Haaatschiii!! Oft ist es nur eine Erkältung, aber was, wenn der Körper plötzlich nicht mehr so reagiert, wie wir es gewohnt sind? Ungewissheit und Angst sind dann da, um es sich Tag und Nacht neben dem Bett gemütlich zu machen. Neben dem Gedanken, gerade eine Million besserer Dinge tun zu wollen, quälen auch Einsamkeit und Hilflosigkeit. Plötzlich lässt einen der Körper im Stich: unselbständig, ausgeliefert, nutzlos. Wenn der Körper nicht mehr gehorcht, geht es im Kopf rund. Warum ich, warum sagen die Ärzte nichts, lässt mich Gott im Stich? „Krankheit ist eine Grenzerfahrung im ursprünglichsten Sinn. Hilflosigkeit und Machtlosigkeit verursachen psychischen Stress und Angst. Sie können mich an einen Punkt führen, an dem ich wirklich denke: ‚Jetzt geht es nicht mehr weiter!’”, erklärt die Apothekerin und Journalistin Ursula Hauer, Autorin des Buches „Krankheit – was soll das?“. Spätestens an diesem Punkt beginnt die Sinnfrage: Wieso jetzt, werde ich wieder gesund, bin ich an meinem Schicksal schuld – wozu lebe ich noch? Krankheit passt nicht ins Konzept. Sie verhindert nur die Verwirklichung unserer Ziele. Doch die Zeit des Leidens birgt auch Chancen. In den langen Stunden ohne Ablenkung ist der Kranke vielleicht zum ersten Mal im Leben wirklich mit sich allein. Sich selbst dann noch lieben zu können, nicht nur der früheren Attraktivität und Vitalität wegen, ist schwer, aber durchaus der erste Schritt, Eingefahrenes im Leben zu ändern. Prioritäten verschieben sich: Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird im Krankenzimmer sicherlich öfter gestellt als in der U-Bahn oder beim Grosseinkauf. ,,Ohne die Höllenfahrt der Selbsterkenntnis gibt es keine Himmelfahrt”, schreibt Ursula Hauer. Viele könnten in dieser schweren Zeit das Gebet neu entdecken. Ja zu sich und der Krankheit sagen, auch Loslassen üben, die Umkehr zurück zu dem wirklich Wichtigen: Die Autorin nennt es schlicht „Ruhe für die Seele finden” – das alles kann eine Krankheit bewirken. „Fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“, heisst es schliesslich schon in der Bibel in Jeremia 6,16. Viele Menschen, die Krankheit am eigenen Leib erfahren haben, nutzten sie als Chance. „Es steckt nämlich im Leiden ein Geheimnis”, weiss ein Herzinfarkt-Patient, „und wir können es neu entdecken! Aber keiner kommt diesem Geheimnis näher, dem nicht selber Leid oder Krankheit richtig unter die Haut gegangen sind.“ Zum Weiterlesen: Autorin: Saskia BarthelmessKrankheit als Grenzerfahrung
Der Sinn des Lebens
Das Geheimnis des Leidens
„Krankheit – was soll das?“, Ursula Hauer, 64 Seiten, Brendow-Verlag, Moers.
Link: http://shop.livenet.ch/index.html?nr=57240&f=0
Datum: 29.01.2006
Quelle: Neues Leben