„Ein neues Leben“: Sambias Staatspräsident lässt sich taufen

Levy Mwanawasa

Er ist 56 Jahre alt, amtierender Staatspräsident, lässt sich taufen – und es ist viel mehr als eine Formalität. Im Süden Afrikas geschieht, was man sich in Europa kaum vorstellen mag.

Das sambische Staatsoberhaupt Levy Mwanawasa hat sich am 27. Februar in der Twin-Palm-Baptistenkirche in der Hauptstadt Lusaka taufen lassen. Als er aus dem Pool stieg, umarmte ihn seine Frau Maureen und überreichte ihm eine Blume.

„Heute bin ich Jesus Christus begegnet“, äusserte Mwanawasa nach der Taufe tief bewegt. „Gott hat meinem Leben einen Sinn gegeben. Ich soll für das Volk Sambias politisch Verantwortung tragen.“ Im Gottesdienst anwesend waren Minister und Diplomaten. der katholische Erzbischof und der Leiter des evangelischen Kirchenbundes.

Ein Kreis schliesst sich

Mwanawasa hatte als Kind eine baptistische Missionsschule durchlaufen. Später besuchte der Anwalt, der durch die Verteidigung eines politischen Gegners des Landesvaters Kaunda bekannt wurde, die katholische Kirche und die Vereinigte Kirche Sambias. Diese verliess er 1994, als er, angewidert von der Korruption in Regierungskreisen, vom Amt des Vizepräsidenten Sambias zurücktrat.

Er begann mit seiner zweiten Frau Maureen die Versammlungen der Zeugen Jehovas zu besuchen, die sich von aller Politik strikt fernhalten. Doch konnte er auf die Dauer nicht tatenlos zusehen, wie sich die Missstände im Land verschlimmerten. Not und Ungerechtigkeit könnten gottesfürchtigen Menschen nicht egal sein, sagte er gemäss dem Bericht der Hauptstadt-Zeitung „The Post“.

Korruption bekämpft

Mwanawasa hat nach den knappen Wahlsieg im Dezember 2001 mit dem Klüngel seines Vorgängers Chiluba aufgeräumt und die Aufklärung von Korruptionsfällen gefördert. Dies hat ihn ihn der Achtung seiner Landsleute steigen lassen.

Sie brauchen einen Hoffnungsträger. Das südafrikanische Land, von Aids und Malaria schrecklich geplagt, gehört trotz seinen Kupferexporten zu den ärmsten der Welt; es beherbergt viele Flüchtlinge aus den Nachbarländern Angola und Kongo.

Das Gebet der Gemeinde – eine wesentliche Stütze

Das Land rief – Mwanawasa kam, nicht ohne eheliche Zerreissprobe. Die Zeugen Jehovas stellten nämlich Maureen vor die Wahl ‚Ausschluss oder Scheidung’. Sie entschied sich fürs erste und blieb bei ihm, als er sich im Jahr 2001 um die Präsidentschaft bewarb.

In der Folge entschied sich Mwanawasa, in die Baptistenkirche zurückzukehren. „Hier bin ich glücklich“, bekannte er nach der Taufe. Die Leiter der Gemeinde hätten ihn beraten, anhaltend für ihn gebetet und ihm Mut gemacht für sein schwieriges Amt.

Der evangelische Bischof lobte den Willen des Präsidenten, Gott an die erste Stelle zu setzen, “denn ohne den Herrn wird nichts gelingen.“

Selbstkritische Offenheit

Mwanawasa gestand ein, dass er in seiner dreijährigen Amtszeit Fehler gemacht und zwischendurch den Mut verloren habe. „Ich bin ein Mensch und schaffe es nicht immer, das Richtige zu tun oder den Wünschen der Menschen zu entsprechen.“ Einmal habe er eine Videoaufzeichnung seiner Rede angesehen und sich entschlossen, für gewisse Aussagen um Verzeihung zu bitten – und dies „vom Grund meines Herzens.“

Der sambische Präsident bat die Mitglieder seiner Kirche, weiterhin für ihn zu beten, dass Gott ihn segnen und Weisheit für die Staatsführung verleihen möge. Er könne scharfer Kritik nicht entgehen – aber irgendwo müssten die Leute ihren Ärger und Schmerz ja loswerden.

„Ich bin Jesus Christus begegnet“

Für den Präsident war die Taufe offenbar ein Tag wie kein anderer. „Christus hat mich getroffen. Meine Minister, die hier anwesend sind, können mich sehen, aber sie wissen nicht, was der Herr mir sagt. Es ist mir, als hätte ich ein neues Leben.“ Mwanawasa zitierte die Verse aus der Apostelgeschichte, die von der Bekehrung des Saulus vor Damaskus berichten.

Der Pastor, den den Präsidenten taufte, erinnerte die Versammlung mit ihren prominenten Gästen daran, dass niemand mit irdischem Reichtum in den Himmel eingehen könne. Er rief die gläubigen Politiker auf, sich in allem auf Gott zu verlassen.

Datum: 11.03.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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