StopArmut-Konferenz 2019

Noch kein Ende des Welthungers in Sicht

Über 800 Millionen Menschen weltweit leiden Hunger, mit den weggeworfenen Nahrungsmitteln könnten jedoch zwei Milliarden Menschen ernährt werden. Es sind solche Zahlen und Fakten, die an der 11. StopArmut-Konferenz in Aarau für viel Diskussionsstoff unter den 400 Teilnehmenden sorgten.
#ZeroHunger – StopArmut-Konferenz
Marie-Hélène Kyprianou
Nino Jacusso (Mitte) im Talk

«Nach Jahrzehnten des kontinuierlichen Rückgangs hat der Trend gekehrt. Von 811 Millionen hungernden Menschen 2017 stieg die Zahl 2019 auf 821 Millionen»: Das Eingangsstatement von Marie-Hélène Kyprianou vom World Food Programme (WFP) der UNO führte den Teilnehmenden der 11. StopArmut-Konferenz die Dringlichkeit und Aktualität des Konferenzthemas gleich zu Beginn vor Augen.

Sie betonte im Besonderen auch die Bedeutung der lokalen Wirtschaft und ländlicher Gemeinschaften: Obwohl sie den Grossteil der Nahrungsmittel produzierten, seien Kleinbauern selber stark von Ernährungsunsicherheit und Armut betroffen. «Sie zu stärken, ist eine der Säulen unserer Strategie, den weltweiten Hunger zu beenden.»

Auch Dave Bookless, Theologe der christlichen Umweltbewegung A Rocha International, fand deutliche Worte und sprach die zahlreichen Ursachen der gegenwärtigen Ernährungskrise an, darunter die zunehmende Lebensmittelverschwendung. Seine biblische Vision einer nachhaltigen Landwirtschaft fusst unter anderem auf den Prinzipien, dass die Erde nicht den Menschen – sondern Gott – gehört und dass Gottes Heilsplan der ganzen Schöpfung gilt. Deshalb gehöre zur Landwirtschaft auch die Ehrfurcht vor Gottes Erde, die Busse für falsche Nutzung und eine respektvolle Einstellung etwa gegenüber künftigen Generationen oder indigenem Wissen.

Was heisst «ethisch wirtschaften»?

Im Talk mit Michael Diaz (Alternative Bank Schweiz AG), Nino Jacusso (Regisseur der Dokumentation «Fair Traders») und Martina Straub (Präsidentin Oikocredit deutsche Schweiz) kam aus aktuellem Anlass auch die Konzernverantwortungs-Initiative aufs Tapet. Mit der Forderung, dass sich Schweizer Unternehmen auch im Ausland an Menschenrechte und Umweltstandards halten, kann die Initiative ebenfalls dazu beitragen, die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen zu erhalten. Denn rücksichtsloses Verhalten von Grosskonzernen geht häufig auf Kosten der lokalen Bevölkerung und Wirtschaft. «In einer globalen Wirtschaft geht zunehmend die Verantwortung verloren, deshalb ist es wichtig, dass fehlbare Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden können», so Michael Diaz.

Eco Church Network für nachhaltige Kirchen

Ein neues Instrument speziell für Kirchgemeinden ist das an der Konferenz in einem symbolischen Akt lancierte «Eco Church Network». Die Vernetzungs- und Lernplattform beleuchtet verschiedene Bereiche des kirchlichen Lebens – beispielsweise Gottesdienst und Lehre, Gebäude und Umgebungsgestaltung – und verbindet es mit Nachhaltigkeit, globaler Gerechtigkeit und Umweltschutz. Eine Online-Selbsteinschätzung ermöglicht eine erste Standortbestimmung und mithilfe von bereitgestellten Tools können Verbesserungspotenziale erkannt und individuelle Schritte in Angriff genommen werden. Interessierte Kirchgemeinden sind eingeladen, auf der Webseite herumzustöbern und sich für weitere Informationen zu melden.

Über weitere Möglichkeiten, einen konkreten Beitrag zu einer gerechteren Welt zu leisten, informierten rund 30 Organisationen, Hilfswerke und Unternehmen mit Ständen im «Dorf der Möglichkeiten» sowie auf einem Fairtrade-Markt. Der Film «Fair Traders» bildete den Schlusspunkt, dazu Regisseur Nino Jacusso: «Es gibt so viele tolle Projekte im Bereich fairer Handel – doch meist erfährt man nichts davon. Das will ich mit dem Film ändern.»

Zur Webseite:
StopArmut

Zum Thema:
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Datum: 25.11.2019
Autor: Daniela Baumann
Quelle: Schweizerische Evangelische Allianz SEA

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