Beugehaft: Geistlicher weigert sich, Kirchgebäude abzureissen

Prison
Sudan

Khartoum. Ein sudanesisches Gericht verurteilte einen episkopalen Priester am 7. April zu „unbegrenzter“ Haft, weil er sich weigerte, eine Kirche abzureissen, die er in einem Aussenbezirk von Khartoum vor 11 Jahren selbst erbaut hatte.

Auf Anordnung von Richter Kamal Abd-Rahaman Alli sollte Rev. Samuel Dobai Amun die Kirche in Takamol abreissen und das Grundstück seinem „rechtmässigen Eigentümer“ übergeben. Amun sagte, er werde dem vom Gericht verlangten Abriss der Kirche keinen Widerstand leisten; er selbst aber könne nichts zerstören, was er seinem Vater im Himmel geweiht habe, berichtete die Zeitung Khartoum.

Der Richter erklärte, dies sei „ungehöriges Benehmen vor Gericht“, und verurteilte Amum, zu Gefängnis „auf unbestimmte Zeit“, bis er entweder das Gebäude niederreisst oder 7 Mio. sudanesische Dinare (fast 3.000 US$) bezahlt, um sich das Land im Namen der Kirche zu sichern.

Wie Compass aus Kreisen der Episcopal Church des Sudan (ECS) in Khartoum erfuhr, geht es bei dem Fall um einen Streit um Land. „Die meisten Häuser hier sind auf Land gebaut, das nicht von der Regierung zugewiesen wurde, und später behauptet die Regierung, dass das Grundstück jemand anders gehört.“

In den Jahrzehnten des Bürgerkrieges und Hungers flüchteten über 4 Millionen Sudanesen aus ihren ursprünglichen Wohnorten. In den Aussenbezirken Khartoums entstanden Flüchtlingscamps auf Land, das der Allgemeinheit gehört. Nach und nach wurden dann Grundstücke auf einzelne Besitzer eingetragen. Das Land jedoch, auf dem eine Moschee errichtet wurde, gilt unter dem islamischen Regime Khartoums als Allgemeingut und würde niemals einer Einzelperson übertragen.

„Ist das keine religiöse Diskriminierung?“, fragte ein Kolumnist des Khartoum Monitor. „Ich bin sicher, dass niemand daran gerührt hätte, wenn die Kirche eine Moschee wäre. Man hätte eher noch Land hinzufügen können.“

Der selbst aus dem Südsudan vertriebene Amun hatte 1987 auf Niemandsland eine Wohnung für sich sowie eine einfache Strohhütte als Kapelle gebaut, die anderen vertriebenen Christen als Ort für Gottesdienste dienen sollte. 1992 wurde sie als Pfarrkirche der ECS aus Lehm und Stroh neu errichtet.

Nachdem das Gebiet vermessen und zur Überlassung an private Eigentümer in Grundstücke aufgeteilt wurde, versuchte Reverend Amun die Kirche offiziell anerkennen zu lassen, deren Grund und Boden er erschlossen hatte. Doch er wurde informiert, das Grundstück gehöre jetzt dem Muslim Awad Abdalla Bashir, Mitglied des Volkskomitees der Stadtverwaltung.

Kurz danach verklagte Bashir den Priester auf 10 Mio. Dinar (4.300 US$) für das Grundstück, falls die Kirche stehen bleiben sollte, was Reverend Amun zurückwies, da er kein Geld hatte. Das Urteil gegen ihn erging am neunten Verhandlungstag des Prozesses seit 1995.

Compass ist es nicht gelungen, Berichte zu bestätigen, dass das harte Vorgehen der Regierung gegen den Khartoum Monitor eine direkte Reaktion auf dessen ausführliche Berichterstattung über Amums Verhaftung und Prozess war. Die Zeitung soll verboten worden und ihr Direktor am 6. und 7. Mai verhaftet gewesen sein.

Entsprechend dem Zu- oder Wegzug der vertriebenen Christen dieser Gegend gehören zur Gemeinde St. Matthew’s durchschnittlich 150 bis 200 Mitglieder, meist aus den südsudanesischen Jur- und Wirah-Stämmen.

Amum und seine Frau Sudan Guma haben zwei Söhne und eine Tochter. Während der ersten Wochen seines Gefängnisaufenthalts konnte er Familie und Freunde in den regulären Besuchsstunden sehen.

„Aber seine Frau ist völlig ausser sich und seine Gemeinde sorgt sich seinetwegen,“ sagte einer seiner Amtsbrüder. Im ersten Monat seiner Haft brachte die Gemeinde für seine Freigabe 81.000 Dinar auf.

Quelle: Compass Direct

Datum: 23.05.2003

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