EVP schlägt Alarm

Das Öl geht aus!

Das Öl wird schneller knapp als Bundesrat und Erdölwirtschaft meinen. Jetzt schlagen die Evangelischen in Bern Alarm. Mit elf Eingaben wollen sie den Bund wachrütteln.
EVP-Chef Ruedi Aeschbacher mit einem Zeitungsartikel über den neuen Ölschock für die US-Amerikaner. (alle Fotos: Daniel Gerber)
EVP-Nationalrat Walter Donzé will mit vier Eingaben die Abhängigkeit der Schweiz vom Erdöl verringern.
Josef Jenni: «Das Fördermaximum ist erreicht. Jetzt.»
Josef Jenni: «Die USA, England und Norwegen haben ihren Höhepunkt bereits hinter sich.»
Daniele Ganser, ETH Zürich: «Es kommt ein fundamentaler Schock für die ganze Schweiz.»

«Wir haben die Verantwortung, jetzt Alarm zu schlagen», sagt EVP-Präsident Ruedi Aeschbacher im Bundeshaus-Zimmer 86. Seine Partei hat das schon vor einem Jahr getan. Jetzt, am 8. Mai 2006, zieht Aeschbacher eine negative Bilanz: «Der Bundesrat hat abgewiegelt. Wir sind enttäuscht.»

Doch der EVP-Chef ist überzeugt: «Der Wirtschaft geht das Öl aus.» Und zwar schneller als erwartet. Solarpionier und EVP-Grossrat Josef Jenni geht zum Hellraumprojektor, legt Folien auf und rechnet vor: «Zur Zeit verbraucht die Welt 85 Millionen Barrel Öl. Pro Tag! Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, ist in 42 Jahren fertig.» Der Bundesrat, so Aeschbacher habe vor einem Jahr behauptet, das Fördermaximum werde erst im Jahr 2030 erreicht sein. Jenni sieht das anders: «Das ist schon jetzt der Fall, in diesen Tagen. Trotz teurer Suche werden nur noch kleine Funde gemacht.»

Sogar Bush ist aufgewacht

Sogar US-Präsident Bush habe gemerkt, dass es knapp wird, erklärt Aeschbacher und zeigt eine Schlagzeile aus dem «Tages-Anzeiger». Darum fragt der EVP-Mann: «Warum sollen wir schlafen, wenn das schon Bush nicht mehr tut?» Und Jenni belegt: «England hat die maximale Förderung hinter sich. Sie bringen nur noch halb soviel wie in den besten Tagen; auch beim bekannten Brent-Feld im hohen Norden zeigt die Kurve nach unten.»


Nicht anders ergehe es Norwegen und den USA. Von den täglich 21 Millionen Barrel Öl, die in den Vereinigten Staaten verbraucht werden, lieferten sie selbst nur noch 6 Millionen. Sogar Saudi-Arabien stagniert. Trotz intensiver Suche könne die Fördermenge kaum mehr gesteigert werden. Grosse Firmen und Banken hingegen behaupten das Gegenteil: Der Höhepunkt der Ölförderung sei noch lange nicht erreicht. Jenni: «Diese Prognosen erfüllten sich nicht – im Gegensatz zu denen der Kritiker.»

Die Schweiz ist abhängig

Auch beim Uran und Gas stünde es nicht besser, so Jenni. Diese Rohstoffe seien ebenso knapp geworden wie das Erdöl. «Da läuft etwas ab, und wir verschliessen uns davor. Das ist auch ein Schlag gegen die Nahrungskette: Fehlendes Öl schafft Hunger.»

Daniele Ganser, Mitarbeiter am «Center for Security Studies» der ETH Zürich, freut sich, dass die EVP auf die Barrikaden steigt; dafür sei es höchste Zeit. Denn auch seine Zahlen sind nicht besser: «33 der 48 wichtigsten Förderländer haben ihren Zenit überschritten.» Noch nie sei die Welt mit so einem Problem konfrontiert worden. «Das wird ein fundamentaler Schock für die ganze Schweiz.»

Und noch etwas gibt der gebürtige Tessiner zu bedenken: «57 Prozent der Energie, welche die Schweiz heute verbraucht, stammt aus Erdöl!» Die Schweiz sei davon abhängig. Ganser verweist zugleich auf die Schweden, die bis zum Jahr 2020 vom Erdöl unabhängig sein wollen.

EVP gibt Gas: Elf Eingaben

Auch die EVP will den Ölverbrauch verkleinern. Und da die Evangelischen vor einem Jahr nicht gehört wurden, macht man es jetzt mit einem Paukenschlag: Gleich elf Eingaben* reichen die drei EVP-Nationalräte Ruedi Aeschbacher, Walter Donzé und Heiner Studer ein und verlangen zum Beispiel einen Fahrschul-Unterricht für energiesparendes Autofahren, niedrigere Geschwindigkeiten auf den Autobahnen, eine ökologische Steuerreform und eine Fahrzeug-Importsteuer nach dem Treibstoffverbrauch.

Ruedi Aeschbacher: «Das ist ein Wirtschaftsthema. Ich staune, dass es nicht von anderen Parteien so aufgenommen wird, wie es müsste.»

* Dabei handelt es sich um zwei Motionen, fünf Postulate und vier Interpellationen.


Links zum Thema
Webseite von Josef Jenni: www.jenni.ch
Die EVP im Internet: www.evppev.ch
Ein Emmentaler läuft der Ölindustrie den Rang ab

Datum: 10.05.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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