Hilfreich oder voyeuristisch?

Keine Verfilmung des sudanesischen Hinrichtungsdramas

Letztes Jahr erschütterte das Schicksal der sudanesischen Christin Mariam Ibrahim die Welt. Wegen «Abfalls vom Islam» sass die Ärztin lange im Gefängnis und sollte hingerichtet werden. Jetzt soll ihre Geschichte verfilmt werden - oder doch nicht? Mariam selbst widerspricht Ankündigungen für eine Verfilmung ihrer Geschichte.
Mariam Ibrahim in den «Fox News».
Mariam Ibrahim Ishaq

US-Medienberichten zufolge soll das Leben der Christin unter dem Titel «I am a Christian» (Ich bin Christin) verfilmt werden. Die Hauptdarsteller sind angefragt, eine Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung von 500'000 Dollar Kosten für den Film ist bereits ins Leben gerufen. Doch die Hauptperson stellt klar: Das will ich nicht!

Todesstrafe – die Vorgeschichte

Die Christin Mariam Ibrahim Ishag wurde 2013 im Sudan wegen Gotteslästerung und Glaubensabtrünnigkeit zum Tode verurteilt. Die Tochter eines Muslims und einer Christin hatte sich konsequent geweigert, zum Islam überzutreten. Deswegen drohte ihr die Hinrichtung durch den Strang. Dem islamischen Religionsgesetz zufolge galt sie durch ihre Herkunft als Muslimin.

Da sie einen Christen geheiratet hatte, wurde sie zudem wegen Hurerei mit 100 Peitschenhieben bestraft. Doch die hochschwangere Katholikin weigerte sich, ihrem Glauben abzuschwören: «Ich bin Christin und war niemals Muslimin.» In Ketten gefesselt brachte sie im Mai ihre Tochter Maya zur Welt. Erst nach weltweiten Protesten zahlreicher Christen wurde das Urteil aufgehoben. Die junge Frau konnte am 24. Juli 2014 zusammen mit Kindern und Ehemann – Daniel Wani, einem körperbehinderten Arzt mit US-Staatsbürgerschaft – das Land verlassen. Im Sudan gilt seit 1983 die Scharia. Sie sieht die Todesstrafe für die Abwendung vom Islam vor. Frauen dürfen keine nicht-muslimischen Männer heiraten. Umgekehrt dürfen Männer aber nicht-muslimische Frauen heiraten.

«I am a Christian» – die Filmidee

Laut den Initiatoren des Films, «Christian Lives Matter, LLC» (Das Leben von Christen hat Bedeutung), soll zur Anschubfinanzierung des Films ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen werden. Damit soll das Ganze unabhängig von Hollywood verwirklicht werden. Mit rund 500'000 Dollar an Spendengeldern soll das Projekt frei von Beeinflussungen oder Verwässerungen realisiert werden. Die Hauptrolle in «I am a Christian» (Ich bin Christ) soll die Schauspielerin Stacey Dash übernehmen. Brian Harrington, Aufnahmeleiter und Förderer des Films, unterstreicht: «Sobald das Projekt in Schwung gekommen ist, im Internet und in der Berichterstattung, wollen wir auch an Ibrahim herantreten, um ihr eine offizielle Mitarbeit anzubieten.» Nach Angaben der «Christian Post» beabsichtigen die Produzenten, 40 Prozent der Filmeinnahmen an jüdisch-christliche Organisationen zu spenden, die sich gegen religiöse Verfolgung einsetzen. Familie Ibrahim soll 10 Prozent der Einkünfte erhalten.

Erste Einwände – die Frage der Werbung

Laut Nachrichtenmagazin pro lehnte Facebook eine Werbekampagne für den Film und seine Finanzierung bereits ab. Die Werbung verstosse gegen die Werberichtlinien von Facebook, wonach persönliche Eigenschaften von Menschen – wie die Religionszugehörigkeit – in den Mittelpunkt gestellt würden. «Werbung soll weder Menschen hervorheben, noch herabsetzen», unterstrich das Unternehmen.

Christlicher Voyeurismus – die Absage

Auch Mariam Ibrahim Ishaq selbst lehnt das Projekt ab. Die «Märtyrerin des Jahres 2014» kritisierte in erster Linie, dass der Film allein auf Aussagen aus der Presse basieren sollte. Mit diesem Vorgehen ist es rein rechtlich legitim, ihre Lebensgeschichte ohne die eigene Zustimmung zu verfilmen. Sinnvoll erscheint dies auf keinen Fall. Die Produktionsgesellschaft «Christian Lives Matter, LLC» wurde nach eigenen Aussagen gegründet, «um Filme über religiöse Verfolgung weltweit herzustellen». «I am a Christian» sollte der erste Film einer ganzen Reihe sein. «Schade», kommentierte Ibrahim das fragwürdige Vorgehen der Gesellschaft. Bei allem berechtigten öffentlichen Interesse an ihrer Person und ihrem Ergehen zeigt die Art und Weise der amerikanischen Produktionsgesellschaft eher ein voyeuristisches oder finanzielles Interesse an dem spektakulären Fall als das Anliegen, hilfreich über Christenverfolgung zu berichten.

Zurzeit sind alle Werbekampagnen zur Finanzierung des Films gestoppt. Der Ehemann von Mariam Ibrahim Ishaq unterstreicht: «Ich möchte deswegen nicht kämpfen, ich möchte den Streit friedlich beilegen.»

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Datum: 21.03.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Christian Post

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