David Makara

«Ich bin ein Kämpfer für Gerechtigkeit»

Als junger Mann wurde David Makara von Polizeibeamten schwer verletzt und für ein Verbrechen ins Gefängnis geworfen, das er nicht begangen hatte. Wie viele andere Menschen in Kenia wurde er Opfer von rechtswidriger Polizeigewalt. IJM verteidigte ihn vor Gericht gegen falsche Vorwürfe und er wurde freigesprochen. Heute kämpft er selbst als Anwalt am Obersten Gerichtshof von Kenia für Gerechtigkeit.
David Makara (Bild: IJM Deutschland)

«Ich erinnere mich an diesen Tag vor vielen Jahren, als wäre es gestern gewesen. Polizeibeamte, die mich eigentlich vor Unrecht beschützen sollten, beraubten mich und schossen auf mich ohne jeden Grund. Eine Kugel traf meine rechte Hand, die zweite traf mich in die Hüfte und eine dritte verfehlte mich. Ich floh und stolperte. Ich versuchte mich aufzurichten, aber meine rechte Hand war taub und begann stark zu schmerzen. Sie war blutüberströmt und hing leblos von meinem Arm.

Ich schaffte es, mich in ein Krankenhaus auf der anderen Strassenseite zu retten, aber die Polizisten verfolgten mich. Ich hörte sie draussen sagen: 'Wir holen ihn uns und machen ihn fertig.' Die ganze Nacht hindurch hatte ich Angst, dass die Polizisten kommen und mich umbringen würden.

In der gleichen Nacht musste meine Hand unter dem Ellenbogen amputiert werden. Am nächsten Morgen wurde mir klar, dass mein Leben nie wieder so sein würde wie vorher. Ich war vollkommen verbittert darüber, dass ich von nun an ein Leben mit einer Behinderung führen müsste. Ich war 22 Jahre alt – in der Blüte meiner Jugend.»

Unschuldig ins Gefängnis

«Die Polizisten kamen zurück. Sie versuchten, mir ein Verbrechen anzuhängen, um mich zum Schweigen zu bringen und ihre eigene Tat zu vertuschen. Einen Anwalt konnte ich mir nicht leisten, da meine Familie sehr arm war. So ketteten die Polizisten mich an mein Bett und liessen mich im Krankenhaus liegen.»

Zu dieser Zeit wurde die christliche Organisation IJM (International Justice Mission) in Kenia aufmerksam auf Davids Fall; IJM unterstützt in Zusammenarbeit mit Kirchen und NGOs weltweit juristisch Menschen in Not. Mitarbeitende von IJM besuchten David im Krankenhaus und hörten sich seine Geschichte an. Entschlossen, David zu Gerechtigkeit zu verhelfen, übernahm IJM seinen Fall.

«Sie kamen zurück mit einem IJM Anwalt namens Victor Kamau. Als ich Victor zum ersten Mal sah, war ich enttäuscht, denn er war blind. Warum stellt mir IJM einen blinden Anwalt zur Seite, um mich zu verteidigen? Ich verlor jede Hoffnung und war am Boden zerstört.»

Gerechtigkeit setzt sich durch

Als David gesund genug war, um aus dem Krankenhaus verlegt zu werden, wurde er vor Gericht angeklagt und ins Gefängnis gesperrt. Ohne Rechtsvertretung hätte er vielleicht Jahre seines Lebens unrechtmässig hinter Gittern verbringen müssen. In Kenia wurden Fälle dokumentiert von Angeklagten, die bis zu 17 Jahre in Haft sassen, bevor sie einen Gerichtsprozess erhielten.

Aber Davids Anwalt kämpfte für ihn – mit Erfolg: «Victor, der blinde Anwalt, auf den ich keine Hoffnung gesetzt hatte, verteidigte mich voller Eifer vor Gericht gegen die falschen Anschuldigungen. Am Ende liess der Staatsanwalt mich frei. Die Polizeibeamten die auf mich geschossen hatten, wurden verhaftet und angeklagt.»

«Ich konnte damals nicht fassen, dass jemand, der von der Regierung angestellt worden war, um mich vor Unrecht zu schützen, selbst Unrecht begeht. Deshalb beschloss ich, etwas dagegen zu tun. Ich studierte Jura und kämpfe heute als Anwalt am Obersten Gerichtshof von Kenia für Gerechtigkeit. Vor vielen Jahren hätte ich mir das niemals vorstellen können. Aber es ist Wirklichkeit geworden.»

«Heute fordere ich jeden von uns dazu auf, gemeinsam für die tausenden Menschen einzutreten, die niemanden haben, der für sie kämpft – bis alle frei sind.»

David Makara hat nicht nur eine eigene Anwaltskanzlei gegründet, um Menschen in Armut zu ihrem Recht zu verhelfen. Er ist auch Gründungsmitglied des Führungsgremiums für das Global Survivor Network (Globales Netzwerk Betroffener), einer Gruppe von Betroffenen von Gewalt aus der ganzen Welt. Mit ihrer Stimme setzen sie sich dafür ein, dass Justizsysteme Schutz und Sicherheit für marginalisierte Gemeinschaften gewährleisten sollen.

Zum Thema:
«Niemand, der sie beschützt»: Myanmar: Nonne stellt sich Polizeigewalt entgegen
Kenia und Pakistan: Wie Gott die Krise nutzt
Dein Freund und Vorleser: Polizisten in Guatemala lesen aus der Bibel vor

Datum: 26.03.2021
Quelle: IJM Deutschland

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service