Burundi: Rebellenführer wird Minister, bittet um Verzeihung

Pierre Nkurunziza

Der burundische Rebellenführer Pierre Nkurunziza ist am Samstag in die Hauptstadt Bujumbura zurückgekehrt, um den Posten eines ‚Ministers für gute Regierungsführung’ anzutreten.

Nkurunziza bat dabei um Verzeihung für das Leid und den Schaden, den die „Force pour la Défense de la démocratie“ (FDD) während des 10-jährigen Bürgerkriegs den Menschen zugefügt hat. Allerdings, so Nkurunziza, sei der Kampf seinem Hutu-Volk (85 Prozent der Bevölkerung) aufgezwungen worden. Zwei weitere FDD-Führer sollen als Innen- und Kommunikationsminister amten.

Im Bürgerkrieg im südlichen Nachbarland Ruandas haben schätzungsweise 300'000 Menschen ihr Leben verloren; die Tutsi-dominierte Regierung zwang Hunderttausende von Hutu, in primitive Wehrdörfer nahe der Hauptstadt umzuziehen, die von der Armee kontrolliert werden. Der Kleinstaat Burundi, gut halb so gross wie die Schweiz, zählt etwa 6,5 Millionen Einwohner.

Im November sind die Konfliktparteien in Verhandlungen übereingekommen, eine gemeinsame Regierung zu bilden. Die FDD erhalten gemäss Friedensvertrag vier Ministerposten und 40 Prozent der Offiziersposten in der Armee. Sie sollen auch 35 Prozent der neuen Polizeitruppe stellen. Im Gegenzug haben sich die Rebellen laut einem Bericht der BBC zur Demobilisierung verpflichtet.

Burundi hat unsäglich unter dem Bürgerkrieg gelitten, der durch das Misstrauen zwischen den beiden Völkern immer wieder aufflammte. Nun erhofft sich das gebeutelte Land Frieden, soziale Stabilisierung und wirtschaftliche Entwicklung. Allerdings ist eine kleinere Hutu-Rebellengruppe, der „Parti pour la liberation du people hutu - Forces nationals de liberation (PALIPEHUTU-FNL), ausgeschert und hat den Friedensvertrag nicht unterschrieben.

Nun kommt viel darauf an, ob die Rebellenkämpfer entwaffnet werden und ins zivile Leben zurückfinden können. Die zweite enorme Herausforderung ist die Rückführung der Vertriebenen und Flüchtlinge, die sich teils in Nachbarländern aufhalten. Dem UNO-Sicherheitsrat in New York wurde ein Antrag auf die Entsendung einer Friedenstruppe unterbreitet; sie soll die von der Afrikanischen Union gestellten Soldaten ablösen.

Weitere Artikel zu Burundi: http://allafrica.com/burundi/

Datum: 09.12.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service