Nach dem Massaker

Christen nehmen Anteil an den Opfern – Erdogan missbraucht sie

Die Solidarität aus den christlichen Gemeinden in Neuseeland mit den Opfern des Attentats auf die Moschee in Christchurch ist eindrücklich. Erschütternd ist dagegen die Reaktion des türkischen Präsidenten Erdogan.
Die Haghia Sophia ist eine ehemalige Kirche, die später eine Moschee wurde und heute als Museum genutzt wird.
Der türkische Ministerpräsident Recep Erdogan

Sofort nach dem nichtswürdigen Massenmord in zwei Moscheen von Christchurch haben Christen von Neuseeland klar bezeugt, dass diese Untat an unschuldigen Musliminnen und Muslimen nichts mit dem Geist des Evangeliums zu tun hat. Ebenso wenig sei er als Reaktion auf den politislamischen Terror zu rechtfertigen. Christinnen und Christen jeder Konfession und jeden Alters bewiesen und beweisen den 50 Opfern und ihren Angehörigen ihre Verbundenheit und tatkräftige Hilfe.

«Bedrängt nicht die Fremdlinge»

In der Nähe der Tatorte legten und legen viele Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Viele Geschäfte und Lokale blieben als Ausdruck der Trauer geschlossen. Auf einem Spendenkonto für die Hinterbliebenen gingen inzwischen mehrere Millionen Euro ein. Junge Mitglieder der Brüdergemeine, die den «Herrnhuter Stern» bis nach Neuseeland getragen haben, entrollten am ersten Tatort das Spruchband mit einer ihrer Losungen «Bedrängt nicht die Fremdlinge ... und tut niemand Gewalt an!» (Jeremia, Kapitel 22, Vers 3).

Haghia Sophia soll Moschee werden

Der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan hingegen pflückte sofort aus dem «Manifest» des Attentäters von Christchurch dessen Forderung heraus, die Hagia Sophia von Istanbul wieder zur Kirche zu machen. «Das wird niemals der Fall sein», rief Erdogan bei einer Kundgebung seiner islamistischen Regierungspartei AKP. Darauf wurde ihm mit tosendem Jubel geantwortet, Sprechchöre skandierten die Forderung, das einst grösste Gotteshaus der Christenheit, das zur Zeit ein Museum ist, wieder zur Moschee wie zwischen 1453 und 1934 zu machen.

Bisher hatte der türkische Staatschef aus Rücksicht auf die internationale Öffentlichkeit dem Islam nur durch Hintertüren in der Sophienkirche wieder Eingang verschafft, so durch fallweise Moscheegebete und -predigten, vor allem im Fastenmonat Ramadan. Jetzt nimmt er aber die Bluttat von Brenton Tarrant und dessen «Kreuzfahrerprogramm» zum Anlass, um das Thema Haghia Sophia als Wahlkampfargument für den kommunalen Urnengang am 31. März hochzuspielen.

Christliche Welt mitverantwortlich

Auch aussenpolitisch versucht die türkische Führung, aus Christchurch für ihre Ziele Kapital zu schlagen, nachdem das Europäische Parlament den Verhandlungen mit der Türkei über deren EU-Beitritt eine Absage erteilt hat. Nicht zuletzt wegen der ausufernden Islamisierung. So schickte Erdogan seinen Vize Fuat Oktay und Aussenminister Mevlüt Cavusoglu an die Trauerfeierlichkeiten nach Neuseeland. Dort machten sie die gesamte christliche Welt wegen ihrer angeblich «provokativen Muslimfeindschaft» für die Verbrechen von Christchurch mitverantwortlich.

Für Freitag hat Erdogan den Aussenministerrat der Islamischen Weltorganisation OIC nach Istanbul einberufen. «Wir werden die Provokation von Christchurch nicht unbeantwortet lassen», sagte Cavusoglu am Vorabend des Treffens.

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Datum: 20.03.2019
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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