Unbändige Hoffnung: Rachel wartet auf den Frieden

Rachel Nyadak
20 Jahre entwurzelt: Werden die zurückkehrenden Nuer noch traditionelle Häuser bauen?

Die Friedenshoffnungen für den Südsudan sind kaum mehr aufzuhalten. Während sich die Lebensbedingungen der Geflüchteten im angrenzenden Darfur verschlimmern, ersehnen Millionen Südsudanesen die Rückkehr in ihre Heimat. Unter ihnen ist Rachel Nyadak vom Volk der Nuer. Sie weilte im Juni als Gast von mission 21 in Basel und erzählte Livenet, wie sie den Bürgerkrieg durch den Glauben überlebt hat.

Ich gehöre zum südsudanesischen Volk der Nuer und wurde in eine christliche Familie geboren. Mein Vater war Pfarrer der presbyterianischen Kirche. An Christus glauben war bei uns selbstverständlich. Die Eltern nahmen mich mit in die Kirche. Was Glauben aber wirklich bedeutet, dass er die Mitte des Christentums ist, merkte ich erst mit zwölf Jahren.

Mit 15 Jahren heiratete ich. Mein Mann war ein höherer Beamter der sudanesischen Regierung. 1983 kam es zum Bürgerkrieg. Sein Leben war in Gefahr. Um der Verhaftung zu entgehen, mussten wir aus unserer Heimat Malakal in der Provinz Upper Nile nach Äthiopien fliehen, wo sich eine Widerstandsbewegung bildete.

Wochenlang waren wir unterwegs. Es war furchtbar. Zu essen gab es kaum. Ich hatte eine Bibel bei mir. Als ich begann, darin zu lesen und Lieder zu singen, spürte ich neue Kraft und Freude als Christin. Nun war ich gewiss: Gott wird für mich sorgen.

Vorher war ich zwar zur Kirche gegangen, aber der Glaube prägte mein Leben nicht. Wenn man die Bibel nur in der Kirche liest und nur da die Lieder singt, nicht zu Hause, verlieren sich die Worte wieder. Aber durch jene schreckliche Flucht merkte ich, dass es auf den Glauben ankommt. Ich spürte, dass Gott mich liebt und mich erwählt hat, als Christin zu leben.

Wir hielten uns mit den Kindern jahrelang in Äthiopien auf. 1991 musste ich uns einen neuen Aufenthaltsort suchen. Da wurde mein Mann getötet. Ich habe fünf Kinder, drei Mädchen und zwei Knaben. Sie leben derzeit in Kenia; da sind sie sicher. Ich mache für die presbyterianische Kirche im Südsudan Frauenarbeit.

Als Menschen aus dem Südsudan haben wir eine unbändige Hoffnung, dass wir bald in unsere Heimat zurückkehren können. In den Friedensverhandlungen wurden die zentralen Punkte diskutiert und Vereinbarungen in sieben Protokollen festgehalten. Wir hoffen von ganzem Herzen, dass wir bald heimkehren können.

Als Vertreter der Befreiungsbewegung SPLA am 7. Juni in ein Flüchtlingslager kamen, um den Friedensschluss mitzuteilen, da starben drei Personen – vor freudiger Erregung. Wir haben einen langen Weg hinter uns: durch unsagbares Leiden, Vergewaltigung, Sklaverei. So konnten manche die Nachricht gar nicht fassen.

Wir Südsudanesen, wo wir auch sind, haben in diesen Wochen nur ein Gesprächsthema: Frieden! Und wie wir zurückkehren und unsere Existenz neu aufbauen können.

Lesen Sie nächste Woche, wie sich Rachel für die Frauen im Südsudan einsetzt.

Datum: 16.07.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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