Sudan

Eine Frage der Optik

Die Bilder aus Asien sind erschütternd, das Leid unvorstellbar. Die Welt schaut hin und spendet über zwei Milliarden US-Dollar. Das ist gut so. Bedauerlich ist nur: Zu oft schaut die Welt uninteressiert weg – zum Beispiel beim Genozid im Sudan.
Bereits jetzt sind viele Sudanesen auf Hilfe von aussen angewiesen.
Kinder, die bisher versklavt waren, gelangen in die Freiheit.
CSI hilft mit Überlebens-Paketen.

Längst hat der ein Vielfaches an (Todes-)Opfern gefordert. Aber hier soll nicht die Flutkatastrophe in Asien gegen die Hungerkatastrophe im Sudan ausgespielt werden. Im Gegenteil. Die Hilfe in Fernost könnte sogar beispielhaft sein für Ostafrika. Sie ist wichtig und wertvoll, und sie kommt an: «Am ersten Tag nach der Katastrophe waren Helfer unseres „Hoffnungsnetzes“ vor Ort», sagt Linus Pfister, Mitkoordinator des „Hoffnungsnetzes“. In ihm sind AVC, 1) COM-Flüchtlingshilfe, 2) HMK, 3) Licht im Osten und Intermission zusammengefasst (Infos und Spenden unter www.hoffnungsnetz.ch ).

Zu bemängeln sind nicht diese Unterstützungen, sondern die Optik der Weltöffentlichkeit, sprich: Weltpresse. Sieben Tage nach der unvorstellbaren Katastrophe geht man über 150'000 Todesopfern aus. Die Bilder sind in den Medien enorm präsent. Über zwei Milliarden US-Dollar wurden bisher gespendet. Im Sudan hingegen steht die Katastrophe erst noch bevor. Sie könnte in kürzester Zeit Wirklichkeit werden. Zwei Millionen Menschen könnten dann verhungern, mehr als zehnmal so viele. Im Moment kann man das noch weitgehend abwenden. Ein Happyend wäre noch möglich. Wo aber sind hier die seitenfüllenden Geschichten? Wo sind die Bilder des Völkermords, der seit Jahren mit Bombern und Reitertruppen weite Landstriche entvölkert hat? Dürfen sie auch einmal zu Beginn der Fernseh-Nachrichten erscheinen?

Pfister: «Grobes Ungleichgewicht!»

Ein Missverhältnis, das Linus Pfister als «als grobes Ungleichgewicht» bezeichnet. «Es ist zum Zynischwerden. Wenn im Sudan ein Dorf zerbombt wird, sagt man sich hier: Die sterben eben dort unten, das ist halt so. – Die Welt ist abgestumpft.» Erinnerungen werden wach: «Als in den 90er Jahren in Nordkorea zwei Millionen Menschen verhungerten, waren wir ziemlich die einzigen, die darüber berichteten. Ein grosses Medienecho gab es nicht», klagt Pfister. Man hätte dieses Massensterben verhindern können. Aber man schaute weg. Vielleicht, weil keine Europäer betroffen waren?

Ist die weisse Haut besser?

Es scheint so. «Darum starteten die Thais einen Mini-Aufstand. Sie protestierten gegen die bevorzugte Behandlung von Europäern.» Pfister vermutet Schlimmes: «Wären statt bis zu 10'000 Europäern „nur“ 15 ums Leben gekommen, aber gleich viele Einheimische, wäre das Interesse vielleicht längst wieder abgeflacht. Es scheint, als wäre der Weltöffentlichkeit die weisse Haut wichtiger als die braune oder schwarze.»

Wegen den laufenden Übergriffe der Regierung auf schwarzafrikanische Sudanesen hat sich die UNO sogar aus dem westsudanesischen Darfur zurückgezogen. Der Genozid geht ungebremst weiter. Wo bleibt der weltweite Aufschrei? Die andauernden Überfälle treiben südliche und westliche Teile des Sudan in die erwähnte Hungerkatastrophe. Die Regierung verstärkt den Völkermord mit der Taktik des leeren Tellers. Noch könnte die Weltgemeinschaft den Tod von bis zu zwei Millionen Menschen verhindern. Aber vermutlich müssen erst Tausende Leichen über den Bildschirm flimmern. Und das nachdem UNO-Generalsekretär Kofi Annan Mitte 2004 treuherzig beschwor, es dürfe kein zweites Ruanda (mit über einer Million Toten) mehr geben. Die Statistik sehen Sie unten ...

Aktion Nothilfe Sudan

Seit 1992 ist das Hilfswerk «Christian Solidarity International» (CSI) im Sudan tätig. Gemeinsam mit Livenet.ch und Jesus.ch läuft nun die Hilfsaktion Nothilfe Sudan. Wir bitten Sie um eine Spende.

Die Kontonummer lautet: Postfinance 87-96742-1.
Das Konto lautet auf: CSI-Schweiz, Sudan Hilfe, Zelglistrasse 64, 8122 Binz.

Mit dem gesammelten Geld wird Hirse gekauft und an die vom Hungertod bedrohte Bevölkerung verteilt. Karawanen bringen die Lebensmittel zum Beispiel in die Marktstadt Warawar im Südsudan, wo jedes bisschen Nahrung ein Menschenleben retten kann. Die Einkäufe werden von CSI getätigt und überwacht.

Statistik der Spenden

Das Sammelkonto ist offen seit Dienstag, dem 7. Dezember.
Bisher wurden 2375 Franken gesammelt.

Statistik des Genozids im Südsudan

Tote: über 2 Millionen Menschen
Vertriebene: 5 Millionen Menschen
Versklavte Menschen: rund 200'000
Seit 1983

Statistik – Genozid in der Region Darfur (Westsudan)

Tote: über 300'000 Menschen (gemäss Washington Post)
Vertriebene: ca. 1,5 Millionen Menschen
Versklavte: noch keine Angaben

Dank der Dokumentationsarbeit von CSI konnten der Genozid und die Versklavungen abgebremst werden.

TV Hinweis

ARD-Reportage "Tatort Sudan - Der Kampf um das dürre Land"
Möglichkeiten und Grenzen des Engagements

Filmautor Klaus Wölfle berichtet in der Reportage "Tatort Sudan - Der Kampf um das dürre Land" am kommenden Sonntag, 9. Januar, um 17.30 Uhr im deutschen Fernsehsender ARD über die aktuellen Ereignisse im grössten Land Afrikas. Für diesen Tag ist die Unterzeichnung eines Friedensvertrags zwischen der Regierung und den Rebellen im Süden des Sudans vorgesehen. Die Krisenregion Darfur im Westen des Landes ist von dem Vertrag nicht betroffen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) meint, dass die für Sonntag angekündigte Unterzeichnung eines Friedensabkommens zur Beendigung des Bürgerkriegs im Süden des Landes stehe auf tönernen Füssen. Zwar sei das Abkommen zwischen der Regierung und den Rebellen der SPLM (Sudan People's Liberation Army) ein wichtiger Schritt. Nötig seien aber Sicherheit für Zivilisten und die juristische Verfolgung der Urheber von Menschenrechtsverletzungen.


Hintergrundinfos zur Aktion: Gegen die Hungerkatastrophe im Sudan ankämpfen

1) AVC – Aktionskomitee für verfolgte Christen
2) COM – Christliche Ostmission
3) HMK – Hilfsaktion Märtyrerkirche

Datum: 08.01.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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