Gemeindegründung in Flüchtlingslagern am Horn von Afrika
Noch ist die Lage der Christen in Eritrea schwierig. Doch schon jetzt
schult das Schweizer Werk «Reach Across» eritreische Christen, die in
Flüchtlingslagern in Äthiopien leben. Sie führen dort eigene Kirchen in den
Camps und wollen sich, wenn sich die Lage in der Heimat verbessert, dort als gut
geschulte Leiter um ihre Mitmenschen kümmern.
Menschen sollen im Flüchtlingslager mit dem Evangelium erreicht werden
«Im Norden von Äthiopien
gibt es grosse Flüchtlingslager, in denen Eritreer Zuflucht gefunden haben»,
berichtet Jürg Gugger, Leiter des Schweizer Zweigs von «ReachAcross». Seit vier Jahren engagiert sich das Werk in diesen Camps.
«Dort gibt
es kleine evangelische Gemeinden. Diese unterstützen wir, vor allem im Bereich
der Bildung. Talentierten Menschen bieten wir eine Ausbildung an einer
Bibelschule», sagt Jürg Gugger, der regelmässig auf Projektbesuch am Horn von
Afrika ist.
«Es war
eindrücklich, einen Einblick in das Leben der Christen vor Ort zu haben. Wie
sie leben und auch was sie der Glaube kostet. Es ist spannend, mit ihnen Leben
zu teilen und zu hören, was sie erleben. Unser Herzensanliegen sind die
Muslime, die ebenfalls in diesen Lagern leben. Wir wollen den Gemeinden helfen,
sie zu erreichen.»
Säen in die Zukunft
Inzwischen
gibt es Absolventen der früheren zweijährigen Ausbildungsgänge. «Schwierig ist, dass
diese Flüchtlinge keine wirklichen Perspektiven in Äthiopien haben. In einem
Lager haben wir fünf dieser Absolventen getroffen. Manche von ihnen sind junge
Männer, andere etwas älter, bis 50 Jahre. Diese sind nun in die Lager
zurückgegangen und dienen dort in ihren Kirchen.»
«Es ist
uns ein Anliegen, die eritreische Kirche zu unterstützen. Die Situation für die
Christen in Eritrea ist schwierig, sie müssen fliehen und werden verfolgt.» Es
sei wichtig, in die zukünftigen Kirchenleiter zu investieren. «Denn irgendwann
gibt es eine Veränderung in Eritrea, die Leute gehen zurück und es ist gut,
wenn sie dann fähige Leiterinnen und Leiter haben. Bei unseren Besuchen
begegnen wir uns auf Augenhöhe und wir beten füreinander.»
Pioniersituation
Das
Anliegen des Werks sind Muslime, erklärt Jürg Gugger. «In vielen Ländern, in
denen wir tätig sind, sind wir in einer Pioniersituation. Das heisst, es gibt
keine Gemeinde und keine Christen.» In Äthiopien ist dies anders, das Land hat
eine rund 17 Jahrhunderte alte, christliche Geschichte. «Doch wir merken, dass
die Kirche in Äthiopien nur wenig Bezug zu den Muslimen hat und wir suchten
Menschen, die den Wunsch haben, dass Muslime Jesus nachfolgen. Unterdessen
haben wir Leute gefunden, die diese Vision teilen.»
Im ganzen
Land wurden mittlerweile zehn einheimische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
gefunden, welche Muslime erreichen. «Da sind wir weiter am Ausbauen.»
Sohn eines Imam arbeitet mit
«Einer
unserer Mitarbeiter ist der Sohn eines Imams, eines islamischen
Religionsgelehrten», erklärt Jürg Gugger über die Lebensgeschichte eines
einheimischen Mitarbeiters. «Als Jugendlicher kam er zum christlichen Glauben.
Die Familie wollte nichts mehr von ihm wissen, sie schloss ihn aus. Er hatte
einen ganz schwierigen Weg, doch heute ist er Pastor einer kleinen Gemeinde.»
Er
ist heute in seiner Heimatregion unter Muslimen unterwegs. «Vieles muss noch im
Untergrund geschehen, doch solche Menschen sind es, mit denen wir zusammenarbeiten
wollen, weil sie ein grosses Feuer für den Glauben haben. Sie wissen, worum es
geht und weil sie selbst aus dem Islam kommen, haben sie Zugang zu diesen
Menschen.»