Stille Zeugin für Jesus war Islamisten ein Dorn im Auge
Vor
wenigen Tagen wurde in Mali die Freude über Freilassung von Geiseln der
Islamisten nach mehrjähriger Verschleppung dadurch getrübt, dass sich die
Schweizerin Beatrice Stöckli nicht unter ihnen befand (Livenet berichtete).
Beatrice Stöckli als Gekidnappte
Zunächst blieb noch die Hoffnung, dass
die 59-jährige Baslerin aus besonderen Gründen zurückbehalten wurde. Inzwischen
hat aber ihre befreite Leidensgefährtin, die französische Entwicklungshelferin Sophie Pétronin,
berichtet, dass ihre Mitgeisel aus der Schweiz bereits vor einem Monat von den
Entführern erschossen wurde.
Es handelt
sich dabei um die islamische Terrormiliz JNIM. Diese Abkürzung steht für ihren
arabischen Namen Jamaat Nusrat al-Islam wa-l-Muslimin. Auf Deutsch «Gemeinde
zur Unterstützung des Islam und der Muslime». Hinter dieser fast diakonisch
klingenden Beschönigung verbirgt sich eine der grausamsten politislamischen
Kampfgruppen in der afrikanischen Sahelzone. Sie setzt sich aus Resten des
Al-Kaida-Ablegers AQMI und der «Helfer des Islams» (Ansar al-Islam) zusammen.
Beide bekämpfen schon seit Jahren in Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad
alles, was ihnen christlich oder auch nur westlich erscheint.
Schon 2012
Islamisten in die Hände gefallen
Als sie 2012
Malis das alte Kulturzentrum Timbuktu eroberten, riefen sie mit ihrer Zerstörung
von dessen berühmten Lehm- und Holzwerk-Moscheen weltweite Empörung hervor. Für
alle radikalen Islamisten, ob in Saudi-Arabien, Irak und Syrien oder Westafrika
ist auch jede Prachtentfaltung beim Bau von Moscheen heidnischer Götzendienst.
Damals fiel auch Beatrice Stöckli in ihre Hände. Sie war zunächst mit dem
freikirchlichen Missionswerk «Neues Leben Ghana» nach Afrika gekommen, hatte
sich aber dann für ein Wirken im Alleingang entschlossen.
Gelebte
christliche Nächstenliebe
Nach dem
Vorbild des Franzosen Charles de Foucauld, der ab 1902 als Einsiedler in
der Sahara gelebt hatte. Nach aussen folgte er damit dem Beispiel der
islamischen Marabuts, frommer Gottsucher in der Wüsteneinsamkeit, Helfer von
Verirrten und Schlichter von Stammesstreitigkeiten. Sein Zeugnis für Jesus war
weniger dessen Verkündigung mit Worten, sondern gelebte christliche
Nächstenliebe. Damit wurde er den damaligen Islamisten ein Dorn im Auge, den
Senussis. Mitglieder dieses militanten Derwischordens ermordeten ihn am 1. Dezember
1916.
Seinem
Beispiel bis in den Tod ist Beatrice Stöckli in Timbuktu gefolgt. Äusserlich
lebte sie wie eine muslimische «Marabuta», eine heilige, alleinstehende Frau in
einer kärglichen Hütte. Ihre grosse Familie waren die Armen und Kranken der
Nachbarschaft, verrohte Kinder, denen sie Zuneigung zu Streitgefährten und streunenden
Tieren beibrachte, statt diese zu quälen. Sie lehrte die Kleinen Lesen und
Schreiben, nicht an Hand des Koran wie in den Moscheeschulen, sondern von
Märchen und Kindergeschichten. Aus dem heiligen Buch der Muslime zog sie
allerdings die Stellen heran, die von Jesus handelten.
Vom
Moscheeprediger verzeigt
Beatrice Stöckli (†59)
Der radikale
Islam verbietet es allerdings Christen, den Koran zu lesen und schon gar aus
ihm vorzulesen. Doch in Timbuktu waren die Islamisten zunächst ganz mit dem
Zerstören der «götzendienerischen» Bauwerke beschäftigt. Auf «Mutter Beatrice»,
wie sie alle nannten, wurden die Terrormilizen erst aufmerksam, als ein
benachbarter Moscheeprediger sie als «Missionarin» verzeigte. Die «Ansar
al-Islam» verschleppten sie aus der Stadt in einen Wüstenschlupfwinkel. Dort
wurde Stöckli gequält und zum ersten Mal mit ihrer Ermordung bedroht, um sie
zur Verleugnung Jesu und Übertritt zur Lehre Mohammeds zu zwingen.
Ihre
damalige Rettung verdankte die «Marabuta» einem hastigen Rückzug der Freischärler
vor französischen und anderen EU-Truppen. Sie wollten sich angesichts ihrer
Niederlage nicht mit einem Mord belasten und liessen Beatrice Stöckli frei. Mit
der Warnung, ja nicht nach Timbuktu zurückzukehren und überhaupt dass
Missionieren bleiben zu lassen. Nach der Zersplitterung von Ansar und AQMI glaubte
die tapfere Schweizerin aber, nicht mehr direkt gefährdet zu sein. Sie kehrte
als Mutter der Armen, Kranken und Unwissenden, als stille Zeugin für Jesus an
ihre Wirkungsstätte zurück.
Schüsse
verhallten in der Einsamkeit
Sie
hatte aber nicht mit dem Wiedererstehen des Islamterrors in der JNIM gerechnet.
Vor vier Jahren wurde sie mit EntwicklungshelferInnen aus Frankreich, Italien
und auch Mali wieder entführt. Die Verhandlungen um die Freilassung der Gruppe
zogen sich in die Länge. Wenn Stöckli nicht in diesen Austausch gegen hunderte
gefangene Dschihadisten einbezogen wurde, hing das – wie inzwischen bekannt –
mit ihrem besonderen Bezug zu Timbuktu zusammen. Für sie war Freilassung der
Hauptverantwortlichen an der Moscheezerstörung von 2012 gefordert, worauf nicht
eingegangen wurde.
Damit
war die Schweizerin für ihre Entführer wertlos geworden. Mit ihrem geduldigen
Ertragen von Hunger und Durst, Schlägen und schmerzhaften Fesselungen reizte
die Märtyrerin ihre Peiniger erst jetzt. Da prallten das Vorbild Jesu als
stummes Lamm an der Schlachtbank und die teuflische Zerstörungswut der
Islamisten aufeinander. Als denen – so berichten die befreiten Geiseln – die Geduld
riss, schleppten sie Beatrice Stöckli in ein «Warr» hinaus, eine Schottermulde
der Steinwüste. Dann verhallten Schüsse in der bedrückenden Einsamkeit…