Im Neuen Testament erwähnt

Angefeindet und bedroht: Das kleine Volk der Samaritaner

Das Volk der Samaritaner im Westjordanland steht zurzeit besonders unter Druck. In Zeiten der Corona-Pandemie ist die Volksgruppe nicht nur durch das Virus gefährdet, sondern auch durch vermehrte Anfeindungen. Darauf macht Spiegel-online aufmerksam.
Die Samaritaner auf dem Berg Gerizim. (Bild: Wikipedia)

Zu den Samaritanern gehören heute nur noch etwa 800 Menschen; sie leben in der Nähe der Stadt Nablos im Westjordanland und in Cholon, unweit von Tel Aviv. Insgesamt sind es nur noch fünf Familienverbände, die sich zu dem Volk zählen.

Zur Zeit von Jesus, so wird geschätzt, sollen es noch etwa eine Million Samaritaner gegeben haben sein. Im Neuen Testament werden die Samaritaner (oder Samariter) zweimal herausgehoben erwähnt: Als Jesus einer samaritischen Frau am Brunnen begegnet und als er das grosse Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählt.

Jüdische Religion – Arabische Sprache

Die Samaritaner im Westjordanland sitzen heute zwischen den Stühlen: Sie sprechen Arabisch, beten aber hebräisch und sind Teil des Judentums. Die meisten Samaritaner leben in dem Dorf Kiriat Lusa, in der Nähe der Stadt Nablos und ihres heiligen Berges Garisim; der Ort, an dem sie im vierten Jahrhundert vor Christus ihren Tempel hatten.

Bis in die 80er Jahre lebten noch einige Samaritaner in der Altstadt von Nablus. Dann aber warfen ihnen die Palästinenser vor, dass die mit den Juden zusammenarbeiteten und so verliessen sie die Stadt. Dreimal im Jahr ziehen die Samaritaner auf den Berg Garisim: Das ist nicht nur eine religiöse Tradition, sondern zieht immer wieder auch viele Touristen an.

Anfeindungen der Palästinenser

Als es zu ersten Corona-Fällen im Westjordanland kam, richteten sich die kritischen Blicke vieler Palästinenser auf die Samaritaner. Da es im Westjordanland nicht viele touristische Ziele gibt, galten sie und «ihre» Touristen als möglicher Verbreitungsherd, denn ihr Museum, ihre Synagoge, ihr Berg und die Prozessionen, die sie dreimal im Jahr auf den Berg durchführen, galten als mögliche Verbreitungsherde für Corona.

Gefahr durch das Corona-Virus

Neben den Anfeindungen müssen die Samaritaner aber auch mit dem Corona-Virus zurechtkommen. Viele sind schon älter, zudem heiraten sie seit Jahrhunderten nur untereinander, so dass sich dies negativ auf das Immunsystem auswirken dürfte.

Die Samaritaner verstehen sich als Nachkommen der Stämme Ephraim und Manasse. Sie bildeten nach dem Tod Salomos und der Teilung des isarelitischen Reiches, das Nordreich; Hauptstadt war Sichem, später Samaria. Nachdem das Reich von den Assyrern unterworfen wurde, kamen 722 v. Chr. viele aus der Oberschicht in die Gefangenschaft nach Assyrien.

Die im Land verbliebene Bevölkerung vermischte sich mit anderen Völkern, daraus entstand das Volk der Samaritaner, das von den Juden des Südreichs abgelehnt und für nicht würdig befunden wurde, den zweiten Tempel (unter Esra und Nehemia) wieder mitaufzubauen und darin zu dienen. Danach wählten sich die Samaritaner den Berg Garisim als heiligen Ort, an dem sie Gott verehrten.

Kein Bild von Gott machen

Die Samaritaner erkennen von den Schriften der Bibel nur die fünf Bücher Mose an. Für sie haben die späteren Schriften des Alten Testaments auch deshalb keine Autorität, weil sie sich von der ursprünglichen Gottesvorstellung wegentwickelt und Gott menschliche Eigenschaften zugewiesen hätten. Damit verstossen sie nach Auffassung der Samaritaner gegen das Gebot, sich von Gott kein Bild zu machen.

Das Volk der Samaritaner im Westjordanland steht zurzeit besonders unter Druck.

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Datum: 20.04.2020
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet / Spiegel Online

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