Der «Pfarrer von Bagdad» warnt:

«Europa ignoriert die wahren Flüchtlinge»

Der «Pfarrer von Bagdad», Rev. Andrew White, wirft Europa vor, dass es seine ganze Sympathie auf die Flüchtlinge an ihren Grenzen konzentriert statt auf die, die daheimgeblieben sind: «Die falschen Leute sind vorne in der Schlange!»
Rev. Andrew White
Menschenmengen

Bis November letzten Jahres war Pfr. Andrew White, bekannt als der «Vicar of Baghdad», Leiter der St. George's Church in Baghdad, der einzigen anglikanischen Kirche im Irak. Seither musste er auf Druck des Erzbischofs von Canterbury wegen zahlreicher Todesdrohungen von Seiten des ISIS sein Amt verlassen und wirkt jetzt als Präsident der «Stiftung für Hilfe und Versöhnung im Mittleren Osten» (FRRME).

«Ich bin enttäuscht, wie Europa mit der Flüchtlingskrise umgeht», hielt White jetzt in einer Erklärung fest. «Es wird nicht genug getan für die wirklich Verletzlichen, vor allem für die, die religiös verfolgt werden. Meine Stiftung sorgt für Nahrung, Unterkunft und Medizin für hunderte von irakischen Flüchtlingsfamilien, die vor dem IS geflohen und jetzt in Jordanien sind. Viele von ihnen sind durch die Wüste marschiert auf der Suche nach Sicherheit, mit wenig mehr als den Kleidern an ihrem Leib. Wenn ich zornige junge Männer sehe, die mit der Polizei in Ungarn kämpfen und verlangen, dass sie in die EU hineingelassen werden, habe ich das Gefühl, dass die falschen Leute an der Spitze der Schlange stehen.»

Die falschen Leute sind auf der Flucht

«Europa muss unbedingt unterscheiden zwischen denen, die einfach ein besseres Leben suchen und denen, die um ihr Leben fliehen, sonst wird denen nicht geholfen, die es wirklich nötig haben. Es muss unbedingt mehr getan werden für die tausende von Flüchtlingen - vor allem aus dem Irak - die in Jordanien und anderen Ländern gestrandet sind, ohne Hoffnung für ihre Zukunft», hält White fest.

In der letzten Woche hatte der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. In einem Interview gesagt: «Ich kann bestätigen, dass es nicht nur Vertriebene sind, die fliehen. Überall berichten mir Priester, dass es viele Leute sind, denen es finanziell gar nicht so schlecht geht, zum Beispiel Bankangestellte, die geflohen sind – Leute, die eigentlich nicht fliehen müssten. Sie sehen, dass sich ein Fenster der Gelegenheit auftut, nach Europa zu kommen; sie fürchten, dass dieses Fenster bald zugeht, darum nutzen sie es jetzt. Aber die, die ärmer sind, können überhaupt nicht an Flucht denken. Hier verlieren alle. Die fähigen Leute verschwinden - dabei sind sie die einzigen, die ihr Land wieder aufbauen könnten.»

Europas moralische Ambivalenz

Bereits im letzten Monat hatte der Kolumnist Paul Collier im britischen «Spectator» die moralische Ambivalenz kritisiert, mit der Europa die reicheren Flüchtlinge einlädt, statt sie zu ermutigen, zu bleiben und ihre Länder wieder aufzubauen. «Natürlich haben die Leute das Recht, von einem Leben in Europa zu träumen; aber Europa hat die moralische Pflicht zu retten, nicht Träume wahr zu machen. Armut ist eine Tatsache, aber sie gibt nicht das Recht, durch ein Leben in Europa davon 'errettet' zu werden. Die Massenarmut muss angepackt werden, und der einzige Weg ist, dass die armen Länder zu den reichen aufschliessen. Wir können in diesem Prozess helfen, aber es hilft ihnen überhaupt nichts, wenn wir die Massenauswanderung ihrer fähigsten und begabtesten jungen Leute fördern.»

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Datum: 25.09.2015
Autor: Livenet.ch / Breitbart News
Quelle: Reinhold Scharnowski

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