Whalid

«Jesus ist unsere zweite Chance»

Whalid ist Christ in Marokko. Und er hört gern Bob Marley. Auch wenn er in seinem Land den Glauben nicht frei wählen darf, will er unbedingt dabei bleiben. – Lesen Sie den zweiten Teil des Interviews.
Das blaue Tor in Fes.
Malerische Idylle in Marokko.
Eine Landschaft zum Träumen.
Exotische Wüstenlandschaft.

Selbst die saubere Schweiz lebe im Dreck, sagt Whalid und schaut nachdenklich aus dem Fenster auf die saubere Autobahn, auf der genauso saubere Autos vorbeibrausen. «Wir Menschen leben geistlich im Dreck. In Ägypten hab ich Menschen gesehen, die ganz wörtlich im Dreck lebten; einen ganzen Stadtteil voll. Die Kinder spielten damit, die Eltern auch. Aber sie haben das nicht wahrgenommen. Mir ist das ein Spiegelbild für unsere Welt», sinniert Whalid.

Aber er sieht auch Hoffnung: «Mit Jesus haben wir eine zweite Chance. Wir dürfen wählen. Er umgibt uns mit seiner Liebe. Wer die erlebt hat, der lässt sie nicht wieder los. Seine Liebe hat mich richtig erobert.» –

Lesen Sie hier Teil 2 des Livenet-Fragebogens.

Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Als Junge hatte ich mich einmal ganz allein in den Bergen verlaufen. Niemand war mehr da. Aber in mir sagte Jesus: „Hab keine Angst, ich bin da, und ich bring dich zurück.“ Dann war da plötzlich eine Schlange auf dem Weg, direkt vor mir. Sie hatte sich aufgestellt und schaute mich an. Zum Weiterlaufen musste man dicht an ihr vorbeigehen. Mir kam dann ein Bibelvers in den Sinn, den ich aber nie gelesen hatte. Ich glaubte, und die Angst wich.

Ich lief neben der Schlange vorbei. Sie schaute mir zu, regte sich aber nicht. Ich weiss nicht, ob ich so einen Glauben auch heute noch hätte... Darum sagte ja Jesus, dass wir im Glauben wie die Kinder werden müssten.

Warum denken Sie, dass sich ein Leben als Christ auf Dauer lohnt?
Weil wir Menschen sein Ebenbild sind. Ob wir wollen oder nicht – wir haben ein tiefes Verlangen nach ihm. Die Menschen arbeiten hart, um sich Befriedigung zu verschaffen. Aber die finden wir nur bei Gott. Die Leute füllen sich ab mit Sex, Alkohol und Drogen und suchen in anderen Religionen. Aber die innere Leere bleibt. Nur Gott kann sie füllen. Durch Jesus.

Gott schuf den Menschen, damit wir immer mit ihm leben. Nicht damit wir krank oder alt werden und irgendwann halt sterben. Er machte uns perfekt. Wir konnten wählen, ob wir ihm folgen wollten oder nicht. Wir wählten Letzteres. Warum wurde dafür aber nicht nur Adam bestraft, sondern auch wir? Ganz einfach: Leben die Eltern im Palast, kommt man im Palast zur Welt. Leben sie im Dreck, dann kommt man dort zur Welt. Wir sind Adams Nachkommen. Wir leben geistlich im Dreck, auch in der Schweiz.

In Ägypten hab ich Menschen gesehen, die ganz wörtlich im Dreck lebten; einen ganzen Stadtteil voll. Die Kinder spielten damit, die Eltern auch. Aber sie haben das nicht wahrgenommen. Mir ist das ein Spiegelbild für unsere Welt. Aber mit Jesus haben wir eine zweite Chance. Wir dürfen wählen. Er umgibt uns mit seiner Liebe. Wer die erlebt hat, der lässt sie nicht wieder los. Seine Liebe hat mich richtig erobert.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Er ist souverän, und das gefällt mir. Bevor er die Menschen schuf, wusste er, dass diese Geschöpfe einmal sagen würden, „es gibt keinen Gott“, und dass sie Götzen anbeten. Trotzdem machte er den Menschen. Er ist das Grösste in der gesamten Weltgeschichte. Im Islam ist sich Gott seiner nicht sicher. Er braucht Menschen, die ihn verteidigen; die ihn und sein Wort beschützen.

Ich bete den wahren Gott an, und er gibt mir sogar die Freiheit, das nicht zu tun. Soviel Achtung bringt er dem Menschen entgegen. Er hat uns erschaffen, aber er besitzt uns nicht. Er gibt uns frei. Vor uns liegen ganz verschiedene Speisen. Was würdest du wählen? Das Sandwich oder das Fondue?

Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie?
Ich erkläre ihm, was mich beschäftigt. Aber er ist treu, und er ist der Herr. Wenn etwas schiefläuft, frage ich ihn, ob ich etwas lernen soll. Ich war auch schon unglücklich wegen ihm. Aber dann hab ich gemerkt, dass mir die Situation ja sogar hilft.

Oder wenn er auf ein Gebet nicht antwortet oder erst spät antwortet, dann bin ebenfalls oft unzufrieden. Aber Gott hat drei Arten zu antworten: mit Ja, mit Nein und mit Warten. Aber er antwortet immer, auch wenn uns manchmal das Nein oder das Warten nicht gefallen. Die Bibel zeigt uns, wie er denkt. Er ist treu; er war es gestern, er ist es heute, und er wird es immer sein. Er steht zu seinem Wort. Und ich erinnere ihn daran: «Du hast das gesagt; nun zeig es mir.»

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Wann die Marokkaner ihn endlich kennenlernen werden. Ich weiss, er antwortet darauf nicht. Aber ich hoffe, dass sie ihn finden. Ich will das noch in meiner Generation erleben, nicht erst in noch einmal 2000 Jahren.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann...
Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Aber ich kann nicht sagen: «Ich liebe Jesus», ohne dass ich mir sein Wort zu Herzen nehme und es einhalte. Jesus sagt in der Bibel: «Wenn du mich liebst, dann tust du, was ich sage.» Das ist mein Mass. So, wie ich das Wort liebe, liebe ich Gott. Ich lese meine Bibel. Wenn ich sie eine Weile nicht lese, dann frag ich mich: «O weh, wo ist meine Beziehung zu Gott geblieben?»

Manchmal verstehe ich etwas nicht. Aber ich lese dann trotzdem weiter. Ich glaube, dass das Wort uns auch dann reinigt, wenn wir etwas nicht verstehen. Manchmal verstehst du etwas nicht. Dann lies trotzdem weiter.

Wie sind Sie Christ geworden?
Ich hatte die Chance, in einer grossen Familie aufzuwachsen. Die Mitglieder hatten verschiedene Religionen: Islam, Bahai und Christen. Das war mir schon früh geläufig, und ich konnte sie miteinander vergleichen. Ich hab mich auch über den Buddhismus erkundigt. Als Junge hatte ich Erlebnisse mit Christus. Als Teenager entschied ich mich dann für ihn.

Warum sind Sie Christ?
Nach alldem fragst Du mich das? (lacht) Die wahre Liebe hab ich in Christus gefunden. Und echten Frieden und wahre Erfüllung. Ich bin nicht bereit, ihn aufzugeben. Alles könnte ich aufgeben; nur ihn nicht.

Steckbrief

Zivilstand: Verheiratet, zwei Kinder.
Gemeinde: Aus Sicherheitsgründen keine Angabe.
Arbeit in Gemeinde: Pastor.
Hobbys: Nach der Hochzeit merkte ich, dass ich keine habe. Ich suche noch. Motorradfahren und schwimmen könnten meine Hobbys werden.
Beruf: Pastor und Teilhaber einer Computerfirma.
Werdegang: Uni-Abschluss und Computerweiterbildung.
Wohnort: Marokko.
Herkunft: Marokko.
Lieblingsbibelstelle: Ich liebe viele Stellen. Zum Beispiel, als Paulus im Gefängnis war und den Philippern schrieb: „Freut euch im Herrn, und ich sag es noch einmal: Freut euch!“ Das schrieb er, als er angekettet und geschlagen im Gefängnis sass. Das ermutigt mich, wenn ich depressiv oder in Schwierigkeit bin. Ich liebe auch den Vers: „Die Freude am Herr ist unsere Stärke“; Nehemia 8,10.
Lieblingsmusikgruppen: Eine marokkanische Band, und als Teenager mochte ich Bob Marley. Heute sind es Mozart und Bach. Ich mag auch Blues, Jazz und auch Gitarrenspielen. Ich teste verschiedene Stile, auch Techno. Ich mag auch Hip-Hop und den Rhythmus des Rap. Wenn ich wütend bin, höre ich noch immer Bob Marley.

* Name geändert.

Lesen Sie auch den ersten Teil dieses Gesprächs: Whalid: «Wir Christen sind für Marokko»

Datum: 02.02.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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