Nepal

Die verwandelnde Kraft von Jesus

Chanman lebt ein neues Leben, seit er Christus gefunden hat. Der Leiter eines Jugendzentrums in Nepal schildert Livenet & Jesus.ch, wie Kastenlose im armen Land am Himalaja unten durch müssen – und dass Christus ihre Hoffnung ist. Livenet: Chanman, was hat Jesus in Deinem Leben, in Deiner Familie, in Deinem Dorf verändert?
Voller Hoffnung: Chanman.
Millionen Nepali leben in Bergdörfern; die Kastenlosen machen die Dreckarbeit – seit Jahrhunderten.
Enttäuschte Hoffnung auf ein besseres Leben: Viele, die in die Stadt ziehen, hausen in Slums.
Neue Perspektiven: Chanman (rechts) und sein Cousin Souk besichtigen in der Schweiz christliche Jugendarbeit.

Chanman: Unser Gott ist ein lebendiger Gott. Er ist ein absolut allmächtiger Gott. Diese Allmacht Gottes ist nicht nur eine Allmacht, die die Erde erschuf, sondern eine, die in jedem von uns Veränderungen bewirkt. Ganz besonders möchte sie uns Zukunft schenken, in uns Hoffnung wecken. Sie kommt zu uns durch den Heiligen Geist.

Ich komme aus einem Bergdorf und entstamme der untersten sozialen Schicht Nepals, den Kastenlosen. Da gibt es keine Zukunft und keine Hoffnung. Man kämpft ums Überleben, wobei es sich von selbst versteht, dass man sozial am Rand steht. Es ist ein Leben in allumfassender Gebundenheit, Unfreiheit in jedem Bereich.

Was heisst das konkret?
Als Angehörige der untersten Kaste sind wir Sklaven der höheren Kasten. Wir haben keinen Zugang zum Bildungswesen und bleiben in totaler Abhängigkeit von denen, die über Bildung verfügen. Durchwegs müssen wir die Verachtung der Gesellschaft ertragen. Wir haben keinen Zutritt zu religiösen Feiern und zum Tempel. Hinduistische Erlösung ist für uns nicht vorgesehen, da wir nicht nach dem Hindu-Dharma (Weltordnung) leben. Man sagt, dass die Hindus drei Millionen Gottheiten haben – keine von ihnen ist für uns.

Noch ein Aspekt: Wir stehen im Überlebenskampf, aber kreative Fähigkeiten ausleben oder entwickeln dürfen wir nicht. Die Gebundenheit ist so umfassend, dass es in keinem Lebensbereich eine Möglichkeit auszubrechen gibt.

Wie wirkte sich das bei Dir aus?
Bei mir bewirkte die Gebundenheit, dass ich das Leben als sinnlos und nicht lebenswert ansah. Umgekehrt zeigt sich auf dem Hintergrund dieser Gebundenheit, was Jesus in meinem Leben bewirkt hat. Er stellt sich in der Bibel vor als der Vater der Waisen und der Witwen, der Gott, der sich um die Ausgestossenen sorgt und ihnen Zukunft und Hoffnung schenkt. So lerne ich ihn immer mehr kennen. Auf meiner Entdeckungsreise mit Jesus will ich die Versprechen von Jesus ausschöpfen. Ich erlebe, dass sie mich immer mehr aus der Gebundenheit heraus in die Freiheit führen.

Kannst Du ein Versprechen nennen?
Gott sagt in der Bibel, dass er uns nie verlässt. Er ist immer bei uns. Wie sieht das praktisch aus? Als ich mich zu Jesus hinwandte, wurde ich von meiner Familie und meinem Dorf verstossen. Jesus schenkte mir die neue Familie der christlichen Gemeinde. In ihr ist er bei uns. Jesus ruft uns auf, mutig zu sein. Ich erlebe das: Wo ich auch bin, was ich auch anpacke – Jesus gibt mir Mut dazu, und ich kann mit ihm weitergehen. Vor kurzem konnte ich ein medizinisches Team organisieren, das mein Dorf besuchte. Angehörige der oberen Kasten standen Schlange, um von meinem Bruder, einem Arzt, behandelt zu werden!

Wie kommt es denn, dass die umfassende Gebundenheit immer noch von den meisten Kastenlosen hingenommen wird?
Ihre Wurzel ist religiös, ist der Hinduismus. Im Zentrum des Hinduismus steht die Lehre vom Karma: Gutes und Böses aus früheren Leben schlagen unabwendbar auf dieses Leben durch, zeigen sich in der Kastenzugehörigkeit, die Schicksal ist. Das bedeutet, dass es in diesem Leben keinen Aufwärtspfad gibt. Was du tust, wird sich erst im künftigen Leben auswirken. Darum gibt es für Veränderungen in diesem Leben keinen Motor. Die Lüge des Götzendienstes und des Kastenwesens deckt die Wahrheit zu: dass wir im Bild Gottes geschaffen sind. Sie schneidet uns von der Freiheit ab.

Hinduismus ist auf Rituale gerichtet: Wer sie richtig vollzieht, erwirbt seiner Seele fürs nächste Leben Verdienste.
Heute lebt aber der Hinduismus nicht mehr so wie vor Jahrhunderten. Früher stellte er ein geschlossenes System dar, dessen Elemente wie Zahnräder ineinander griffen. Dieses verzahnte System gibt es heute nicht mehr. Übriggeblieben sind Bräuche, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und einzuhalten sind. Auch die Priester verstehen grösstenteils nicht mehr, was hinter bestimmten Riten steht, die man täglich oder bei den Festen vollziehen muss. Es wird einfach gemacht.

Was motiviert Kastenlose, sich nicht mehr abzufinden mit ihrem Elend und aufzubrechen?
Irgendwie haben viele verstanden, dass es nicht sein kann, dass es drei Millionen Götter gibt – wo sind sie denn? Was haben wir davon? Wir sitzen immer noch in dieser umfassenden Gebundenheit. Sie erkennen dies immer mehr, weil mit der Modernisierung Bildung ins Land kommt. Sie vergleichen sich mit anderen.

Weil wir im Bild Gottes erschaffen sind, gibt es in unserer Seele ein Grundmuster. Und dieses verlangt danach, wieder vom Stempel getroffen zu werden, der es ursprünglich geschaffen hat – Gott. Darum gibt es ein Suchen nach dem einen Gott, der dem Grundmuster der Seele entspricht.

Geschieht dieses Suchen in Nepal in gleicher Weise im Dorf – wo die Moderne noch kaum Einzug gehalten hat – wie in der Stadt?
Die Verehrung für die drei Millionen Götter zeigt sich nach wie vor daran, dass an jeder Ecke, an jedem Baum, jedem besonderen Stein Götzendienst betrieben, Farbe hingeschmiert und zu gewisser Zeit ein Ritual vollzogen wird. Der Unterschied besteht nicht zwischen Stadt und Land, sondern zwischen denen, die zur Schule gehen konnten, und den anderen, denen dies versagt blieb. Mit Bildung kommt die Frage immer mehr auf: Wenn es Götter gibt, warum geht es uns so schlecht??

Wie hast Du auf Deiner Entdeckungsreise zu dem einen Gott beten gelernt?
(Lacht) Beten ist doch das Leichteste der Welt! Ich danke Gott und ich bitte ihn, meinen Versorger, um das, was ich täglich brauche. Im Hinduismus (und im Buddhismus) funktioniert Gebet ganz anders. Im Tempel spricht man gewisse magische Formeln, um sein Karma anzuheben. Als Christen pflegen wir die beiden Grundhaltungen: Wir danken Gott und bitten ihn um das, was wir brauchen.

Hierzulande erhoffen sich viele Menschen von Yoga und anderen Praktiken, die vom Subkontinent stammen, ein inneres Gleichgewicht. Was sagst Du dazu?
Zuerst dies: Du kannst ein Ross so lange herumführen, wie du willst – es wird keine Kuh. Du kannst ein Ross so lange waschen und striegeln, wie du willst – es kommt keine Kuh zum Vorschein. Es gilt als Torheit, beim Waschen eines Rosses zu erwarten, dass eine Kuh zum Vorschein kommt. Genauso ist es, äussere Rituale zu praktizieren und zu erwarten, dass dies an deinem Innern etwas ändert. Als Christen wissen wir, dass Veränderung von innen heraus geschieht – nicht von aussen.

Nun will ich nicht jeden, der Yoga macht, als Narr bezeichnen. Ich respektiere das Suchen der Menschen nach Balance, nach Wahrheit, nach Gott. Mir geht es um Folgendes: Was ist die Basis des Handelns? Wer ohne Basis handelt, kommt nirgendwo hin. Wie will der, der davon ausgeht, dass der Mensch vom Affen abstammt, durch Yoga innere Balance finden?

Karma ist erbarmungslos in dem Sinn, dass Misslungenes und Verfehltes nicht vergeben wird. Wie hast Du die Vergebung entdeckt, die der Gott der Christen schenkt?
Vom gnadenlosen Karma zu dem Gott zu kommen, der Gnade und Barmherzigkeit ist – dieser Übergang vom kalten Rechnen mit Verdiensten zur Vergebung von Gott ist wie der Wechsel von der Finsternis ins Licht, vom dunklen Loch ins helle Licht der Sonne. Er ist der grösste Wechsel, den man sich vorstellen kann. Es gibt keinen stärkeren Kontrast im Leben als den zwischen kalter, berechnender Karma-Religiosität und dem Leben mit dem barmherzigen Gott, der mir Zukunft und Hoffnung schenkt, der nach der Bibel langsam zum Zorn und voller Liebe und Güte ist.

Welche Hoffnung hegst Du für Dein Land Nepal, das sich nach zehn Jahren Bürgerkrieg aufzurappeln sucht?
Ich habe grosse Hoffnung (lacht) – und es ist eine ganz einfache Hoffnung. Ich hoffe, dass dieses Land, das an jeder Ecke Tempel hat – Hindutempel, buddhistische Tempel, alle möglichen Tempel –, dass dieses Land mit Kirchen übersät wird. Ich hoffe, dass in meinem Land der Hügel und Berge der Lobpreis für unseren Gott von den Hügeln und Berggipfeln erschallt. Mein Land ist wunderschön – damit das Leben der Menschen diese Schönheit spiegelt, braucht es unseren Gott mit seiner Liebe.

Lesen Sie am Dienstag, wie Nepali bei Krankheit Geister anrufen – und wie Gott hilft.

Datum: 10.08.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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