Kommentar

Wo sind die Flotillas für den Südsudan?

Hilfsschiff für Gaza – andernorts wird mehr gehungert. (Foto: Wikipedia / Free Gaza movement).

Erneut wollen Aktivisten die Seesperre brechen und mit Hilfsgütern nach Gaza gelangen. Um gegen Israel zu protestieren und auf die Lage der Bewohner des Gazastreifens aufmerksam zu machen, wie sie sagen.

Rasch wird deutlich, dass es nicht um die Hilfe an sich geht – denn wer Gaza kennt, es bereist und den Leuten wirklich zuhört, sieht rasch, dass diese vor allem ein politisches Problem mit  Fundamentalisten haben, die jede Chance auf einen Frieden hintertreiben. Die tägliche Versorgung dagegen lässt sich problemlos abdecken, sowohl durch einfache Marktstände über Einkaufszentren, bis hin zu üppigen Supermärkten. Einkaufen kann man selbst in kleineren Geschäften mit der «Mastercard».

Auch wenn das Leben in Gaza kein Zuckerschlecken ist: In den Strassen verhungert und verdurstet niemand, eher schlürft man Cola im neugebauten Wasserpark oder labt sich an einer Wasserpfeife.

Wo blieben die Helden?

Wo aber waren die Flotilla-Helden all die Jahre, als an den Schwarzafrikanern des Südsudan ein Völkermord verübt wurde? Rund 300'000 Menschen wurden versklavt, zwei Millionen starben und rund sechs Millionen waren zur Flucht gezwungen. Hier hätte keine Blockade durchbrochen werden müssen und hier waren tatsächlich Menschen am Verhungern. Über den Luftweg bewies das Schweizer Hilfswerk «Christian Solidarity International», dass der Beistand nicht nur nötig ist, sondern auch möglich ist. Da hätte eine Flotilla mit Prominenten Sinn gemacht, um auf die Katastrophe aufmerksam zu machen; zu den löblichen Ausnahmen, die sich tatsächlich im Sudan engagieren, gehören George Clooney, Angelina Jolie und Mia Farrow.

Mehr Risiko

Die «Friedensaktivisten» durchbrechen aber lieber eine – übrigens auch von Ägypten verhängte – Blockade, um «Hilfe» in ein Gebiet zu bringen, wo die durchschnittliche Lebenserwartung höher liegt, nämlich bei 73,4 Jahren, als in der Türkei (71,9 Jahre), Ägypten (72,1 Jahre), Russland (66 Jahre) oder dem weltweiten Schnitt von 66,57 Jahren. Sie wissen aber, dass sie dann in einer Krisenregion protestieren müssten, in welcher ein von Den Haag gesuchter und zu allem entschlossener Diktator Omar el-Bashir wütet.

Datum: 12.07.2011
Quelle: Livenet.ch

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