Fit for Life?

Hanteln
Muskeln
Verschnupft
Ursula Köppel

Fitnessstudios haben Hochkonjunktur. Es gilt als schick, in gestyltem Outfit auf dem Laufband zu traben; locker, wenn möglich Zeitung lesend oder in Klänge aus dem Kopfhörer versunken, auf dem Hometrainer zu strampeln, Gewichte zu stemmen und dabei selbstverliebt die schweissüberströmten Muskeln im Spiegel zu betrachten. Marathon-, Halbmarathon-, Triathlon und sämtliche Volkslaufveranstaltungen zählen Jahr für Jahr mehr Teilnehmer. In den Wäldern, auf Wiesen und Feldern wird gejoggt, gebikt und gewalkt, was das Zeug hält, quer durch alle Altersgruppen. Meine Schwägerin, die Seniorensport unterrichtet, berichtet von Teilnehmern, die erst mit 60 begonnen haben, Sport zu treiben, und mit 90 noch laufen wie die Wiesel! Diejenigen, die an diesem munteren Treiben (noch) keinen Anteil haben und mit schlechtem Gewissen auf dem Sofa sitzen, haben zumindest den guten Vorsatz, dass alles anders werden muss. Vielleicht kauft man sich schon mal ein paar neue Turnschuhe oder einen Jogginganzug und macht erste Schritte in Richtung Fitness, vielleicht bleibt’s aber auch erst einmal nur beim Vorsatz.

Tatsache ist jedoch: Fit-Sein ist modern, weil sich in unseren Breitengraden die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass körperlich fitte Menschen tatsächlich gesünder sind und in puncto Lebensqualität zulegen. Das ist hundertfach belegt durch wissenschaftliche, gut fundierte Studien und nachzulesen in zahlreichen Gesundheits-Ratgebern, mit denen der Buchmarkt überschwemmt wird.

Es wäre aber ein grosser Fehler zu glauben, dass körperliche Fitness gleichbedeutend ist mit «Fitness for life», der Fähigkeit, das Leben mit all seinen Herausforderungen bewältigen zu können und dabei im Gleichgewicht zu bleiben. Körperliche Fitness ist nur ein – wenn auch bedeutungsvoller – Teilbereich davon.

Der Begriff Gesundheit wurde 1948 von der WHO definiert: Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur ein Fehlen von Krankheit oder Invalidität. Nach dieser Definition wäre «Gesundheit» durchaus ein Synonym für «Fitness for life». Eine neuere, salopp formulierte Definition beschreibt Gesundheit so: Der gesunde Mensch ist fit, attraktiv und gut gelaunt.

Gesundheit gilt heute also als Kompetenz- und Attraktivitätsfaktor, der sehr stark von der eindimensional körperlichen Befindlichkeit abweicht und emotionale Ausgeglichenheit und gesellschaftliche Integration mit einbezieht.

Eine Betrachtungsweise des Menschen, die weltweit, unabhängig von religiösen Hintergründen akzeptiert ist, ordnet dem Menschen eine Dreidimensionalität zu: Da ist einmal die körperliche Ebene, unsere «Hardware», die gepflegt und gewartet sein will; dann die seelische, unsere «Software» (wir funktionieren und kommunizieren mit unserer Umwelt) und als Drittes die geistliche Dimension, dieses geheimnisvolle Etwas in uns, das uns immer wieder nach dem Sinn des Lebens fragen und nach Gott suchen lässt. Ich persönlich finde Antworten auf die Sinnfrage in der Bibel und in einer persönlichen Beziehung zum Gott der Bibel.

«Fit for life» oder eben «gesund» kann nur sein, wer seine Dreidimensionalität im Auge behält und allen drei Bereichen seines Seins die nötige Pflege angedeihen lässt. Es nützt nichts, einen supergestylten, bestens gepflegten Körper zu haben, aber beziehungsunfähig zu sein und zudem keine Antwort auf die Frage nach unserem Woher und Wohin zu haben!

Eine grosse Studie über Megatrends in unserem Gesundheitswesen über die nächsten 13 Jahre zeigt, dass das Denken der Menschen über Gesundheitsfragen grosse Veränderungen erfahren wird. Einerseits, weil dem Einzelnen aufgrund explodierender Kosten immer mehr finanzielle Selbstverantwortung übertragen wird, andererseits, weil sich jeder aufgrund allgemein zugänglicher Informationen immer grösseres Wissen aneignen kann. In Zukunft werden bis zu 30% des Gesundheitsbudgets direkt aus den Taschen von Privatpersonen stammen. Es wird Bonus/Malus-Systeme geben, d.h. Menschen, die sich vorbildlich gesundheitsfördernd verhalten, werden belohnt; andere mit Risikoverhalten wie Rauchen und anderem Suchtverhalten, Übergewichtige oder Hochleistungssportler werden mit Auflagen zu rechnen haben.

Mit dieser Entwicklung wird natürlich – und das kann nur gut sein – das Präventionsdenken und -Handeln gefördert. Wer sich Kranksein nicht mehr leisten kann, muss vorbeugen. Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen wird sich in Zukunft deshalb auch äusserst positiv auf unser Portmonee auswirken!

In Zusammenhang mit der WHO hat eine Expertengruppe die Risikofaktoren für die Entstehung von Krankheiten und verfrühter Sterblichkeit ermittelt. Für unsere Industrienationen ergibt sich folgende «Hitparade»:

1. Rauchen
2. Hoher Blutdruck
3. Alkoholismus
4. Hohe Blutfette
5. Übergewicht
6. Ungenügender Früchte- und Gemüsekonsum
7. Bewegungsmangel

Dies sind (bis auf einen oder zwei) Faktoren, die in direktem Zusammenhang mit unserem Verhalten stehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir aufgrund eigenen Fehlverhaltens krank werden, ist also viel grösser als das Risiko, durch Luftverschmutzung, Rinderwahnsinn, Elektrosmog oder einen Kernkraftwerkunfall umzukommen!

Wenn wir unsere eigene Situation analysieren, finden sich immer Dinge, die zu ändern wären. Wir haben die Freiheit zu wählen, uns für dieses oder jenes Verhalten zu entscheiden, unserer

Gesundheit zu nützen oder zu schaden. Wie unsere Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern ist, wissen wir alle genau. Die Kunst liegt darin, diese Kenntnis rechtzeitig umzusetzen. Damit haben wir vor allem etwas getan für unseren äusseren Menschen. Durch verantwortungsvollen Umgang mit unserer Gesundheit wird es uns gelingen, viel Leid in Form von körperlichen Krankheiten zu verhüten und unsere Lebensqualität und -erwartung beträchtlich zu erhöhen. Das wird auch die Krankenkassen freuen und die Kosten im Gesundheitswesen senken.

Aber: die rasche Zunahme der Zahl von Patienten mit psychischen Krankheiten, vor allem Depressionen, und die hohe Selbstmordrate in den Industrieländern spricht klar dafür, dass es mehr erfordert als ein gutes Gesundheitswesen, Wissen um Zusammenhänge und entsprechendes gesundheitsbewusstes Verhalten, damit Menschen sich wohl befinden. Sowohl die seelische wie auch die geistliche Dimension unseres Seins muss noch viel mehr und konkret in eine umfassende «Gesundheitspflege» eingebunden werden.

Man kennt die Geschichte von einem französischen König, der in einem Waisenhaus ein grausames Experiment an Säuglingen durchführen liess: Die Kinder wurden zwar gepflegt und gefüttert, bekamen aber keinerlei Zuwendung. Niemand sprach mit ihnen oder berührte sie über das unbedingt nötige Mass hinaus. Innerhalb kurzer Zeit starben alle Kinder an seelischer Vernachlässigung.

In Japan ist die Suizidrate am höchsten unter Managern in den mittleren Jahren. Sie haben die ganze Kraft ihrer besten Mannesjahre in ihre Firma investiert, doch jetzt zeigen sich wegen des jahrelangen Arbeitsstresses Ermüdungserscheinungen. Diese Manager werden oft ersetzt durch jüngere, noch unverbrauchte Kräfte. Mittlerweile sind sie Fremde in der eigenen Familie. Die Frau lebt ihr eigenes Leben, hat sich vielleicht schon einen neuen Partner gesucht. Die Kinder sind erwachsen; das Leben ist verpasst. In dieser Beziehungslosigkeit und Sinnlosigkeit bleibt allzu oft nur noch der Selbstmord als Ausweg.

Wir Menschen sind für Beziehungen geschaffen. Schon in der Schöpfungsgeschichte heisst es: «Und Gott sprach: ‘Es ist nicht gut, dass der Mensch allein lebt. Er soll eine Gefährtin bekommen, die zu ihm passt.’» Worauf Adam antwortete: «Endlich gibt es jemanden wie mich! Sie wurde aus einem Teil von mir gemacht – wir gehören zusammen! »2 Gesund sein kann also nur, wer in ein stabiles und funktionierendes Beziehungsnetz eingebunden ist.

Fast noch fundamentaler als Beziehungen auf der zwischenmenschlichen Ebene ist unsere Verwurzelung in der Vertikalen, unsere Beziehung zu Gott. Leider ist es gerade dieser Bereich, der von uns oft stiefmütterlich behandelt wird. Glaubensfragen sind für den Durchschnittsbürger Privatsache, und so sind viele allein auf der Suche oder haben gar schon resigniert. Das ist auch immer wieder eine Schwierigkeit, mit der wir in unserer Arbeit als Ärzte zu kämpfen haben! Gelegentlich spüren wir deutlich, dass ein Gesundheitsproblem nicht körperlicher oder seelischer, sondern geistlicher Natur ist. Aber wie soll man auf so etwas Hochprivates zu sprechen kommen? Mein Mann wurde einmal zu einem Todesfall gerufen. Im Gespräch mit der Witwe fragte er, ob ihr Mann eine Beziehung zu Gott gehabt habe. Diese Frage genügte, dass diese Leute uns als Ärzte nicht mehr gerufen haben. Sie waren äusserst entrüstet darüber, dass ein Arzt solch eine indiskrete Frage überhaupt stellt. Das dürfe höchstens der Pfarrer!

Eine Studie in Amerika hat gezeigt, dass Menschen, die beten und für die gebetet wird, schneller gesund werden als andere und das Spital früher verlassen können. In einer anderen Studie aus Deutschland wurden verschiedene «Glaubensgruppen» untersucht. Es wurden drei Gruppen definiert:

- Atheisten
- Religiöse Menschen ohne persönliche Gottesbeziehung
- Menschen mit einer persönlichen, emotionalen Gottesbeziehung.

Menschen in der dritten Gruppe leben durchschnittlich 12,7 Jahre länger als Menschen in der zweiten Gruppe und 21,7 Jahre länger als solche in der ersten Gruppe. Und die ersten altersbedingten, chronischen Krankheiten melden sich bei der dritten Gruppe 10 Jahre später als bei der zweiten und 20 Jahre nach der ersten Gruppe!

Sind diese Argumente nicht stark genug, um uns alle zu motivieren, in unsere Beziehung zu Gott mehr zu investieren?

Alle grossen Weltreligionen lehren, dass der Mensch, so wie er geboren wird, keine Gemeinschaft mit Gott haben kann, weil er den hohen Ansprüchen nicht genügt. Viele Religionen zeigen Wege auf, wie der Mensch durch eigene Anstrengung Gott näher kommen kann, sei es durch gute Werke, Askese, Meditation oder anderes.

Auch die Bibel lehrt uns, dass der Mensch getrennt ist von Gott, weil ein gerechter Gott keine Gemeinschaft mit ungerechten Menschen haben kann. Gott bietet uns aber Versöhnung an durch seinen Sohn Jesus Christus, der stellvertretend für uns die Strafe für unsere Ungerechtigkeit getragen hat: «Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.»3

Diese Zusage gilt für jedermann, tritt aber erst in Kraft, wenn wir uns nach dem Prinzip der Wahlfreiheit darauf einlassen! Mein Mann und ich haben diese Entscheidung vor vielen Jahren getroffen. Seither erleben wir Gott täglich im Kleinen und Grossen und spüren seine Treue in guten wie in schlechten Zeiten.

Ich möchte Sie herausfordern: Treffen Sie wichtige Entscheidungen für Ihr zukünftiges Leben. Am besten hier und jetzt. Sie können sich entscheiden, Risikofaktoren für Ihre Gesundheit aktiv zu beseitigen. Seien wir uns aber bewusst: der grösste Risikofaktor ist ein Leben ohne Gott! Aussagen über Gesundheit finden wir an vielen Stellen in der Bibel. Die eindrücklichsten stehen im «Gesundheitspsalm» Nr. 91: «Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt, der kann bei ihm, dem Allmächtigen, Ruhe finden… Er bewahrt dich vor versteckten Gefahren und vor tödlicher Krankheit. Selbst vor der Pest, die im Dunkeln zuschlägt, oder dem tödlichen Fieber, das am hellen Tag die Menschen befällt, fürchtest du dich nicht. Wenn tausend neben dir tot umfallen, ja wenn zehntausend in deiner Nähe sterben – dich selber trifft es nicht! Du aber darfst sagen: beim Herrn bin ich geborgen…»

Dr. med. Ursula Köppel, CH-Oberweningen verheiratet, Allgemeinärztin, Mutter von fünf Töchtern im Alter von 12 bis 22 Vorstandspräsidentin von World Vision Schweiz, Referentin der IVCG

Dieser Vortrag ist auf CD oder Audio-Kassette zu beziehen bei: Coba Communication, CH 5734 Reinach www.medienshop.ch Bestell-Nr. 5733CD oder Kassette ZH 5733

Fussnoten
1 Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization)
2 1. Mose, Kapitel 2, Sätze 18 und 23
3 Johannes, Kapitel 3, Satz 16

Datum: 03.06.2005
Autor: Dr. Ursula Köppel
Quelle: Reflexionen

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