Helena Adelino

Vier Kinder vom angetrauten Vergewaltiger

Helena Adelino ist freigekommen. Von ihrem moslemischen Herrn hat die Ex-Sklavin vier Kinder. Sie flüchtete aus dem moslemischen Nordsudan in den schwarzafrikanischen Süden.
Helena Adelino
Arm aber frei. Helena Adelino in ihrer Küche.

Lesen Sie heute an Tag 5 des Reisetagebuchs aus dem Leben von Helena Adelino: Erst nach Mitternacht kühlt das Zelt auf Temperaturen ab, bei denen man schlafen kann. Tagsüber «geniesst» der geneigte Reisende in diese Region – ausser uns ziemlich genau niemand – sengende 50 und mehr Grad. Auch den Einheimischen ist es zu heiss. Viel zu heiss. Und in dieser Nacht hatte ich ausserdem einen ungleichen Kampf. Mit meiner Taschenlampe erschlug ich einen potentiellen Brutalo-Moskito. Die Taschenlampe funktionierte danach noch, der Moskito nicht mehr.

Durch die Woche Prügel von den anderen Frauen

Den ganzen Tag über spreche ich mit Helena, der ehemaligen Sklavin, deren Lebensgeschichte bald als Buch erhältlich sein wird. Sieben Jahre hatte sie bei ihrem ersten Herrn dienen müssen. Im Alter von dreizehn Jahren reichte er sie an einen anderen moslemischen Araber weiter. Helena spricht schnell und leise. Den köstlichen Tee trinkt sie, wenn er noch ganz heiss ist. Gut hatte sie es auch beim zweiten Meister nicht. Die Woche hindurch kassierte sie Prügel von seinen beiden faulen Frauen. Freitags dann prügelte er, weil sie nicht in die Moschee wollte.

Freitagsprügel statt Freitagpredigt

Auf der Veranda von Dr. Luka schildert Helena, wie die Situation immer schlimmer wurde und sie zuletzt um ihr Leben bangte, obschon sie sieben Tage die Woche schuftete. Sie wollte nicht Moslemin werden, sondern hielt an ihrem christlichen Glauben fest. Und so gab’s statt eine Freitagspredigt Freitagsprügel. Zuletzt brach ihr Isa – so hiess ihr Herr – zwei Rippen und quetschte ihren Brustkorb, als sie wehrlos am Boden lag.

Hawa, ihre jüngste Tochter, war mittlerweile vier Jahre alt und würde die Flucht überleben. So trickste sie Isa aus und rettete sich aus dem moslemischen Nordsudan in den schwarzafrikanischen Süden, der überwiegend christlich und animistisch ist.

Sandbetten

Am Satellitentelefon berichtet Gunnar Wiebalck über die Situation der 500 befreiten Sklaven, welche CSI in Empfang genommen hat. «Es sind viele traurige Geschichten», sagt er. Zelte und Schlafmatten gebe es nicht. Die Leute würden auf dem sandigen Boden schlafen. Wasser gibt es ebenfalls zu wenig, aber alle seien glücklich, frei zu sein. «Freiheit ist das einzige, was zählt», singt Marius Müller-Westerhagen, und sein Schlager bewahrheitet sich hier ganz praktisch. Die «Hallelujas» der Befreiten kommen aus tiefstem Herzen.

Bereits am Vortag gab John Eibner per Telefon ein Interview bei Radio BBC und schilderte die Begebenheit.

Heute kein Abschuss

Sonderlich gut fühle ich mich an diesem Abend nicht, als ich ins Zelt krieche. Holte ich gestern in Gedanken noch mit einer Kalaschnikow einen Bomber vom Himmel, so mutiere ich heute in gewisser Weise selbst zu einer Art Schnellfeuergewehr. Die unappetitlichen Details lasse ich aus, obschon sich bestimmte Passagen durchaus erheiternd lesen würden ... Tatsache ist, dass mich nun doch noch eine Krankheit erwischt hat, und dies nicht zu knapp.

Lesen sie auch die Serie dazu:
1. Teil Ich war 15 Jahre lang eine Sklavin
2. Teil Meine Klinik begann unter einem Baum
3. Teil Ein Arzt im Bombenhagel
4. Teil Noch keine Skorpione
5. Teil Die Milizen geben auf
6. Teil Gefangen, verkauft, unterdrückt
7. Teil Um diese Zeit kommen manchmal die Bomber
8. Teil Hühner schreien zwischen den echten "Music Stars
9. Teil So wurde aus der Kornkammer ein Armenhaus
11. Teil Eine entvölkerte Schweiz, mitten im Sudan
12. Teil Die Sternstunde
13. Teil Der älteste Sohn der Familie vergewaltigte mich
14. Teil Nicht ohne meine Kinder
15. Teil Schweizer Hilfswerk macht Weltpolitik
16. Teil So wurde die UNO zum Regime-Komplizen
17. Teil Wir haben die Hand Khartums geführt
18. Teil Die USA und das gigantische Missverständnis
19. Teil Wir machen uns zu Komplizen
20. Teil Wie viele sterben noch in Darfur?
21. Teil Nothilfe Sudan
22. Teil Gegen die Hungerkatastrophe im Sudan ankämpfen
23. Teil Weihnachten im Hungergebiet
24. Teil Diesesmal kein Tränengas zu Weihnachten
25. Teil "Wir werden eure Männer und Söhne töten" - wie lange schaut die Welt den Gräueln in Darfur zu?

Webseite: www.csi-int.org

Datum: 09.06.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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