Weltverfolgungsindex 2013

Verbesserungen in China – Verschlechterungen in Afrika

Trauriger Rekord: zum elften Mal in Folge führt Nordkorea den Weltverfolgungsindex (WVI) an. Den deutlichsten Sprung nach vorne macht Mali. Durch einen verschärften Islam geraten Christen in Mali ebenso in Gefahr wie in Äthiopien, Tansania, Kenia, Uganda und Niger. Verbesserungen zu vermelden sind dafür teilweise aus Asien, insbesondere aus China. Dies geht aus dem Weltverfolgungsindex 2013 hervor, den das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors heute veröffentlichte.
Wo der Glaube am meisten kostet

Die Unterdrückung gegen Christen wuchs im Jahr 2012 gewaltig, dies zeigt der Weltverfolgungsindex 2013, der die 50 Länder auflistet, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Die Zahl der afrikanischen Nationen ist deutlich gestiegen, wegen dem wachsenden Einfluss des Islam, berichtet Open Doors, das Hilfswerk, das sich weltweit für verfolgte Christen einsetzt.

Neu auf der Liste ist Mali, das auf Position sieben aufgeführt wird. Ebenfalls in die Top 50 eingetreten sind Tansania, Kenia, Uganda und Niger. Äthiopien ist eines der Länder, das den grössten Sprung im Index macht, nämlich von Platz 38 auf 15. Zudem erreicht Eritrea erstmals die Top 10 und Libyen dringt von Position 26 auf 17 vor.

Nordkorea zum elften Mal in Folge

Weiterhin auf Rang 1 bleibt Nordkorea. Das hermetisch abgeschottete, kommunistische Land führt den Weltverfolgungsindex zum elften Mal in Folge an. Allein der Besitz einer Bibel kann ausreichen, um in eines der riesigen Arbeitslager gesperrt oder exekutiert zu werden. Nach Schätzungen von Open Doors leben 50‘000 bis 70‘000 Christen in solchen Lagern. Unter dem neuen Führer Kim Jong-un hat sich so gut wie nichts geändert.

Abgesehen von Nordkorea sind acht der zehn Hauptverfolgerstaaten islamisch, von 2 bis 9: Saudi-Arabien, Afghanistan, Irak, Somalia, die Malediven, Mali, Iran und Jemen; während Eritrea auf 10 marxistisch-totalitär geführt wird. Insgesamt war im Bereichszeitraum eine Zunahme der Unterdrückung zu verzeichnen.

Erhebliche Zunahme in Afrika

Die auffallendste Veränderung war für die Open-Doors-Fachleute die deutliche Zunahme der Verfolgung in Afrika. Der fundamentalistische Islam gewinnt auf dem Kontinent rasch an Einfluss. Einerseits wird dies durch gewaltsame Attacken sichtbar, so etwa durch die Boko Haram in Nigeria (Nummer 13 auf dem Index). Andererseits beobachtet man im mehreren afrikanischen Staaten eine wachsende Infiltration der Gesellschaft und Wirtschaft.

Beispiel Kenia: im mehrheitlich christlichen Kenia haben Extremisten geschickt lobbiert, so dass nun in der neuen Verfassung islamische Familiengerichte in allen Provinzen Kenias richten dürfen, selbst in solchen mit einer nur geringen Anzahl Muslimen. Da dieser juristische Brückenkopf nun errichtet wurde, fürchten Beobachter, dass Bezirke mit muslimischer Mehrheit sich als Scharia-Staaten deklarieren könnten – ähnlich wie dies in Nigeria zu sehen ist.

Mali so streng wie Saudi-Arabien

Von allen Nationen machte Mali den grössten Sprung nach vorn, seit dem schockierenden März-Coup. Zwar lebten die Christen im Norden etwas angespannt, aber sie konnten ihren Glauben frei ausleben. Das hat sich in wenigen Wochen komplett geändert. 99 Prozent der Christen im Norden mussten Hals über Kopf fliehen oder wurden vertrieben. Christen ist es schlicht nicht mehr erlaubt, vor Ort zu sein.

Klare Verschlechterung in Syrien

Neben Mali machte Syrien den grössten Sprung auf dem Index. Das Land steht nun auf Rang 11 (Vorjahr 36). Während Jahren konnten die Christen der traditionellen Kirchen ihren Glauben frei leben, ohne ihn weitergeben zu dürfen. Nun sind sie ins Kreuzfeuer der Oppositionellen geraten, denen sich fremde Jihadisten angeschlossen haben, die eine anti-christliche Agenda führen.

Verbesserungen in Asien

Ausser in Nordkorea ist soziale Stabilität das Schlagwort für die sich rasch globalisierenden Staaten wie China, Vietnam und Laos. Alle haben kleine bis deutliche Fortschritte in ihrem Umgang mit Christen gemacht. China ist das Land, das auf dem Weltverfolgungsindex die grösste Verbesserung vollzogen hat. Auch wenn christliche Minderheiten in den muslimischen Landesteilen sowie im Tibet nach wie vor Verfolgung leiden, ist zu erkennen, dass die Regierung de facto Millionen von Han Chinesen toleriert, die sich in Hausgemeinden und somit ausserhalb der staatlichen Kirche treffen. Dies auch, weil die Regierung versucht, eine kapitalistische Gesellschaft aufzubauen und bemerkt hat, dass die Kirche lehrt, hart zu arbeiten, aufrichtig zu sein und die Autoritäten zu respektieren – alles Richtwerte, die eine soziale Stabilität sichern.

Hier werden Christen am stärksten verfolgt

 Platz 2013

 Land

 Platz 2012

 1
 Nordkorea  1
 2
 Saudi-Arabien
 3
 3
 Afghanistan  2
 4
 Irak
 9
 5
 Somalia
 4
 6
 Malediven
 6
 7
 Mali
 -
 8
 Iran
 5
 9
 Jemen
 8
 10
 Eritrea
 11

Über 100 Millionen Menschen werden nach Einschätzungen des überkonfessionellen christlichen Hilfswerkes Open Doors weltweit aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt. Mit dem jährlich erscheinenden Weltverfolgungsindex beleuchtet das Werk die Situation verfolgter Christen und erstellt eine Liste von 50 Ländern mit der grössten Verfolgung. Dazu werden erhebliche Datenmengen ausgewertet, Befragungen vor Ort durchgeführt, die politische Lage und die Verfassung geprüft und vieles mehr. Insgesamt sechs Themenbereiche ergeben die endgültige Rangliste: Privatleben, Familienleben, Soziales Leben, Zivilleben, Kirchliches Leben und Gewalttaten. Der Index berücksichtigt die Situation zwischen 1. September 2011 und 31. Oktober 2012.

Verfolgung hat zugenommen

«Die Verfolgung hat sich im letzten Jahr allgemein verstärkt», analysiert Eric Lecomte, Leiter von Open Doors Schweiz und Österreich. «Open Doors wird seine Hilfe an die verfolgten Christen ausbauen. Wir danken allen Kirchen, Medienschaffenden, Politikern und Einzelpersonen, die ihre Stimme gegen diese Verletzungen der Menschenrechte erheben.»

Datum: 08.01.2013
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Open Doors

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