Burundi blickt auf eine Vergangenheit
voller Wirren. Kämpfe zwischen Hutu und Tutsi sorgten für weit über 100'000
Tote und die Batwa-Pygmäen erleben grösste Diskriminierung. Christen setzen
sich hier für die Versöhnung ein – unter anderem sogar mit Programmen im staatlichen
Fernsehen.
v.l.n.r.: Donatien Ndagjimana, Onesphone Manirakiza und Hanspeter Bürkler
Der
evangelische Glaube erreichte Burundi ungefähr 1940, sagt Onesphore Manirakiza
im Gespräch mit Livenet. Er arbeitet für «Harvest Initiatives», eine britische
Organisation, die mehrere christliche Werke unterstützt. «Es
ist etwas Neues bei uns. Die Menschen sind offen für das Evangelium.»
Ursprünglich herrschte der Animismus vor. «Das bedeutete, dass wer stirbt, nicht
weit weg ist. Und Gott wurde als jemand dargestellt, der jeden bestraft.»
Es
sei schwer, den gnädigen Gott bekannt zu machen. «Aber
durch die Kriege und Probleme sind die Menschen nachdenklich geworden.» Durch
Studenten aus Europa sei zwar auch die Vorstellung des Atheismus nach Burundi
gekommen, «aber dieser verfehlte. Es gibt heute einen starken Hunger nach dem Geistlichen.»
«Investieren, wo Gott wirkt»
Es
sei wichtig, sich dort zu investieren, wo Gott wirkt, und das Bedürfnis nach
geistlicher Nahrung zu stillen. «Davon profitieren alle.» Sein Land sei durch
viele Wirren gegangen. 1972 bis 1973 tobte ein Krieg. «Die Hutu sagen, dass die
Tutsi angegriffen hätten – und die Tutsi sagen, dass es die Hutu waren. Tatsache
ist, dass viele gestorben sind», blickt Manirakiza auf ein dunkles Kapitel in
der Geschichte Burundis zurück. Es waren bis zu 100'000 Menschen.
1988
folgte ein weiterer Krieg, bei dem wieder bis zu 50'000 Menschen ums Leben kam.
Den Wahlen 1993 folgte der Mord am Wahlsieger und ein weiteres Massentöten
begann, gefolgt von mehreren Jahren Krieg. «Nelson Mandela startete dann eine
Friedensinitiative. 2015 folgten die zweiten Wahlen.»
«Gemeinsam vorangehen»
Im
christlichen Netzwerk von Onesphore Manirakiza sind Christen beider Seiten
vertreten. «Hutu und Tutsi können gemeinsam vorangehen.» Vor den Wahlen 2015
habe er befürchtet, dass die Einheit nicht möglich sei. «Doch nun sind wir
daran, die Gräben zu überwinden. Die neue Generation wirkt versöhnend.»
«Der
Präsident ist dankbar für unsere Arbeit, wir können regelmässig über das
staatliche Radio christliche Sendungen ausstrahlen und über den Glauben reden.
Als wir damit begannen, nahm auch die Fluchtbewegung ab. Die Regierung ist
dankbar und sie weiss, dass wir für sie beten. Wir sind nicht politisch aktiv,
aber wir lieben das Land und seine Leute.»
Donatien
Ndagjimana, Nationalleiter von «Harvest Initiatives»: «Wir arbeiten auch mit
den öffentlichen Schulen zusammen. Wir erklären den Schülern, dass wir die
eigene Identität leben können und dass wir unterschiedlich sein dürfen.»
Ndagjimana
ist zudem Direktor einer Schule, die von der Schweiz aus durch das
«Kinderhilfswerk Lima» unterstützt wird (Livenet berichtete). Hierbei kommen Kinder aller
ethnischen Gruppen in den Genuss von Bildung, sagt Donatien Ndagjimana,
namentlich auch jene des Batwa-Stammes. «Hierbei gibt es keine Probleme, auch
die Batwa-Kinder sind integriert.» Dies geschieht zum Beispiel während dem gemeinsamen Essen. «Daheim ist es den
Hutu- und Tutsi-Kindern nicht erlaubt, sich mit Batwa zu treffen.» Ihm selbst
sei dies während seiner Kindheit ebenfalls verboten gewesen.