Nach der Sklaverei

«Wir taufen 500 Menschen!»

Die Sklaverei ist für viele Sudanesen beendet. Als freie Menschen können sie zurück in den Süden. Viele stehen dort aber vor dem Nichts. Währenddessen schaut die UNO im Westen des Landes, in der Region Darfur, bei einem zweiten Völkermord weg.
Seit fünf Jahren steht er still. Früher wurden mit diesem Zug Menschen als Sklaven in den Norden verfrachtet, im Schrittempo und von berittenen Truppen eskortiert (rechts Gunnar Wiebalck von CSI).
Akol Majok während des Interviews. 1998 wurde seine Familie entführt und mit dem Zug nach Norden gebracht. Für Akol ist es ein Wunder, dass die meisten von ihnen wieder frei kamen.
Die Hilfesuchenden in der Stadt Aweil haben nach all den Kriegsjahren zu wenig, um selbständig ihr Leben zu führen.
Präsident Salva Kiir Mayardit

„Kurz vor Weihnachten waren wir in der Stadt Aweil“, erzählt Annette Walder. Die neue Leiterin von Christian Solidarity International (CSI) besuchte ein Spital. «Es war in einem desolaten Zustand.» Die Patienten waren sich selbst überlassen worden. Medikamente fehlten. Nach dem Friedensvertrag hat der islamische Norden die moslemische Belegschaft aus diesem südlichen Gebiet abgezogen. CSI-Gründer Hansjürg Stückelberger: „Wir haben eine grosse Ladung Medizin gebracht. So konnten mehrere Menschen gerettet werden.“

Priester Angelo Agany Deng liess das Schweizer Werk wissen: «Wir werden hier zu Weihnachten 500 Menschen taufen. Der Hunger nach Gottes Wort in meiner Gemeinde ist riesig. Ebenso dringend ist der Bedarf an Nahrungsmitteln für die vielen hereinströmenden Menschen.»

Vize-Präsident bittet um Hilfe

Salva Kiir ist Vize-Präsident des Sudan und Präsident des autonomen Südsudan. Lange vor seinem neuen Amt hatte der Christ aus dem Süden Kontakte zum Schweizer Werk. Stückelberger: „Er hat uns gebeten, unsere Arbeit fortzusetzen.“ Viele Menschen flüchteten während den Jahren des Völkermords in den Norden. Dank dem Friedensvertrag kommen sie nun in den Süden zurück. Zum Teil kommen sie aus der Sklaverei frei, andere aus den Elendsvierteln Khartums, der Hauptstadt des Sudan. „Sie hatten dort nichts und haben auch im Süden nichts“, erklärt Stückelberger.

Sklaverei hat es im Südsudan schon immer gegeben. Schon die Römer und Ägypter holten sich ihre Sklaven im Süden des grössten Landes von Afrika. Und bis in dieses Jahrtausend hinein machte der islamische Norden des Landes solche Entführungen. Durch Sklaverei, Genozid und Vertreibung sollte der christliche und animistische schwarzafrikanische Süden zwangsislamisiert werden. Dadurch entstand auch die Hungersnot – in einem Landesteil, der sich selbst ernähren könnte.

UNO bricht Versprechen

Im Süden hat die UNO trotz Völkermord 21 Jahre lang weggesehen. Das Gleiche geschieht nun in Darfur im Westen des Landes:

Am 3. Juli 04 verspricht der Sudan der UNO die Entwaffnung der arabischen Milizen, die in der westlichen Region Darfur über eine Million Menschen vertrieben haben. Die UNO werde die Umsetzung der Zusagen prüfen, sagte Annan. «Wenn es ein Problem gibt, kümmern wir uns darum.»

Mehr als ein Jahr später, am 12. Oktober 05, befürchten die Vereinten Nationen einen Völkermord in der sudanesischen Krisenregion Darfur. Dort eskaliert die Gewalt gegen Zivilisten, sagte der UN-Sonderbeauftragte für die Verhinderung von Völkermord, Juan Mendez, in New York. Er habe sich selbst davon in den Flüchtlingslagern der Region überzeugt: «Die Situation ist viel gefährlicher als ich erwartet hatte. Alle Konfliktparteien kämpfen weiter.»

Und zwei Tage später ist in den Nachrichten zu hören, dass die UNO ihre Mitarbeiter aus Darfur zurückzieht. Weil die Lage zu gefährlich ist. Wie sagte Kofi Annan ein Jahr und drei Monate vorher? «Wenn es ein Problem gibt, werden wir uns darum kümmern.» Das Kümmern der UNO äussert sich im Davonlaufen.

Inzwischen sind im Westen des Landes vermutlich 300'000 Menschen im Genozid umgekommen. Zwei Millionen Menschen wurden vertrieben. Andere – die Zahl ist noch offen – wurden in die Sklaverei verschleppt.

Weiterführender Link:
Salva Kiir – ein Christ an der Spitze des Südsudan

Aktion Nothilfe Sudan

Gemeinsam mit verschiedenen Hilfswerken läuft bei Livenet.ch und Jesus.ch die Hilfsaktion Nothilfe Sudan. Sie wird von drei Schweizer Werken unterstützt: CSI (Christian Solidarity International), Frontiers und Vision Africa. Letztere ist nicht selber in diesem Land tätig, unterstützt diese Aktion aber publizistisch.

Wir bitten Sie um eine Spende.

Die Kontonummer lautet: Postfinance 87-96742-1.
Das Konto lautet auf: CSI Schweiz, Sudan-Hilfe, Zelglistrasse 64, 8122 Binz.

CSI ist seit 1992 im Sudan tätig. Mit dem gesammelten Geld wird Hirse gekauft und an die vom Hungertod bedrohte Bevölkerung verteilt. Karawanen bringen die Lebensmittel zum Beispiel in die Marktstadt Warawar im Südsudan, wo jedes bisschen Nahrung ein Menschenleben retten kann. Die Einkäufe werden vom Werk getätigt und überwacht.

Statistik der Spenden
Das Sammelkonto ist offen seit Dienstag, dem 7. Dezember 2004.
Bisher wurden 15369 Franken gesammelt.

Hintergrundinfos zur Aktion:
www.sudan.livenet.ch
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/493/21137/

Homepages der beteiligten Organisationen
CSI: www.csi-schweiz.ch
Frontiers: www.frontiers.ch
Vision Africa: www.visionafrica.ch

Datum: 13.01.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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