G-8 und Afrika

Geld genügt nicht

Unterstützt von Bono, Geldof & Co., haben Kirchen, Politiker und Hilfswerke, vor dem G-8-Gipfel ein Zeichen gegen die weltweite Armut gefordert. Ihre Linderung kann aber nur gelingen durch die Bekämpfung der Korruption, gute Regierungsführung und den Willen zum Frieden, was einen kulturellen und religiösen Wandel voraussetzt.
Afrika
Hermetisch abgeriegelt: Luxushotel und Tagungsort Gleneagles

Von dem Treffen der acht Staats- und Regierungschefs müsse ein Signal ausgehen, dass die wohlhabenden Länder es mit der Überwindung der Armut ernst meinten, erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann am Dienstag. Notwendig seien Schuldenerlasse und eine Erhöhung der Entwicklungshilfe für die ärmsten Länder.

Die Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, Grossbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Japans und Russlands tagen seit Mittwoch unter britischem Vorsitz. Schwerpunktthemen der G-8-Beratungen im Luxushotel Gleneagles bei Edinburgh sind die Armutsbekämpfung und der Klimawandel. Der britische Premier Tony Blair plädiert für eine Verdoppelung der Hilfe für Afrika. Derzeit müssen weltweit mehr als eine Milliarde Menschen von weniger als einem US-Dollar pro Tag und damit in absoluter Armut leben.

Afrikanische Staatschefs für umfassenden Schuldenerlass

Auf dem Gipfel der Afrikanischen Union (AU) verlangten Staats- und Regierungschefs einen umfassenden Schuldenerlass (nicht nur für die bereits eingeschlossenen ärmsten Länder), faire Handelsbedingungen, ein Ende der Agrarsubventionen in den Industriestaaten – und zwei afrikanische Sitze im UN-Sicherheitsrat.

Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo hatte auf dem Gipfel erklärt, dass sich Afrika von seiner Vergangenheit mit militärischen Umstürzen wegbewege. In Zukunft gehe es vor allem um gute Regierungsführung auf dem Kontinent.

Korruption im Windschatten der Globalisierung

Deutschlands Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul appellierte an die Staats- und Regierungschefs, sich auf ein schnelles Auslaufen der Agrarexportsubventionen in den Industrieländern zu verständigen. Notwendig sei auch ein stärkeres Vorgehen gegen Korruption in Entwicklungsländern. «Wer Armut bekämpfen will, muss Korruption bekämpfen», sagte die SPD-Politikerin. Als positive Beispiele nannte sie Tansania und Mosambik.

Nach den Worten des Gründers von Transparency International, Peter Eigen, liegt die Bekämpfung der Korruption in der gemeinsamen Verantwortung von Nord und Süd. Nach der Schmiergeldpraxis von Unternehmen des Nordens könne Bestechlichkeit nicht allein Afrika angelastet werden, sagte der Präsident der Organisation, die sich gegen Bestechlichkeit wendet und Regierungen berät. Korruption sei wie eine Krankheit in die globalisierte Wirtschaft eingezogen.

Die besser regierten Staaten bestrafen?

Der deutsche Evangelische Entwicklungsdienst (EED) verlangte vom G-8-Gipfel eine Nachbesserung der geplanten Schuldenerlasse für 18 arme Staaten. Es sei unverständlich, warum Länder wie Tansania überdurchschnittlich von der Entschuldung profitieren und andere wie Kenia, Haiti, Angola oder Kirgisien leer ausgehen sollten, sagte der EED-Experte Peter Lanzet in Bonn. Zudem dürfe ein Schuldenerlass nicht durch Kürzungen bei der künftigen Entwicklungshilfe wettgemacht werden.

Mehr Schulen, die funktionieren

Die Teilnehmer einer UNICEF-Kinderkonferenz veröffentlichten vor dem G-8-Gipfel Empfehlungen an die Staats- und Regierungschefs. Darin fordern die 17 Elf- bis 18-Jährigen aus zwölf Ländern ein Ende von Armut in der Welt, mehr Bildungsmöglichkeiten sowie ein Ende von Gewalt gegen Kinder. Das Papier wurde dem Premierminister Schottlands, Jack McConnell, überreicht.

Das deutsche katholische Hilfswerk Misereor sprach sich für eine freiwillige Abgabe auf Flugtickets zur Finanzierung von Entwicklungsprojekten aus. Unionspolitiker zeigten sich skeptisch. Es sei nicht richtig, dem Verbraucher in die Tasche zu greifen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Klaus Lippold. Der entwicklungspolitische Sprecher der Fraktion, Christian Ruck, erklärte, Geld allein werde die Probleme nicht lösen.

Afrikanische Forderungen (BBC-Bericht)
http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/4651337.stm

Die Schweizer Kampagne StopArmut 2015
www.stoparmut2015.ch

White Band – weltumspannende Kampagne zur Bekämpfung der Armut
www.whiteband.org

Quelle: epd/Livenet

Datum: 08.07.2005

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