Herr Dr. Schiffner, beten Sie für Ihre Patienten? Beten Sie auch im Krankenhaus mit Ihren Patienten? Wie reagiert Gott denn konkret auf Ihre Gebete? Was halten Sie davon, dass man sich wissenschaftlich mit den Auswirkungen des Gebetes für Kranke befasst? Besteht nicht auch eine gewisse Gefahr, Gott trivial nach seinem Nutzwert im Alltag zu beurteilen? Motto: Glaubt, darin spart ihr das Geld für die Medizin! Auf dem letzten Kongress der angesehenen amerikanischen Gesellschaft für Herzerkrankungen, der „American Heart Association“, ist eine Pilotstudie veröffentlicht worden, wo Juden, Christen und Buddhisten für Kranke gebetet haben. Was halten Sie davon? Wie schätzt die Fachwelt Byrds Studie ein? Was nun, wenn Gott nicht sichtbar für den Arzt oder Patienten eingreift?
Dr. Schiffner: Ja. Natürlich nicht für jeden, weil ich rund 60 Patienten regelmässig stationär betreue, dazu kommen noch die Patienten in unserer zentralen Notaufnahme.
Wo es möglich ist, schon. Das braucht ja eine gewisse Tiefe der Beziehung, die in der Regel erst in mehreren Begegnungen wächst. Ich versuche einzuschätzen, wo der Patient selber steht. Ich halte bewusst danach Ausschau, wo ich einem Patienten Gebet anbieten kann. Ich frage ihn, ob er Gottvertrauen hat, ob er einverstanden ist, dass ich kurz für ihn bete. Und da mache ich häufig die positive Erfahrung, dass Patienten dankbar reagieren. Die persönliche Zuwendung berührt sie, wenn ein Arzt ihnen auch auf dieser Glaubensebene begegnet. Ich bin überzeugt, dass Kranke dabei auch etwas von dem Segen Gottes erfahren.
Das lässt sich nicht immer so einfach sagen. Das eine ist die messbare Seite, das, was auch naturwissenschaftlich überprüfbar ist. Um das aber eindeutig als Wirkung des Glaubens zu belegen, wie es auch in einigen US-Studien erforscht ist, braucht man grössere Kollektive von Patienten. Das andere sind die persönlichen Wahrnehmungen, wenn ich selber im Verlauf den Eindruck habe, dass sich ein Gesundheitszustand bei einem Patienten positiv entwickelt, den ich auch innerlich im Gebet begleite. Ich nehme zumindest wahr, dass sich in der Beziehung zu dem Patienten durch das Gebet eine Vertiefung ergibt.
Man muss den Kontext sehen. Aus dem Blickwinkel der christlichen Gemeinde halte ich es nicht für notwendig. Die Grunderfahrung, dass Gott persönlich auf Gebete reagiert, zieht sich durch die Jahrhunderte. Dazu brauchen Christen keine Studien. Aber im Kontext moderner Medizin ist das anders. Da ist es absolut üblich, durch nachprüfbare Untersuchungen den wissenschaftlichen Nachweis für irgendwelche Behauptungen zu führen. Ich finde es wichtig, dass Christen sich mit dem, was sie anzubieten haben, nicht verstecken. Die Bibel hat ja auch keine Berührungsängste zu beschreiben, welche Folgen ein Leben in heiler Beziehung zu Gott hat und wie es Menschen ohne Beziehung zu Gott ergeht. Zur Zeit der Bibel gab es eben noch keine Studien. Heutzutage sind solche Untersuchungen im medizinischen Bereich aber durchaus sinnvoll.
Ich sehe diese Gefahr als nicht sehr gross an. Ich glaube, dass unsere Gesellschaft daran krankt, dass die weitaus meisten Menschen nicht an die Realität eines personalen Gottes glauben. Es gibt zwar eine christliche Tradition, und auch kirchliche Dienstleistungen werden immer wieder gern in Anspruch genommen, aber der einzelne Mensch hat meist kein Glaubensfundament, auf dem Krisenzeiten durchlebt werden können. Die Grunderfahrung des Glaubens fehlt. Wir sind eine durch und durch wissenschaftsgeprägte Gesellschaft geworden, und ich sehe die Chance, durch Studien über die Wirksamkeit christlichen Glaubens Menschen die Augen zu öffnen.
Nicht so viel. Obwohl diese Studie wie viele andere die Wirksamkeit des Gebetes zu belegen scheint, ist sie nicht sinnvoll angelegt. Das ist so ähnlich wie eine Untersuchung an Herzkranken mit Herztabletten, und am Ende kommt nur heraus: „Herztabletten wirken.” Natürlich müsste unterschieden werden, welche Art von Herztabletten eingenommen werden. In der Pilotstudie scheint nicht unterschieden worden zu sein, durch welche Gebete die Heilung nun besonders gefördert wurde. Ich persönlich bin überzeugt davon, dass Gottes Eingreifen das mächtigste ist, und das einzige mit umfassend positiven Auswirkungen für den Menschen. Es gibt aber natürlich auch andere spirituelle Phänomene, vor denen die Bibel allerdings warnt. Ein Beispiel für eine sehr aussagekräftige, seriöse Studie ist die 1988 von Professor Byrd veröffentlichte Studie über die Wirkung christlicher Fürbitte an Herzpatienten in San Francisco. Byrds Ergebnisse belegten eindeutig die positiven Auswirkungen des Gebetes im Namen Jesu.
Diese Ergebnisse sind methodisch hervorragend belegt. Auch die einschlägigen Kommentare dazu bestätigen das. Damit ist die Aussagekraft der Studie hoch. Das Ergebnis ist unübersehbar und wissenschaftlich haltbar. Es ist natürlich gut, wenn noch weitere Untersuchungen laufen, die sich mit den Wirkungen christlicher Fürbitte beschäftigen. Der Washingtoner Medizinprofessor Dale Matthews hat beispielsweise bereits eine neue sehr interessante Studie mit Rheumapatienten durchgeführt, deren Ergebnisse noch nicht publiziert sind. Auch hier wurde ausdrücklich die Wirkung christlicher Fürbitte untersucht. Schon im Vorfeld hat er deutlich positive Zusammenhänge bestätigt.
Ich glaube, dass der Mensch, der mit Gott in einer vertrauten Beziehung lebt, trotzdem ganz viel Begleitung und Durchtragen Gottes erlebt und auch kleinere oder grössere Zeichen. Auch eine positive Krankheitsverarbeitung bei Gläubigen ist übrigens durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt. Für mich ist es auch eines der grössten Wunder, wenn ein Patient durch seine persönliche Gottesbeziehung eine unter Umständen lebensbedrohende Krankheit annehmen kann und auch im Sterben getrost ist.
Datum: 28.01.2006
Quelle: Neues Leben