Blaues Kreuz unterstützt neues Modell für die Suchtpolitik

„Alkohol macht dich hohl“ – Mit seiner letzten Plakataktion suchte das Blaue Kreuz Jugendliche vom Saufen abzuhalten.
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Das Blaue Kreuz begrüsst den „pragmatischen und unideologischen Ansatz“, mit dem die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen einen Sichtwechsel in der Suchtpolitik vorschlägt.

Der am 23. Mai vorgestellte Bericht «psychoaktiv.ch» rückt nicht mehr die Illegalität einer Droge ins Zentrum, sondern die Gefahren aller Substanzen, die auf das Gehirn wirken. Besonders positiv wertet das Blaue Kreuz in seiner Stellungnahme die Tatsache, dass endlich auch legale Suchtmittel wie der Alkohol ins Visier genommen werden.

Alkohol ist die Droge Nummer 1

Beim Blauen Kreuz rennt die Kommission damit offene Türen ein. „Der Alkoholmissbrauch ist das grösste Suchtproblem, weil bei ihm eine hohe individuelle Problemlast mit einer hohen Anzahl Betroffener zusammentrifft – mit hohen Folgekosten für die Gesellschaft.“

Mit einer Gesamtschau aus der Sackgasse

Die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen (EKDF), die vom Bundesrat gewählt ist, plädiert in ihrem Bericht für eine Gesamtschau aller psychoaktiven Stoffe. Sie wolle damit einen Beitrag zur Versachlichung der Drogenpolitik leisten, sagte ihr Präsident François van der Linde vor den Medien in Bern.

Auf eine moralische Bewertung einzelner Substanzen werde verzichtet. Auch auf sofort umsetzbare Empfehlungen für aktuelle Streitpunkte wie den künftigen Umgang mit Cannabis. Sie können nach Meinung der EKDF erst formuliert werden, wenn eine Gesamtschau vorliegt.

Den Markt regulieren

Der Bericht "psychoaktiv.ch" will mittel- bis langfristige Optionen für einen zukünftigen Umgang mit legalen und illegalen Drogen in der Schweiz zeigen. Der Bundesrat soll ein Leitbild Suchtpolitik in Auftrag geben, das auch den Nikotin- und Alkoholkonsum erfasst.

Von den vier Säulen zum Würfelmodell

Weiter empfiehlt die Kommission, dass der Staat den Markt für psychoaktive Stoffe reguliert gemäss ihrer Erhältlichkeit und gemäss den Gefahren, die mit dem Konsum verbunden sind. Laut der EKDF ist zwischen Abstinenz, risikoarmem Konsum, problematischem Konsum und Abhängigkeit zu unterscheiden. Mit dieser Risikoskala und mit dem Einbezug aller psychoaktiven Stoffe – auch Amphetamine und bestimmte Medikamente – wird das Vier-Säulen-Modell zu einem Würfel. (Livenet dokumentiert unten die zehn Empfehlungen.)

Was der Staat können soll

Die Komission nennt eine breite Palette von Instrumenten, die der Staat systematisch einsetzen könne: von der völligen Freigabe über den reglementierten, lizenzierten oder rezeptpflichtigen Verkauf bis zum völligen Marktverbot. Denkbar sind auch Lenkungsabgaben auf psychoaktiven Substanzen, um die vier Bereiche der Drogenpolitik zu mitzufinanzieren. Den Tabak- und Alkoholproduzenten will die Kommission die Subventionen streichen.

Blaues Kreuz: Entscheidend ist der Jugendschutz

Das Blaue Kreuz stimmt in seiner Stellungnahme dem 4-Säulen-Modell der Drogenpolitik zu, das die EKDF nun zum Würfel erweitert hat. „Wichtig für uns ist, bei allen Substanzen an den Jugendschutz zu denken und ihn auch durchzusetzen. Gern unterstützen wir die Umsetzung einer am neuen Modell orientierten Suchtprävention und Suchthilfe.“

Der gesamte Bericht der Eidgenössischen Kommission für Drogenfragen „psychoaktiv.ch“ im PDF-Format

Datum: 02.06.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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