Afrika ist mir egal

Jetzt muss ich mich gleich korrigieren: Afrika war mir egal. Bis ich aufgrund einer Weiterbildung zehn Tage in Afrika verbringen musste.

Der Gedanke, da Dinge essen zu müssen, die meinen Magen in einen Dauerverdauungs-Zustand versetzen und die Konsistenz des Abgangsresultates markant verändern würden, bereitete mir Unbehagen. Aber ich ging. Und mein Magen spielte mit. Besser als meine Gefühle jedenfalls.

Mitten im Slum

Klar habe ich auch vor meinem Afrika-Aufenthalt von diesen Statistiken gehört, dass alle fünf Sekunden ein Kind verhungert, aber irgendwie war das Leid einfach immer so weit weg, so abstrakt. Nicht mehr jedoch, als ich inmitten eines Slums stand und Zeit mit über 300 Menschen verbrachte, die aufgrund eines Feuers ihre Häuser (wobei man diese Blechbauten ja beim besten Willen nicht Häuser nennen kann) verloren hatten.

Im Dreck

Wir konnten helfen, konnten Finanzen bringen, konnten mit den Kindern spielen, sie umarmen und ihnen zeigen, wie Jesus ihnen begegnen würde. Auch wenn es zuerst ziemlich Überwindung kostet, diese Kinder, die dreckig und oft auch streng riechend nach deiner Hand greifen, in den Arm zu nehmen. Wahrscheinlich geht es dem heilig-sauberen Gott beim Anblick von mir und meinem «Lebensdreck» auch etwa so. Und trotzdem war er sich nicht zu schade, sich in meinen Dreck hineinzuknien und mein Herz reinzuwaschen.

Hilflosigkeit

Wir konnten den 110 Kindern dieser 44 Familien Geld und Material für die nächsten vier Jahre geben – eine Zukunft. Hoffnung und Perspektive. Was mein Herz jedoch brach, war das Gesicht einer Nachbarsfrau, die auch auf Hilfe gehofft hatte. Aber wir hatten nichts mehr zu geben. Dabei hätte ich doch locker noch mehr Geld, noch mehr Material auftreiben und mitnehmen können. Auf einmal wurde mir diese Dimension der Machtlosigkeit bewusst – ich ging, um zu helfen. Und fand mich wieder in einem Strudel der Hilflosigkeit.

Schmerzlich real

Und in dem Moment bekam das Leid in Afrika plötzlich ein Gesicht, wurde schmerzlich real in Form von den Augen von dieser Frau, die auf eine Zukunft für ihr Kind hoffte. Was meine abgestumpfte Emotionsmauer jedoch endgültig einriss, war die Bitte von Frauen, ihre Kinder doch nach Europa mitzunehmen. Nicht etwa, weil sie ihre Kinder nicht lieben würden, sondern gerade weil sie ihre Kinder so liebten und sich nur so Hoffnung versprachen.

Nicht verdient

Auf der Rückfahrt im Bus weinte ich nur noch. Über die Ungerechtigkeit dieser Welt. Über das Leid dieser Menschen, mit denen ich plötzlich verbunden war. Was wäre gewesen, wenn Gott meinen wunderschönen Lebensplatz zugunsten eines dieser Kinder verschenkt hätte? Damit es leben kann. Vielleicht, weil ich es sowieso nicht zu schätzen weiss. Mir wurde bewusst, dass ich mein Leben nicht verdient habe.

Hoffnung und Lebensfreude

Dabei geht es nicht darum, dass ich mich mit einem schlechten Gewissen irgendwo in eine Ecke kauere und mich selbst mit meiner Wohlstandspeitsche blutig schlage – sondern vielmehr darum, dass ich spüre, eine Verantwortung zu haben. Mir ist Afrika nicht egal. Denn Gott ist Afrika nicht egal. Wieso ich das weiss? Weil ich an einem Sonntagmorgen in einer Kirche in Afrika mehr Hoffnung und Lebensfreude erleben durfte, als ich je in einer Kirche in Europa gesehen habe. Es ist Zeit, etwas zu verändern. Mich.

Link zum Thema: Mehr über den Gott erfahren, der sich für Afrika und auch für Dich interessiert

Datum: 16.10.2008
Autor: Andreas Boppart
Quelle: Jesus.ch

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