Christian Solidarity International von UNICEF aufgewertet
Wie ist die Lage im Sudan in diesen Tagen?
John Eibner: Nicht der ganze Sudan ist im Übergang zum Friedensprozess der USA. Voraussichtlich wird bald ein Friedensvertrag unterzeichnet. Der Frieden wird eine tiefgründige Änderung in der Sklavensituation geben. Seit zwanzig Jahren wird die Sklaverei von der sudanesischen Regierung als Waffe gegen die Christen und traditionellen Gemeinschaften eingesetzt, die gegen die Einsetzung der islamischen Rechtssprechung resistent sind.
Seit rund zwei Jahren setzte das Regime die grossangelegten, systematischen Sklavenjagden aus. Diese positive Entwicklung ist das Resultat zweier Faktoren: Die Kraft des lokalen Militärwiederstandes gegenüber den Sklavenjägern sowie des zunehmenden, internationalen Drucks. Letzterer wurde insbesondere durch die CSI-Kampagnen erzeugt. Diese sorgten mit dafür, dass die US-Regierung Ende 2001 eine grosse Friedensinitiative startete. Dies stoppte die Sklavenjagden und viele arabische Sklavenhalter lassen die Menschen frei, ohne dass sie dafür eine Freikaufssumme erhalten. Seit die Regierung die Sklaverei nicht mehr befürwortet, fürchten sie sich, dass sie eines Tages angeklagt werden, weil sie Sklaven hielten. Dies sind alles sehr gute Entwicklungen.
Wie gross waren die Steine, welche UNICEF Ihrem Werk in den Weg legte?
UNICEF ist eine Regierungsagentur. Daher ist sie in Verbindung mit den offiziellen Regierungen und nicht der zivilen Gesellschaft. Im Sudan ist UNICEF vorwiegend mit der sudanesischen Regierung in Verbindung – in diesem Fall also die Institution welche verantwortlich für die Sklaverei ist. Dies wiederum ist ein Verbrechen gegen die Menschheit und internationales Recht.
1999 gestand UNICEF-Exekutivdirektor Carol Bellamy zu, dass Frauen und Kinder im Sudan versklavt werden. Darauf drohte die Regierung, UNICEF aus dem Land zu vertreiben. Als Resultat senkte die UN-Organisation ihren Ton und verzichtete darauf, die Worte «Sklave» oder «Sklaverei» im Zusammenhang mit dem Sudan zu verwenden. Zudem diskreditierte sie die Bemühungen von Nichtregierungsorganisationen welche Sklavenbefreiungen ausübten.
Bellamy beschuldigte uns. Die CSI partizipiere am Sklavenhandel, wir hielten diesen in Schwung ... Seltsamerweise bezahlte aber auch UNICEF für die Freiheit von versklavten Kindern in Indien ...
Warum merkte UNICEF all die Jahre nicht, was im Sudan abgeht?
UNICEF versagte in all den Jahren in der Anerkennung dieses Verbrechens gegen die Menschheit, insbesondere gegen die Kinder. Wollte das Werk im Sudan arbeiten, musste es als Teil der UN dort sein. In Übereinstimmung der Wünsche des sudanesischen Staats, der UN-Mitglied ist. Die arabisch-muslimisch dominierte Regierung des Sudans wollte die Sklaverei nicht anerkennen, gleich handhabte es die arabische Liga sowie die Organisation der islamischen Konferenz. Überdies: Als CSI mit den Kampagnen begann, war noch kein besonderer Druck von westlichen Regierungen vorhanden.
Was macht UNICEF jetzt?
In den 1990er Jahren verhalf UNICEF der sudanesischen Regierung zum Eindruck, dass diese etwas seriöses gegen das Problem der «Entführungen» täte. «Entführungen» – der beschönigende Ausdruck, den UNICEF und die sudanesische Regierung für die Versklavungen verwendete. Die UN-Organisation unterstützte finanziell die Errichtung eines Regierungskomitees zur «Ausrottung der Entführung von Frauen und Kinder» (CEAWC). Seither verhalfen UNICEF, CEAWC und deren Partner halfen zwischen 100 und 150 Sklaven aus den Nordsudan zurück in ihre Heimat im Süden des Sudans. Die sudanesische Regierung hat Millionen von Euros von EU Ländern für diese Arbeit erhalten. UNICEF half auch beim Aufbau und der Bereitstellung von sogenannten Durchgangszentren für befreite Sklaven im Nordsudan.
Kommt es nun zu einer Kooperation zwischen UNICEF und CSI?
Es bleibt abzuwarten, ob es eine echte Kooperation zwischen UNICEF und CSI geben kann. Im letzten Frühling war CSI an einer durch UNICEF geführten Konsultation vertreten. Wir sahen dies als einen ersten Schritt in Richtung eins konstruktiven Dialogs.
Im Sommer wurde gewünscht, dass wir uns um kürzlich freigekommene Sklaven mitkümmern sollten.
Die Haltung der sudanesischen Regierung gegenüber CSI ist aber wahrscheinlich der entscheidende Faktor. Wenn Khartum feindlich bleibt, dann ist es unwahrscheinlich, dass UNICEF mit uns zusammenarbeitet. Letzte Woche attackierte das Regime CSI öffentlich. Und auch andere Anti-Sklaverei-Kampagnen. Es will scheinen, dass sich die Regierungshaltung nicht geändert hat. Sie wollen sicherlich vorziehen, dass UNICEF mit Partnern kooperiert, welche nicht öffentlich auf die zentrale Rolle aufmerksam machen, welche das Regime in diesem «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» spielt.
Datum: 30.10.2003
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch