische, andauernde und besonders schwere Verletzungen der
Religionsfreiheit begangen oder geduldet werden. Nigeria wird nicht einmal auf
der Liste der Länder unter Beobachtung genannt. Das Gleiche gilt für Indien.
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors belegen diese Länder die Plätze
neun und zehn, erklärt das Werk im Vorfeld zum UNO-Tag der Menschenrechte (jeweils
am 10. Dezember).
«Besorgniserregend»
3'530 ermordete Christen in Nigeria sind «besonders
besorgniserregend», hält Open Doors fest. Seit Jahren attackieren religiös
motivierte Islamisten besonders in Nigeria und der Sahelregion Kirchengemeinden
und mehrheitlich von Christen bewohnte Dörfer. Berichten von Open Doors zufolge
werden allein in Nigeria durchschnittlich zehn Christen pro Tag wegen ihres
Glaubens getötet. Millionen wurden vertrieben, viele davon wohl für immer.
In
Indien hat eine Flut von Hassbotschaften in den Medien und sozialen Netzwerken
die tätlichen Angriffe auf Christen und andere religiöse Minderheiten befeuert;
dabei starben mehrere Christen. Wie in Nigeria gehen auch dort die Angreifer
zumeist straflos aus. Christen sind in beiden Ländern extremer Verfolgung
ausgesetzt. In keinem Land gibt es mehr Gewalt gegen Christen als in Nigeria.
Jährlich werden hunderte christliche Mädchen und Frauen entführt, vergewaltigt,
zwangskonvertiert und versklavt und zwangsverheiratet.
Klare Agenda gegen Christen
Der Präsident der «Christian Association of Nigeria»
(CAN), Pastor Samson Olasupo Ayokunle, kritisierte als Sprecher der Kirchen die
Einschätzung der US-Regierung: «Christen waren und sind auch heute der
Verfolgung durch IS-WAP (IS Westafrikanische Provinz) und die islamische Gruppe
Boko Haram ausgesetzt. Das sind die Leute, die öffentlich ihr Ziel formuliert
haben, das Christentum aus Nigeria auszurotten und den Islam als einzige
Religion vom Norden bis hinunter zum Atlantik im Süden zu etablieren.»
Wenngleich auch Muslime unter der Gewalt der
Islamisten leiden, sind Christen am stärksten von Morden, Zerstörung und
Vertreibung betroffen, da sie der Errichtung eines islamischen Kalifats von
West- bis Ostafrika im Wege stehen.
«Kaum mehr als Lippenbekenntnisse»
Der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode,
sagt: «Wenn die Bundesregierung wie auch die EU die jährlich tausendfache
Ermordung von Christen in Nigeria nicht zum Thema machen und die USA das Land
nicht als 'besonders besorgniserregend' einstufen, sind deren Appelle zum
Schutz der Menschenrechte kaum mehr als Lippenbekenntnisse.»
Etwa 340 Millionen
Christen sind hoher bis extremer Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt,
erklärt Markus Rode weiter. «Die Liste der Regierungen, die nicht willens sind,
Christen und andere religiöse Gruppen zu schützen, wird beständig länger.
Deshalb rufe ich besonders alle Christen in unserem Land auf, sich noch stärker
für ihre verfolgten Glaubensgeschwister einzusetzen, durch Gebet und konkrete
Hilfe.»
Datum:
10.12.2021 Autor: Ado Greve Quelle: Open Doors Deutschland
Kommentare
Submitted by Piit on 10. Dezember 2021 - 10:54.
Ist es nicht so, dass die Christen in der westlichen Welt schlafen? Wieviele Tränen werden geweint über dem unsäglichen Leid vieler unserer Glaubensgeschwister? Wo ist die Empörung, die Trauer, der Einsatz von uns? Das gleiche gilt für den Millionenfachen Massenmord von unschuldigen, wehrlosen ungeborenen Menschen weltweit- jedes Jahr. Und viele meinen: ja, wenn es dann um unser Glaubensbekenntnis geht, dann erheben wir unsere Stimme und stehen zusammen. Der antichristliche Geist ist heute sehr stark und es geht jeden einzelnen an. Gott gebe uns Gnade, dass wir die Augen öffnen und treu sind bis am Schluss.
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