Heilungsgebet im Levitencamp

„Wir handeln auf einer übernatürlichen Ebene“

Ein grosses Zelt steht neun Stunden täglich offen. Wer für sich beten lassen will, notiert seine Anliegen und Leiden auf einem Blatt und wartet dann, bis jemand vom Team auf sie oder ihn zukommt. Zu diesem Team gehören Elisabeth Baumann, Hans Ulrich Mäder, Roland Mahler und Edi Pestalozzi.
Mittendrin: das Zelt für Heilungsgebet
Elisabeth Baumann, Roland Mahler und Julie Tanner (Stiftung Schleife), Edi Pestalozzi und Hans Ulrich Mäder (von links).
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Livenet: Was tun Sie im Heilungszelt?
Roland Mahler: Wir versuchen grundsätzlich, hier einen Raum zur Verfügung zu stellen für Menschen, die in einer Begegnung mit Gott Heilung erleben möchten. Was das umfasst, definieren wir nicht. Es kann jede Form von Heilung, Wiederherstellung, Trost, Ermutigung und Erneuerung sein. Wir wollen als Team einen möglichst angenehmen, motivierenden Raum für die Begegnung mit Gott zur Verfügung stellen.

Edi Pestalozzi: Wir wollen einen Raum haben, wo Gott gegenwärtig ist, und Menschen in seine Gegenwart führen. Und gemeinsam auf das warten, was er tut. Weil er ein Heiland ist, ist er am Heilen.

Steht das Warten im Vordergrund?
Edi Pestalozzi: Ja, warten, hören, erkennen, was Gott tun will. Die Menschen kommen hierher und halten auf einem Blatt ihr Anliegen fest. Unsere Aufgabe ist zu hören, was Gott in diese Situation hinein sagt, und dies den Menschen zusprechen.

Roland Mahler: Wir haben zu erkennen, was dran ist: Hören oder Beten. Ich denke, es geht darum, den Menschen auch Unterstützung zu geben. Sie sollen spüren, dass sie nicht allein sind mit ihrem Anliegen, ihrer Not und ihrem Leiden, mit ihren Gedanken und den sozialen Konsequenzen einer möglichen Krankheit. Wir nehmen sie an und stehen mit ihnen vor Gott. Es geht vor allem darum, etwas geschehen zu lassen.

Edi Pestalozzi: Grundsätzlich will Gott heilen, aber manchmal will er etwas Besonderes sagen, und das wollen wir hören.

Was kann dieses Besondere sein?
Hans Ulrich Mäder: Ich habe es auch schon erlebt, dass Gott ganz speziell gesagt hat: Handle im Glauben, sprich im Glauben aus, dass das kürzere Bein länger werden soll – und es wurde länger. Oder zu einer verkrümmten Wirbelsäule: Im Namen von Jesus, richte dich aus – und es geschah. Jesus tut es, nicht ich.

Sie sprechen Heilung im Glauben zu?
Edi Pestalozzi: Bei mir war jemand, der überlegte, ob er eine Beziehung abbrechen sollte, und zauderte. Ich erhielt im Gebet von Gott das Wort: Wenn dich jemand bittet, eine Meile zu gehen, geh auch die zweite mit. Gott zeigte mir auch, dass der Mann die zweite schon gegangen war. So sprach ich ihm zu, vorwärts zu gehen, wo er zauderte und sich eine dritte Meile überlegte. Durch das geschenkte Wort wurde klar, dass er die Beziehung abbrechen sollte.

Kommen viele mit Beziehungsproblemen ins Zelt?
Hans Ulrich Mäder: Vorhin hatte ich bei einer Person stark den Eindruck, dass ihre Krankheit von seelischem Druck herrührt. In der Kindheit geschah schon etwas, und dieser Druck hat das vegetative Nervensystem durcheinander gebracht.

Wenn es sich um weit zurückliegende Dinge handelt: was können Sie denn in einigen Minuten mehr tun als bewusst machen?
Hans Ulrich Mäder: Wir binden im Namen von Jesus, was da passierte, und sprechen Heilung in das Herz hinein. Dass Gott heilt, die Wunde ganz schliesst und die Person zur Ruhe, in seinen Frieden kommen lässt.

Roland Mahler: Heilung ist ein multidimensionaler Prozess, viel zu komplex, als dass man ihn linear beschreiben könnte. Wir handeln auf einer übernatürlichen Ebene, ohne auszuschliessen, dass Heilung auch auf einer natürlichen Ebene geschehen kann. Aber hier findet kein Seminar für Ärzte oder in Psychotherapie statt, sondern ein Workshop für Heilung durch Jesus – eine spirituelle Angelegenheit.

Unser Beten kann einen Durchbruch bewirken, eine ganze Heilung, oder ein Puzzleteilchen sein in einem viel komplizierteren Prozess, wo seelische und körperliche Elemente dazukommen, medizinische und psychotherapeutische Mittel eingesetzt werden. Was alles genau passiert, können wir nicht fassen. Wir erleben, dass es zu spontanen Heilungen kommt, die sofort spürbar, sichtbar, erlebbar werden. Andere erleben einen Schritt in einem komplexen Prozess, vielleicht einen halben oder auch zwei Schritte.

Was wenn Erwartungen enttäuscht werden?
Elisabeth Baumann: Das erleben wir auch. Aber mich fasziniert, dass wir eine klare Vorgabe haben: Wir diskutieren mit den Leuten nicht. Wir gehen bloss auf das ein, was sie auf dem Zettel notiert haben. Wir hören auf Gott, wie wir beten sollen, beten dafür – aber diskutieren nicht.

Edi Pestalozzi: Unser Bestreben ist ganz klar auf körperliche Heilung gerichtet. Wer mit einem komplizierten seelischen Problem kommt, den schicken wir in die Seelsorge. Dafür gibt es ein anderes Zelt.

Neun Stunden pro Tag bieten Sie das Heilungsgebet an. Wie gross ist das Team?
Roland Mahler: 40 Personen aus verschiedenen Regionen der Deutschschweiz bilden acht Gruppen, die sich abwechseln. Zwei oder drei Gruppen sind miteinander für eineinhalb Stunden im Einsatz. Wir haben einige Grundregeln, aber die Leute sind je nach ihrer Herkunft verschieden geprägt.

Eine Regel ist, wie gesagt, dass wir nicht seelsorgerlich nachfragen, nicht diskutieren, um zu klären, sondern einfach mit Gebet antworten und versuchen, die Menschen vor Gott zu begleiten. Es ist im Grunde ein priesterlicher Dienst.

Man gewinnt den Eindruck, dass vor allem Frauen hierher kommen.
Edi Pestalozzi: Unter denen, die uns aufsuchen, stellen die Frauen die Mehrheit. Meine Gruppe besteht aus vier Frauen und zwei Männern. In der Regel haben alle zu tun.

Wie lange sind Sie mit einer Person beschäftigt?
Hans Ulrich Mäder: In der Regel einige Minuten.

Elisabeth Baumann: Es kommt auf die Punkte an, die die Person notiert hat. Bei zehn Anliegen dauert es länger.

Roland Mahler: Nur in Grenzfällen sprechen wir länger mit einer Person, etwa bei Mehrfach-Problemen oder wenn wir spüren, dass jemand viel mehr braucht, als wir hier geben können. Ich hatte jemand, der nicht Deutsch spricht, sondern eine slawische Sprache – ein seelisch zerstörter Mensch. Ich hatte ausnahmsweise Zeit und sprach eine Viertelstunde mit ihm.

Elisabeth Baumann lebt in Thun, der Maler Hans Ulrich Mäder in Vinelz BE, der Psychotherapeut Dr. Roland Mahler in Elsau bei Winterthur, Pfr. Edi Pestalozzi in Basel.

Datum: 29.07.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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