Uganda: Staat und Kirchen miteinander gegen Aids

Kinder im Heim von God Helps Uganda (Stiftung Gott hilft).
Klare Worte: Die Mädchen Ugandas hören in der Schule zeitig von der HIV-Gefahr.
John Mulinde
AIDS-Unterricht in Uganda.
Unermüdlich für das Wohl der Menschen engagiert: Janet Kataha Museveni.
Gebet und Freude am Leben: ugandische Tanzgruppe in einer christlichen Konferenz.

Afrikanische Teenager, die nicht vor dem HI-Virus gewarnt wurden, neigen zu Sex. Dies hat auch kulturelle Hintergründe. Uganda weist im Kampf gegen Aids bemerkenswerte Erfolge auf, weil Kirchen und staatliche Stellen an einem Strick ziehen.

Die Kirchen Ugandas haben die christlichen Werte Treue und Reinheit wirkungsvoll in die Kampagne zur Bekämpfung der Seuche eingebracht. Die Verwüstung, die sie anrichtet, lässt sich daran ablesen, dass heute eine Million Kinder im ostafrikanischen Land Waisen und vermutlich über 100'000 infiziert sind. „Zu Beginn wollte niemand über Aids reden“, erinnert sich John Mulinde, Pastor und Gebetsleiter in der Hauptstadt Kampala. Politiker und Beamte hätten anfänglich die Epidemie verschwiegen, um dem Tourismus nicht zu schaden. „Da trat die Kirche an und warf den Verantwortlichen vor, Profite höher zu schätzen als menschliches Leben.“

Nach hitzigen Debatten, unter anderem im Parlament, habe sich die Regierung Anfang der 90-er Jahre entschieden, dem Kampf gegen die Seuche Priorität zu geben. Präsident Museweni führte die Kampagne selbst an. Er forcierte die Abgabe von Kondomen. Die Kirchen kritisierten dies – die Abwehr von Aids müsse auf sexueller Abstinenz und Treue aufbauen.

ABC: Gemeinsame Plattform

Nach mehrjährigen Auseinandersetzungen wurde eine gemeinsame Plattform geschaffen: Die Regierung erklärte sich bereit, staatliche Mittel zur Unterstützung der kirchlichen Bemühungen einzusetzen. Im Gegenzug verzichtete die Kirche fortan darauf, öffentlich gegen Kondome Stellung zu nehmen. Die Stossrichtung der Plattform findet sich in der eingängigen – und erfolgreichen – Losung ABC: „A für Abstinenz, B für Treue (being faithful) und C für Kondome“. Seither hat die Regierung Bemühungen unterstützt, Jugendliche von Sex vor der Ehe abzuhalten.

Angesichts der polygamen Tradition…

Afrikanische Teenager, die nicht informiert und gewarnt werden, neigen zu Sex, die Mädchen mit 13-15 Jahren, die Burschen etwas später. „Schwarzafrika ist traditionell eine polygame Gesellschaft“, sagt Mulinde. „Weil ein Mann in unserer Kultur zwei, drei oder vier Frauen haben kann, kommt für Frauen auch ein verheirateter Mann als Sexualpartner in Frage.“ Als Aids aufkam, habe sich dies als riesiges Problem erwiesen. „Denn gerade unverheiratete Frauen sahen es nicht als Sünde oder Vergehen an, mit einem verheirateten Mann eine Affäre zu haben. Und die meisten Männer schämten sich nicht – es gehörte zur Kultur.“

… Treue zu einem Partner propagiert

An diesem Punkt setzten die Kirchen an und propagierten die Treue zu einem Partner. In den letzten Jahren beteiligten sich auch Muslime zunehmend an der Kampagne. Mulinde registriert, dass die Regierung in letzter Zeit vermehrt Gewicht auf die Werteerziehung (AB) legte – obwohl dies Uganda internationale Kritik eintrug. Während die Aufrufe zum Kondomgebrauch anhielten, wurden die jungen Erwachsenen auf grossen Plakaten und im Radio aufgefordert, bis zur Ehe auf Sex zu verzichten.

Diesen Appell unterstützte auch die Präsidentengattin Janet Kataha Museveni, eine bekennende Christin und aktive Beterin. Mulinde: „Wir konnten einen Spot hören, in dem ein Mädchen ihre Freundin fragt, warum sie nie in der Disco auftauche. Sie habe Freunde, sagt diese, aber sie sei entschlossen, mit keinem ins Bett zu gehen, bis sie mit ihm verheiratet sei.“ Am Schluss hiess es, der Spot sei vom Büro der First Lady veranlasst worden.

Überraschend wirksame Prävention

Janet Museveni informierte sich vor 1995 bei Fachleuten über das Fortschreiten der Immunschwäche bei infizierten Kindern, erzählt Mulinde. Sie erfuhr: Neun von zehn Kindern, die das Alter von neun Jahren erreichen, sind gesund. Bis zum Zeitpunkt, da die Mädchen und Knaben sexuell aktiv werden, verstreichen einige Jahre. Diese Zeitspanne muss zur Prävention genutzt werden, entschied die First Lady – als ‚Window of Hope’, Fenster der Hoffnung.

Teams besuchten darauf die Schulen und legten Mädchen und Burschen dar, dass das Nein zu Sex vor der Ehe ihr Leben retten könnte. 2004 ergab eine Umfrage unter Universitätsstudenten laut Mulinde Erstaunliches: 35 Prozent von ihnen hatten vor der Ehe sexuell abstinent gelebt. „Das war ein Beweis, dass sich die Aufforderung zur Abstinenz auszahlt.“

„Keep yourself pure!“

Keine gesellschaftliche Kraft Ugandas sprach sich, so Mulinde, so klar für Enthaltsamkeit vor der Ehe aus wie die Kirchen. Sie mochten erst gar nicht von Kondomen reden, sondern legten den Ugandern einfach nahe, in sexueller Reinheit zu leben. Die First Lady stützte sich in ihren Bemühungen darauf ab, wenn sie die Jugendlichen aufrief, sich nicht herzugeben zu Praktiken, die sie verunreinigten. „Keep yourself pure!“

Starkes Netzwerk von Betern

Der bemerkenswerte – allerdings keineswegs endgültige – Erfolg in Aids-Prävention und -Abwehr hängt auch mit dem starken Netzwerk von ugandischen Christen zusammen, die seit Jahren für ihr Land beten. Nach den Worten von John Mulinde, einem der international bekannten Leiter dieser Bewegung, brennt das Feuer unter den Christen seines Landes, welche auch Europäer inspiriert hat, weiter. Zugleich meint er in den letzten Jahren wahrzunehmen, dass die völlige Hingabe an Jesus Christus, die das Gebet auszeichnete, abnimmt: „Unser Volk betet immer noch, aber namentlich in der Hauptstadt Kampala kommt bei Gemeinden und Pastoren ein Streben nach Wohlstand und Wohlleben auf.“ Und dieser Akzent, der die umfassende Hingabe an Christus aufweiche, werde über Fernsehen und Radio im Land verbreitet. Der Gebetsleiter sieht bei weitem nicht die ganze Gebetsbewegung davon betroffen, aber das Streben sei doch so deutlich spürbar, dass das Volk in Gefahr kommen könnte, sich von Gott abzuwenden.

Mulinde und sein Team legten ihre Beobachtung Pastoren vor. „Wir sagten ihnen: Wenn Gott unter uns wirkt, segnet er uns. Er schenkt uns Wohlstand, Frieden und Anerkennung in der Gesellschaft. Aber wir sollten all diese Segnungen nicht annehmen um den Preis, dass Jesus nicht mehr Herr über alles in unserem Leben ist. Sonst werden wir früher oder später feststellen, dass wir viel haben, aber der Heilige Geist uns mangelt.“

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Bilder Kinder in Uganda: Stiftung Gott hilft

Datum: 24.08.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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