Die Lage in äthiopischen Flüchtlingslagern für Eritreer ist schwierig.
Unter anderem kommen Kinder und Jugendliche aus dem Nachbarland. Diesen steht
das Schweizer Werk «ReachAcross» bei. Zudem trägt es eine Bibelschule mit und
hilft, dass Leiterinnen und Leiter im Lager eine grundlegende theologische Bildung erhalten können. Am 15. Juni erhält der
zweite Jahrgang der Bibelschule sein Abschlusszeugnis.
Schulung in der äthiopischen Bibelschule
«Im Norden von
Äthiopien gibt es grosse Flüchtlingslager, in denen Eritreer Zuflucht gefunden
haben», berichtet Jürg Gugger, Leiter des Schweizer Zweigs von «ReachAcross». «Wir besuchen diese Lager regelmässig und haben dort verschiedene Projekte.»
Dazu wird mit den evangelischen Gemeinden vor Ort
zusammengearbeitet. «Dies geschieht im Schulungs- und Bildungsbereich. Wir
liefern aber auch Nahrungsmittel und anderes Material, das dort benötigt wird.»
Zudem wird ein
Projekt aufgebaut, in welchem Kinder und Jugendliche unterstützt werden, die
alleine dort leben. Dazu Gugger: «Es handelt sich dabei vorwiegend um Jugendliche. In
Eritrea gibt es den jahrelangen Militärdienst, in den die jungen Leute nach der
Schule eingezogen werden. Deshalb flüchten viele Teenager.»
Kleine Gemeinden tun Grosses
Eritreische Flüchtlinge in Äthiopien
«Erstaunlicherweise
werden aber auch viele Kinder von ihren Eltern losgeschickt oder sie kommen mit
ihren Geschwistern über die Grenze.» Diese werden laut Jürg Gugger von den
äthiopischen Behörden betreut. «Aber das reicht nicht. Darum haben die Kirchen,
mit denen wir zusammenarbeiten – das sind meist kleine Gemeinden mit 50 bis 100
Besuchern – Angebote für die Kinder entwickelt.»
Laut «ReachAcross» diese Angebote vor allem
Kurse, Betreuung, Spiele, Englisch-Unterricht und weitere Dinge. «Man
muss sich vorstellen, dass das Lagerleben sehr eintönig ist. Deshalb ist es
wichtig, dass jemand für sie da ist. Eine grosse Gefahr ist auch, dass es in
diesen Lagern sehr viel Prostitution gibt. Deshalb ist es gut, wenn sich Christen der Kinder und Jugendlichen annehmen.»
Brücken zwischen Christen und Muslimen
Es sei
erstaunlich, wie wenig die Christen in Ostafrika über die Muslime wissen. «Es
herrscht viel Unsicherheit. Was glauben Muslime? Welche Feste feiern sie? Was
unterscheidet uns von ihnen? Es geht uns darum, aufzuklären und zu zeigen, wer
die Muslime sind. Dadurch können wir Brücken bauen, Unterschiede und
Gemeinsamkeiten aufzeigen und Tipps geben, wie man miteinander über den Glauben
ins Gespräch kommen kann.»
Für die
Menschen, die im Lager leben, wurde eine
einfache Bibelschule aufgebaut. «Die Lage in Eritrea ist schwierig, es
gibt viel Unterdrückung und Verfolgung. Vor allem aber gibt es keine
Ausbildungsstätten für eritreische Pastoren.» Deshalb ist es für «ReachAcross»
wichtig, in die örtlichen Leiter zu investieren.
Bibelschule für Flüchtlinge
Evangelische Gemeinde in Äthiopien
Mit einer
kleinen äthiopischen Gemeinde, die in einem Städtchen in der Nähe des Lagers
beheimatet ist, gibt es nun eine Bibelschule. «Wir ermöglichen es Leiterinnen und
Leitern, die von ihren Gemeinden ausgewählt wurden, dort ihre Ausbildung zu
durchlaufen. Es ist ein zweijähriger Lehrgang. Die Studenten sind aber nicht
die ganze Zeit vor Ort, sondern sie kommen alle zwei Monate für zwei Wochen in
die Schule.»
Immer wenn die
Bibelschüler das Lager verlassen, brauchen sie dazu eine Bewilligung. Sie
können sich nicht frei bewegen. «Sie müssen sich jedes Mal in die lange
Schlange stellen und ihr Gesuch einreichen.»
Bereits zweite Klasse graduiert
Das Gelernte
können sie dann in ihren Kirchen in den Lagern anwenden. In dieser Bibelschule
sind nicht ausschliesslich Flüchtlinge, sondern Christen aus der ganzen
Umgebung. «Jene, die nicht Flüchtlinge sind, arbeiten danach in ihrer Kirche
oder sie gründen eine eigene Gemeinde.»
Die Flüchtlinge
aber kehren in ihre Lager zurück und betreuen die dortigen Gläubigen. Am 15.
Juni 2018 feierte nun die zweite Abschlussklasse ihre Graduierung in der «Shire
Bible School».