Das Schweizer Werk CSI ist auf dem Weg in den neugeschaffenen UNO-Menschenrechtsrat – und der Sudan, der diesen unliebsamen Mahner aus der Menschenrechtskommission herausgedrängt hatte, wird über den Antrag befinden. Inzwischen verlangt auch die Holocaust-Gedenkstädte «Yad Vashem» ein Ende der Gewalt im Sudan.
„Bis zum 30. Mai müssen wir den Antrag eingereicht haben“, erläutert CSI-Leiterin Annette Walder. Denn ihr Werk will zurück in den neugegründeten UNO-Menschenrechtsrat, der anstelle der bisherigen Menschenrechtskommission gegründet wurde. „Unser Antrag läuft über das Schweizer Aussenministerium EDA; dort ist man uns wohlgesonnen.“ Eingefädelt habe diesen Kontakt SVP-Nationalrat Walter Schmied, sagt Walder.
Als Mitglied der Menschenrechtskommission deckte CSI die Sklaverei im Sudan auf, wurde dann aber auf Drängen dieses Landes rausgeworfen. „Nun muss der Sudan mit darüber bestimmen, ob wir zurückkommen“, sagt CSI-Rechtsberater Benjamin Doberstein. Sobald das Gesuch im EDA behandelt worden ist, landet es im NGO-Büro der Vereinten Nationen. Dort entscheiden 19 Länder, ob man das Werk aus Binz bei Zürich eine Runde weiterkommen lässt. Zu diesen 19 wahlberechtigten Staaten gehört auch der Sudan. Doberstein: «Der Sudan will sich in der Welt positiv darstellen. Womöglich stimmt er deshalb sogar für CSI.»
Sudan: Erfolgreiches Taktieren
Den Vertretern dieses afrikanischen Landes hatte es nicht gepasst, dass sie von CSI wegen Sklaverei angeprangert wurden. Für eine Sitzung der Menschenrechtskommission hatte CSI unter anderem den Widerstandskämpfer John Garang als Zeugen vorgeladen. Seine Aussagen waren aber nicht auf CSI-Papier niedergeschrieben, sondern auf dem der SPLA («Sudan People Liberation Army»). Ein Formfehler, denn die SPLA wurde vom Sudan als „terroristisch“ eingestuft. Deswegen beantragte das sudanesische Regime im Jahr 1999 den Ausschluss von CSI aus dieser Kommission. 26 weitere islamische und diktatorische Staaten waren ebenfalls dafür; 14 Nationen stimmten dagegen, 12 enthielten sich ihrer Stimme.
Im neuen Menschenrechtsrat sitzen im wesentlichen dieselben Länder wie vor sieben Jahren. Trotzdem könnte diese Hürde zu nehmen sein. Dann wäre das Schweizer Werk wieder dort vertreten, wo es gegen Plünderungen und Völkermord im Sudan seine Stimme erheben kann.
Denn aus dem Sudan ist in den vergangenen Jahren noch lange kein menschenfreundlicher Staat geworden. Im Landesteil Darfur geht der Genozid weiter. Inzwischen verlangt auch die Holocaust-Gedenkstädte «Yad Vashem» in Jerusalem, dass die freie Welt in Darfur unverzüglich einschreitet. Mit wachsender Unruhe verfolge man die Berichte aus Darfur, hiess es auf eine Anfrage von Livenet hin.
„Die Welt muss handeln, bevor es zu spät ist“, fordert Estee Yaari, Sprecherin von «Yad Vashem». Die Nachrichten wiesen auf eine humanitäre Krise hin, „die sogenannte ethnische Säuberungen einschliesst, vielleicht sogar Genozid. Während des Holocausts reagierte die Welt nur sehr langsam auf Meldungen, nach denen Millionen Juden ermordet werden. In den 90er Jahren folgte der hemmungslose Genozid in Ruanda. International wurde er kaum beachtet, bis er geschehen war. Es ist zwingend notwendig, dass wir aus diesen Fehlern lernen und auf sich anbahnende Völkermorde reagieren.“
«Yad Vashem» ruft die Führer der Welt dazu auf, die Tragödie umgehend zu stoppen, humanitäre Hilfe zu leisten und die Täter dieser schrecklichen Verbrechen zu bestrafen.“