Ugandas Informationsminister will mit Gottes Hilfe politisieren

Nsaba Buturo

„Uganda ist ein armes Land“, sagt Nsaba Buturo, Informationsminister des zentralafrikanischen Staates. „Die Versuchung ist deshalb gross, sich durch Korruption zu bereichern. Glücklicherweise bewahrt mein Glaube mich davor.

Christian Willi: Nsaba Buturo, welche Rolle spielt der Glaube in Ihrer politischen Tätigkeit?
Nsaba Buturo:
Zuerst will ich sagen, dass ich nicht von Anfang meiner politischen Laufbahn an gläubig war. Aber die Entdeckung des Glaubens hat mir neue Perspektiven eröffnet, die es mir ermöglichen, ein besserer Politiker zu sein. Erstens lädt mich mein Glaube ein, der Schöpfung Gottes zu dienen. Gläubige wissen, dass jedes Individuum nach dem Bilde Gottes geschaffen ist. Das treibt mich dazu an, die Gerechtigkeit zu suchen. Seit ich zum Glauben kam, bin ich mir bewusst, dass mir Gott dieses Amt gegeben hat und dass ich es für ihn ausübe.

Zweitens kann ich Gott meine Fragen stellen und ihm die Probleme und Herausforderungen Ugandas hinlegen. Ich schätze es sehr, wenn ich innehalten und vor Gott still werden kann, um seine Ideen und Weisungen zu empfangen. Ich weiss dann, dass nicht alles auf mir lastet.

Drittens erinnert mich Gott täglich an meine Verantwortung. Er bewahrt mich vor Korruption und Lüge. Manchmal mache ich auch Fehler. Diese zeigt mir Gott und ich kann sie bekennen. Ich empfehle jedem Politiker, sein Vertrauen auf Gott zu setzen.

Teilen andere Politiker in Uganda Ihren Glauben?
Mehrere Mitglieder des Parlaments und der Regierung sind engagierte Christen. Andere haben einfach einen grossen Respekt vor Gott. Zu ihnen gehört auch Präsident Museveni. Einmal pro Woche organisieren wir während der Mittagspause ein Gebetstreffen.

Haben der christliche Glaube und die Kirchen bei der Lösung der Probleme Ihres Landes eine Rolle gespielt?
Natürlich. Gegenwärtig beschäftigt uns beispielsweise die Pornografie sehr intensiv. In diesem Bereich hat die Regierung eine Kampagne lanciert, welche die Kirchen und Christen stark mittragen. Der offensichtlichste Erfolg für Uganda in den letzten Jahren ist der Rückgang von AIDS, wobei die Infektionsrate von 30 auf 6 Prozent gesunken ist. Für uns bedeutet dies eine unerwartete Entwicklung, da Uganda zu den am meisten betroffenen Ländern gehörte.

Die politische Führung spielte bei dieser positiven Entwicklung die entscheidende Rolle, indem sie im Unterschied zu anderen afrikanischen Ländern das Problem ernst nahm und eine Strategie zur AIDS-Bekämpfung entwickelte. Diese Strategie ist stark von christlichen Werte inspiriert. Sie propagiert vor allem die sexuelle Abstinenz für Jugendliche und die sexuelle Treue bei Erwachsenen. Als letzten Ausweg empfiehlt die Kampagne noch den Gebrauch von Präservativen. Die Kirchen unterstützen diese Präventionskampagne und spielen dabei sogar eine wesentliche Rolle.

Ist denn diese Strategie von der Regierung oder von den Kirchen gekommen?
Buturo: Schwer zu sagen. Der Slogan auf unserer Nationalflagge lautet: „Für Gott und für unser Land“. Die Ugander sind ein gottesfürchtiges Volk. Ein Drittel der Bevölkerung sind überzeugte Christen. Die christlichen Werte sind deshalb sehr gegenwärtig in unserer Kultur. Sie werden auch von den politisch und religiös Verantwortlichen geteilt.

Diese Harmonie zwischen Kirchen und Staat besteht nicht in jeder Hinsicht, zum Beispiel nicht bei Fragen zur politischen Zukunft des Landes.

Wenn wir heute auch bezüglich der politischen Zukunft unterschiedlicher Meinung sind, sollten wir doch unsere gemeinsamen Kräfte im Kampf gegen den moralischen Zerfall einsetzen, der die Gesellschaft bedroht. Die Kirchen brauchen uns, wir brauchen sie.

Sie scheinen sagen zu wollen, dass das politische Engagement der Kirchen gewisse Grenzen nicht überschreiten darf?
Die Kirche muss ausserhalb von politischen Streitereien bleiben und auf ihren Ruf achten. Es wäre nicht klug für die Kirchen, die eine oder andere Partei zu unterstützen. Die Mitglieder einer Kirche können ja auch verschiedenen politischen Parteien angehören.

Die Stabilität Ugandas hängt aber von der Einigkeit der Kirche ab. Ich meine, dass die wichtigste Aufgabe der Kirche ist, dafür zu beten, dass Gott den Politikern Weisheit gibt, aber nicht ihnen zu sagen, was sie machen müssen. Dann sollen sie auch dafür beten, dass die Präsidentenwahlen gerecht und fair verlaufen. Man darf nicht vergessen, dass Gott eingreifen und Situationen ändern kann. Uganda hat eine bedeutende Gebetsbewegung. Die evangelischen Kirchen können wiederum Zehntausende mobilisieren, um für das Land zu beten.

Kann Uganda für andere afrikanische Länder ein Vorbild sein?
Wir erhalten regelmässig Besuch von Regierungsdelegationen oder hochrangigen Persönlichkeiten aus anderen Ländern. Sie interessieren sich vor allem für unsere Strategie im Kampf gegen AIDS. Aber ehrlich, ich glaube nicht an eine wirklich erfolgreiche Strategie, wenn man Gott aus dem Programm ausschliesst.

Buturo in der Schweiz
Nsaba Buturo, Ugandas Regierungssprecher, trifft sich im Rahmen seines Besuches in der Schweiz am 16. September auch mit Thomas Zeltner, dem Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), und leitenden Leuten der AIDS-Präventionsstelle. Die Evangelische Allianz und Ministries of Hope, die Organisatoren des Informationsaustausches, möchten eine ganzheitlichere AIDS-Prävention anregen. Es könne nicht nur darum gehen, die Menschen über den konsequenten Gebrauch technischer Hilfsmittel aufzuklären. Für einen umfassenden Schutz vor AIDS sei auch die Vermittlung ethischer Grundsätze nötig. Als engagierter Christ will Buturo dabei auf die Bedeutung christlicher Werte wie Treue und sexuelle Enthaltsamkeit hinweisen, teilen die Veranstalter mit.

Am 18. September ist Nsaba Buturo Gastreferent an der Bettagskonferenz der EVP in Aarau. Für die Teilnahme an dieser Konferenz ist eine Anmeldung bis 10. September erforderlich (EVP Schweiz, Josefstrasse 32, 8023 Zürich, Telefon 044 272 71 00. Am Sonntag, 19. September spricht Buturo im CVJM-Zentrum Glockenhof, Sihlstrasse 33 in Zürich zum Thema: „Transformation – Realität oder Utopie“ (Beginn 17 Uhr).

Programm der Bettagskonferenz: www.livenet.ch/www/index.php/D/article/197/17101/

Autor: Christian Willi

Datum: 15.09.2004
Quelle: idea Schweiz

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